Erfüllte Zeit

26. 07. 2009, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

 

Redaktion: Martin Gross

Moderation: Brigitte Krautgartner

 

 

 

"Die wunderbare Speisung einer Volksmenge am See von Tiberias" (Johannes 6, 1 - 15)

>>Kommentar: Helga Kohler-Spiegel, Religionspädagogin aus Vorarlberg.

 

 

Zusammenfassung der 11. Ökumenischen Sommerakademie Kremsmünster

Den Himmel offen lassen - der christliche Glaube in der Herausforderung des wissenschaftlichen Weltbildes. Unter diesem Titel fand kürzlich im oberösterreichischen Benediktinerstift Kremsmünster die 11. Ökumenische Sommerakademie statt. Ein Motto, das zum heurigen Darwin-Jahr und zum Jahr der Astronomie passt. Und es passt zum gastgebenden Konvent, wie Abt Ambros Ebhart unterstreicht. Denn die Geistlichen aus Kremsmünster sind auch Herren über eine naturwissenschaftliche Forschungseinrichtung, die ihresgleichen sucht.

Und so ist es kein Widerspruch, dass die Mönche hier auch wertvolle naturwissenschaftliche Forschungsarbeit geleistet haben und immer noch leisten. So werden im Stift seit dem Jahr 1762 Wetteraufzeichnungen geführt - ohne zeitliche Unterbrechung und immer vom selben Ort aus. Das gilt weltweit als einzigartig.

Vor 300 Jahren veröffentlichte Johannes Kepler seine Schrift "Astronomia Nova". Man nimmt an, dass der Astronom, Mathematiker, Optiker und evangelische Theologe Kepler auch enge Beziehungen zum Stift Kremsmünster pflegte. Jedenfalls ist ihm in der Sternwarte des Konventes, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, ein Denkmal gesetzt.

Auch Charles Darwin war übrigens Theologe, er gehörte der anglikanischen Kirche an.

Wenn man den biblischen Schöpfungsbericht ernst nimmt, unterstreicht der evangelische Superintendent von Oberösterreich Gerold Lehner, dann geht daraus sehr deutlich hervor, dass es zwischen Gott und der Natur einen untrennbaren Zusammenhang gibt.

Mit anderen Worten: Zahlreiche Naturwissenschaftler kehren der Theologie - und dem, was sie in den Dialog einbringen will - den Rücken zu.

Eine Entwicklung, vor der der römisch-katholische Diözesanbischof von Graz-Seckau, Egon Kapellari, warnt.

Dieses Orientierungswissen soll unter anderem die Wahrung von Werten sicher stellen. Was allerdings nicht bedeutet, dass diese Werte nicht auch kritisch hinterfragt werden dürften. Eine Trennung von Religion und vernünftigem Denken ist nicht im Sinne Kapellaris.

Auch der griechisch-orthodoxe Theologe Alexandros Papaderos plädiert für ein konstruktives Miteinander von Glauben und Naturwissenschaft. Ein Vorbild dafür sieht er im biblischen Buch Genesis. Dort wird beschrieben wie Adam den Lebewesen zu ihnen passende Namen gibt. Was eigentlich voraussetzt, dass er sie zunächst beobachtet - also erforscht hat.

Freilich - eines dürfe bei all der wissenschaftlichen Leidenschaft nicht in Vergessenheit geraten: Dem Menschen ist in dieser Welt nur bruchstückhaftes Erkennen möglich. Er selbst habe auch schon Naturwissenschafter kennen gelernt, die der selben Überzeugung gewesen seien.

Im nächsten Jahr wird sich die Ökumenische Sommerakademie mit Fragen an der Schnittstelle von Theologie und Wirtschaftswissenschaften beschäftigen.

Gestaltung: Brigitte Krautgartner

 

 

Buchtipps für den Sommer

Egal ob Hitze oder Regen - während der Urlaustage im Sommer hat man mehr Zeit zum Lesen als in anderen Phasen des Jahres.

"Handbuch der Kirchenspaltung" unter diesem Titel hat der kritische Theologe Franz-Josef Weissenböck - der übrigens nicht im kirchlichen Dienst beschäftigt ist - eine Sammlung von Glossen vorgelegt. EIne von Weissenböcks Thesen: In der römisch-katholischen Kirche von heute werde zu vieles einfach unter den Teppich gekehrt totgeschwiegen.

Pointiert und leicht lesbar - ohne deshalb oberflächlich zu werden - entwickelt Weissenböck seine Gedanken. In erster Linie wendet er sich an ein kirchennahes Publikum, erklärt Autor Franz Josef Weissenböck.

Franz Josef Weissenböck. Sein Handbuch der Kirchenspaltung ist in der Edition Va bene erschienen.

 

Im Wiener Dom-Verlag ist vor wenigen Tagen die Lebensgeschichte des engagierten Südtiroler Priesters Karl Kuppelwieser erschienen. Er ist seit 40 Jahren in Südafrika als Missionar tätig - und dort will er auch bleiben, schreibt er.

Das Buch über Karl Kuppelwieser trägt den Titel "Brennpunkt Südafrika".

Gestaltung: Brigitte Krautgartner

 

 

"Erleuchtung trifft Auferstehung"

Spätestens seit den Hippies in den sechziger Jahren hat das Interesse an südostasiatischen Religionen weite Kreise erfasst - speziell der Buddhismus ist en vogue. Doch abseits modischer Trends haben sich viele Menschen ernsthaft dieser alten Religion zugewandt.

Das hat in Österreich zur Etablierung einer buddhistischen Religionsgemeinschaft geführt - die schon seit einem Viertel Jahrhundert staatlich anerkannt ist.

Andere haben den Brückenschlag zwischen Christentum und Buddhismus versucht - und in diesem Sinn praktizieren seit mehr als 30 Jahren auch viele Christinnen und Christen Formen des Zen.

Unsere ORF-Kollegin Ursula Baatz zieht jetzt in ihrem neuen Buch eine kritische Zwischenbilanz. "Erleuchtung trifft Auferstehung" - erschienen im Theseus-Verlag - will aber auch eine Orientierungshilfe anbieten.

Gestaltung: Markus Veinfurter

 

 

Musikliste:

 

RIAS Kammerchor und Sinfonietta unter der Leitung von Marcus Creed: "All we like sheep" aus dem Oratorium "Der Messias" von Georg Friedrich Händel

 

Camerata Academica des Mozarteums Salzburg unter der Leitung von Sandor Vegh: "Allegro" aus "Divertimento in D-Dur KV 136 - Salzburger Symphonie Nr. 1" von Wolfgang Amadeus Mozart

 

The Amsterdam Baroque Choir und Orchestra unter der Leitung von Ton Koopman: "Cum sancto spiritu" aus der "Messe in h-moll BWV 232" von Johann Sebastian Bach

 

Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Riccardo Muti: "Dona nobis pacem" aus der "Messa solenne in d-moll" von Luigi Cherubini

 

Take 6: "Mary" von Mark Kibble

 

Chanticleer unter der Leitung von Joseph Jennings: "Regina Coeli", Motette von Tomas Luis de Victoria