Motive - Aus dem Evangelischen Leben

Sonntag, 28. 11. 2010, 19.04 Uhr bis 19.30 Uhr Österreich 1

 

 

 

„Vom Wunder der Sprache“ –

Zum 100.Geburtstag von Friedrich Weinreb, Teil 2

(Teil 1: Logos 27.11., 19.04 Uhr, Ö 1)

 

 

Der 1910 in Lemberg geborene jüdische Schriftsteller, Erzähler und Mystiker Friedrich Weinreb gilt neben Ferdinand Ebner als einer der originellsten religiösen Sprachdenker des 20. Jahrhunderts.  Er und seine Familie mussten vor den Nazis in die Niederlande fliehen, wo er in Rotterdam zunächst in Volkswirtschaft promovierte. Doch sein eigentliches Interesse galt der Auslegung des biblischen Wortes. In seinem Hauptwerk „Schöpfung im Wort – Die Struktur der Bibel in jüdischer Überlieferung“ geht es ihm um den überzeitlichen „Sinn“ der hebräischen Bibel als Urkunde des Seins überhaupt, jenseits aller historisch beweisbaren Tatsachen. Wesentlich für jede biblische Lektüre ist für Weinreb die direkte Mittlerschaft des Wortes zwischen Gott und dem Hörer des Textes. Er selbst sagte:“So kann man dieses Wunder erkennen, wenn man zur Ursprache kommt und im Wort Gott erkennt. Und das ist das Wunder, das dem Menschen das ewige Leben schenkt“.
Friedrich Weinreb war sehr am Dialog zwischen den Religionen interessiert. Er pflegte intensive Kontakte mit dem Christentum und mit dem Islam, sowie den östlichen Religionen. Seine jüdische Herkunft freilich relativierte er dennoch nie. Zeigt sich doch für viele das Zusammenspiel aller Religionen nachgerade da, wo man der eigenen religiösen Tradition bis auf den letzten Grund nachgeht.

 

Die Friedrich-Weinreb-Stiftung Zürich ist eine christlich-jüdische Institution zur Wahrung seines geistigen Erbes. Vom 12. bis 14. November 2010 lädt sie zu einer Jubiläumstagung auf die Insel Reichenau im Bodensee, an der auch Johannes Kaup für „MOTIVE“ teilnimmt. Dabei kommt auch der evangelische Theologe und Pfarrer in Ruhe Horst Schulze, ein besonderer Weinreb-Kenner, ausführlich zu Wort.