Erfüllte Zeit

11. 03. 2012, 7.05 Uhr - 8.00 Uhr, Österreich 1

 

 

 

Lebensweisen - Glaubenswelten. Ein Panorama am Sonntagmorgen mit Reportagen und Berichten aus der Welt der Religion und Religionen.

 

 

 

 

Johannes 2, 13 - 25
>>Kommentar: Markus Schlagnitweit, katholischer Theologe.

 

 

Die Barmherzigen Brüder in Österreich

Österreich gilt - im internationalen Vergleich - noch immer als reiches Land, wahrscheinlich zu Recht. Trotzdem sind - seriösen Schätzungen zufolge - ungefähr 100.000 Menschen ohne Krankenversicherung.

Das heißt: Selbst in schweren Notfällen müssten diese für die ärztliche Behandlung bezahlen. Und billig ist das nicht. Sie sind daher auf Hilfe angewiesen - wie sie etwa der katholische Orden der Barmherzigen Brüder anbietet. Medizinische Betreuung auf der Höhe der Zeit - aber kostenlos. In Wien sind die Barmherzigen Brüder vor allem für ihr Zahnambulatorium bekannt - aber ihr Angebot ist umfassend.

Erst vor wenigen Tagen - am 8. März - wurde in der katholischen Kirche das Namensfest des Gründers der Barmherzigen Brüder, des Heiligen Johannes von Gott, gefeiert.

Nachdem er die Zustände in einem Krankenhaus des frühen 16. Jahrhunderts am eigenen Leib erfahren hatte - entschloss er sich, selbst eines zu gründen.

Das führte zu Gründung einer heute weltweit tätigen Ordensgemeinschaft.

In Österreich betreiben die Barmherzigen Brüder zehn Ordenswerke mit mehr als 4.400 hauptamtlichen Angestellten - und etwa 100.000 Patientinnen und Patienten.

Gestaltung: Julia Ortner

 

>>Barmherzige Brüder Österreich

 

 

Filmtipp: "Die Mühle und das Kreuz"

Während Johannes von Gott im 16. Jahrundert mit seinen Barmherzigen Brüdern einen wesentlichen Beitrag zu einer modernen Krankenversorgung geleistet hat - da tobte in den spanischen Niederlanden noch die Inquisition.

Damit - und mit einem Gemälde eines großen niederländischen Meisters beschäftigt sich jetzt ein Film eines polnischen Regisseurs: „Die Kreuztragung Christi“, so heißt eines der bekanntesten Werke von Pieter Bruegel.

Zu sehen ist es im kunsthistorischen Museum in Wien - und jetzt auch im Kino.

Die Geschichte rund um das Bild - wie es entstanden sein könnte - hat der polnische Regisseur Lech Majewski filmisch umgesetzt. Das Ergebnis ist eine Passionsgeschichte der besonderen Art - wird doch der biblische Leidensbericht mit den blutigen Gräueltaten der Inquisition verwoben.

Gestaltung: Brigitte Krautgartner

 

 

Filmtipp: "Der letzte Jude von Drohobytsch"

Der polnisch-jüdische Musiker Alfred Schreyer hat das Leben im Ghetto, die Zwangsarbeit, das KZ überlebt. Heute - mit 90 Jahren - ist er der "letzte Jude von Drohobytsch" - und so heißt auch der Film von Paul Rosdy.

 

 

"Mit brennender Sorge"

Das Verhalten der beiden Pius-Päpste in der Zeit des Nationalsozialismus, im Zweiten Weltkreig, während Millionen Menschen Rassenwahn und Nazi-Terror zum Opfer fielen, ist ein weiteres dunkles Kapitel der Kirchengeschichte.

Vor allem Pius XII. wird bis heute sein Schweigen zur Shoah, zum Holocaust, zur Last gelegt.

Sein Vorgänger Pius XI. erhob vor 75 Jahren Protest - am 14. März 1937 wurde in deutscher Sprache die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ veröffentlicht.

Darin warnte der Papst eindringlich vor dem Nationalsozialismus. Wörtlich sprach er darin von einer „Irrlehre“ und einem „Götzenkult“. Aber, so sagen Kritiker, sind Antisemitismus und Judenverfolgung nicht explizit genannt worden, obwohl der Papst darüber bestens informiert gewesen sei.

Wolfgang Slapansky hat mit dem Wiener Kirchenhistoriker Rupert Klieber über diese vor 75 Jahren veröffentlichte Enzyklika gesprochen.

 

 

Der jüdische Friedhof in Wien-Währing

Die einst so bedeutsame Begräbisstätte, auf deren Grabsteinen durchaus prominente Namen zu finden sind, ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten.

Die Historikerin Tina Walzer hat dem jüdischen Friedhof Währing ein Buch gewidmet.

Gestaltung: Brigitte Krautgartner

 

Buch:

Tina Walzer, "Der jüdische Friedhof Währing in Wien", Böhlau Verlag