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Erfüllte Zeit11. 12. 2011, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1
Lebensweisen - Glaubenswelten. Ein Panorama am Sonntagmorgen mit Reportagen und Berichten aus der Welt der Religion und Religionen.
Johannes 1, 6 - 8. 19 - 28 >>Kommentar: Pater Gustav Schörghofer. Er ist katholischer Theologe, Jesuit und Kunsthistoriker sowie Rektor der Wiener Universitätskirche.
Kloster-Gleichenfeier
in Wien 20
Immer häufiger kommt es in Österreich vor, dass Pfarrhöfe verwaist
sind, und auch Klöster und deren Einrichtungen werden geschlossen
oder zusammengelegt. Da ist es umso Aufsehen erregender, wenn ein
neues Kloster gebaut wird - wie es derzeit im 20. Wiener
Gemeindebezirk der Fall ist. Die "Kleinen Schwestern vom Lamm" -
nicht zu verwechseln mit den schon länger bestehenden "Kleinen
Schwestern Jesu" - bekommen dort ein neues Zuhause. Am kommenden
Dienstag ist Gleichenfeier auf der Baustelle. Die Gemeinschaft vom Lamm ist ein
relativ junger Zweig des Dominikanerordens, der auch viele
franziskanische Einflüsse aufgenommen hat. 1983 wurde sie
kirchenrechtlich anerkannt. Kardinal Christoph Schönborn, der ja
selber Dominikaner ist, hat die Gemeinschaft nach Österreich geholt.
Ihr Leitsatz lautet: Auch wenn ich verletzt bin, höre ich nie auf zu
lieben. Diese Verletzlichkeit passt ihrer Meinung nach auch der
Haltung zum Lamm Gottes - von dem die Gemeinschaft ihren Namen
ableitet. Die Beifügung "klein" soll die Solidarität mit den Ärmsten
in der Gesellschaft ausdrücken. Hören Sie mehr von
Kerstin Tretina, die
auch die Baustelle des neuen Klosters besucht hat.
Ausstellung: "BESA -
Ein Ehrenkodex"
Eine alte Frau, die ein weißes Kopftuch trägt. Auf ihrem Gesicht die
Andeutung eines Lächelns. In der einen Hand hält sie den Koran, in
der anderen ein Gläschen Weinbrand, mit dem sie eine Geste macht,
als wolle sie auf etwas anstossen. Lime Balla heißt sie - eine
albanische Muslimin, die zu Zeiten der Shoah drei verfolgte Juden in
ihrem Haus aufgenommen hat. Ihr Porträt ist derzeit in der
Ausstellung "BESA - Ein Ehrenkodex" in Wien zu sehen. 12
Einzelpersonen, bzw. Familien werden darin gezeigt, allesamt
muslimischer Herkunft, die während des Zweiten Weltkrieges jüdische
Verfolgte gerettet haben. Sie haben sich der deutschen
Besatzungsmacht widersetzt - nicht zuletzt aus religiösen Motiven.
Ein wenig bekanntes Kapitel Zeitgeschichte, das es wert ist,
entdeckt zu werden. Gestaltung:
Brigitte Krautgartner
Tipp: CityScienceTalk - Die Wissenschaft und der liebe Gott Gott ist eine kulturelle Errungenschaft und der Glaube sowohl gemeinschaftsstiftend als auch entzweiend. 85% der Weltbevölkerung sind religiös. Nicht nur daraus schließt der Psychiater und Hirnforscher Manfred Spitzer, dass der Gedanke an Gott offensichtlich schon seit Menschengedenken in uns steckt. Durch bildgebende Verfahren konnte er im Scanner zeigen, welche Hirnregion aktiv ist, wenn Menschen an Gott denken. Das sagt allerdings nichts über die Existenz Gottes aus. Diese Frage bleibt bei diesem CityScienceTalk mit Manfred Spitzer auch zweitrangig, wissen wir doch seit Kant, dass Gott sich nicht beweisen lässt. Wir wissen aber auch, dass Gott sich nicht widerlegen lässt. Uns bliebt also nur zu glauben. Das geschieht im Kopf. Erstaunlicherweise ist für religiöses und kontemplatives Denken eine andere Hirnregion aktiv als beim Beten. Mehr zum Thema von Manfred Spitzer am 19.12.2011 ab 19.00 Uhr in der Aula der Wissenschaften, Wollzeile 27, 1010 Wien. Anmeldungen unter: office@aula-wien.at
Gregorianischer Choral - Neue CD der Mönche von Stift Heiligenkreuz
Nach ihrer ersten CD "Chant - Music for Paradise", die sich mehr als
eine Million mal verkauft hat, haben die Zisterziensermönche aus dem
niederösterreichischen Stift Heiligenkreuz jetzt sozusagen die
Fortsetzung herausgebracht: „Chant, amor et passio“. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft -
könnte man sagen. Die CD bietet wieder gregorianischen Choral -
gewidmet ist sie allen, die nach Gott suchen - und Papst Benedikt
dem XVI., wie es im Booklet heißt. Doch was passiert in einem Kloster,
wenn die Mönche prominent werden und Einladungen zu glamourösen
Shows bekommen? Was geschieht mit dem verdienten Geld - die erste CD
hat immerhin über eine halbe Million Euro eingebracht... Und ist der ganze Rummel nicht völlig
inkompatibel mit dem ruhigen Leben der Mönche? Fragen wie diese hat
Roberto Talotta mit
Pater Karl Wallner besprochen. Der hat als Chor-Mitglied und
Pressesprecher des Stiftes diese Entwicklungen ja hautnah miterlebt.
CD: The Cistercian Monks of Stift Heiligenkreuz "Chant - Amor et Passio", Obsculta Music
Über das Leben im Kloster - Interview mit Abt Otto Strohmaier Das Leben im Kloster ist an Bedingungen
geknüpft, die sich auch gläubige Katholikinnen und Katholiken in
dieser Radikalität wohl nicht zumuten möchten. Armut, Gehorsamkeit und den Verzicht
auf eine Partnerschaft, auf körperliche Nähe und Zärtlichkeit. Die Ehelosigkeit - der derzeit
umstrittenste der drei sogenannten "evangelischen Räte" - gilt auch
für römisch-katholische Weltpriester, also für Geistliche, die nicht
im Kloster, sondern „draußen in der Welt“ leben. Allerdings ist er für diese - anders
als für die Ordensleute - erst seit dem 11. Jahrhundert allgemein
verpflichtend. Darauf weist nicht zuletzt die Pfarrerinitiative rund
um Helmut Schüller immer wieder hin. Wie ist das mit der Enthaltsamkeit nun
wirklich zu verstehen - und wie ist es, sie Tag für Tag zu leben? Nicht ganz einfach, bestätigt Otto
Strohmaier - und er muss es als katholischer Priester und Mönch ja
wissen. Der gebürtige Steirer hat sich bereits im Jahr 1957 mit
seinem Eintritt ins Kloster für den Zölibat entschieden. Seit bald
30 Jahren steht er als Abt nun an der Spitze des Benediktinerstifts
St. Lamprecht in der Steiermark.
Maria Harmer hat mit Abt Strohmaier über den Zölibat, Gehorsam
und die Pfarrerinitiative gesprochen.
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