|
||||
Erfüllte Zeit14. 11. 2010, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
Redaktion: Martin Gross Moderation: Markus Veinfurter
"Die Ankündigung der Zerstörung des Tempels" (Lukas 21, 5 - 19) >>Kommentar: Josef Schultes, Religionspädagoge.
Vom Lesen und Vor-Lesen: Juden, Christen und Muslime und ihre
heiligen Bücher Wir befinden uns akustisch in einer
us-amerikanischen Synagoge, natürlich in keiner orthodoxen Gemeinde,
denn dort wäre ein Tonmitschnitt am Schabbat undenkbar. Der kleine
Jacob ist aufgeregt, denn er hat vor wenigen Tagen seinen 13.
Geburtstag gefeiert und nun steht er ganz vorne im
Schabbat-Gottesdienst, vor der Thora Rolle, aus der er gleich
vorlesen wird, das erste Mal in seinem Leben im Rahmen eines
Gottesdienstes, denn das gehört zu den Pflichen eines religiös
mündigen Juden, und dieser Lebensabschnitt beginnt heute, an seinem
Bar Mizwah-Tag. Hebräisch zu lesen und vorzulesen ist für viele
Juden, die eine andere Muttersprache haben alles andere als leicht,
aber Jacob schlägt sich wacker! Lesen, Nachlesen und Nachprüfen können
ist unabdingbar wichtig für eine Religion, die so viel Wert legt auf
Einhaltung von göttlichen Geboten, die sich aus heiligen Schriften
ableiten lassen. Dabei war es in den Zeiten der Antike alles andere
als selbstverständlich, lesen zu können. In der Thora steht, Du
sollst deine Kinder lehren. Und das Lernen war von Beginn an wichtig
im Judentum und dafür zuständig waren die Väter der Kinder. Dass Christen in der Bibel lesen
sollten war ein Hauptanliegen der reformatorischen Bewegungen schon
seit dem Mittelalter. Dafür verfasste man Übersetzungen der
lateinischen Vulgata-Bibel in die jeweiligen Volkssprachen. Ein
Unterfangen, das von der römisch-katholischen Kirche immer wieder
mit Bann, Verfolgung und drakonischen Strafen beantwortet wurde.
"Wer gibt den ungebildeten Männern und Frauen, welchen die heiligen
Bücher in die Hände fallen, die Fähigkeit, den richtigen Sinn
herauszufinden?", sorgte sich etwa ein Mainzer Erzbischof im 15.
Jahrhundert. Eine Bibel zu besitzen und in ihr zu lesen konnte über
Jahrhunderte gefährlich sein. Szenenwechsel: Ein kleines Mädchen
rezitiert den Koran, nach muslimischer Überzeugung Wort für Wort von
Gott dem Propheten Mohammed eingegeben und von diesem unverfälscht
wiedergegeben. Gott hat sich den Menschen also auf
arabisch geoffenbart, was keine geringe Herausforderung für
anderssprachige Muslime darstellt, denn Koranübersetzungen gelten
nicht als im religiösen Sinn vollwertig. Allen sprachlichen
Widrigkeiten zum Trotz gibt es aber weltweit über 100.000 Menschen,
die den Koran auswendig können, und seine Rezitation ist eine im
Islam hochgeschätzte Kunst. Gestaltung: Martin Gross
Den Gesang Gottes lesen
Buchtraditionen kennen nicht nur die drei abrahamitischen Religionen
Judentum, Christentum und Islam, sondern auch die Religionen, die
aus dem indischen Subkontinent hervorgegangen sind - also die
Hindu-Traditionen, der Buddhismus, aber auch die Religion der Sikhs.
Ihnen gehören gut eineinhalb Milliarde
Menschen an: 900 Millionen Hindus, 400 Millionen Buddhisten und 23
Millionen Sikhs. Diese Religionen sind längst nicht nur
in Asien, sondern auf der ganzen Welt zu finden. Die ältesten religiösen Überlieferungen
- die Veden - gehen bis auf das zweite Jahrtausend vor Christus
zurück. Gestaltung: Ursula Baatz
Mit Bildern aus dem Jenseits heilen - religiöse Symbole im Kampf
gegen Burn-out
Wenn Du es eilig hast - geh langsam! Dieser scheinbar paradoxe Rat wird dem
chinesischen Denker Konfuzius zugeschrieben. Und er hat durchaus seinen Sinn. Denn
wer es eilig hat und deshalb immer schneller geht und sich mit der
Zeit auf dieses Tempo einstellt - dem geht irgendwann die Luft aus. Burn-Out heißt das Phänomen, das
Medizinerinnen und Mediziner immer öfter diagnostizieren (auch wenn
der Begriff selbst in Fachkreisen nicht ganz unumstritten ist). Laut Angaben der Ärztekammer sind in
Österreich rund 500.000 Menschen davon betroffen. Ungefähr doppelt
so viele dürften es tatsächlich sein, wenn man die hohe Dunkelziffer
mitberücksichtigt. Hilfe ist möglich - aber nicht alle
sprechen auf dasselbe an. So können in manchen Fällen Medikamente
sinnvoll sein, für andere wiederum ist Meditation hilfreich. Und
auch alte Weisheiten aus den Weltreligionen werden in diesem
Zusammenhang geradezu erstaunlich aktuell. Gestaltung:
Brigitte Krautgartner
|