News 17. 01. 2005

"Das hat nichts mit der Pfarre zu tun"

Die Zahl der Kirchenaustritte hat in der katholischen Kirche Oberösterreichs, der Steiermark und Salzburgs im vergangenen Jahr neue Höchststände erreicht. 

Waren es im Gebiet der Diözese Linz im Jahr 2003 knapp unter 6.000 Austritte, so stieg die Zahl im Jahr 2004 auf 8.024. Rund 40% davon entfielen allein auf die Monate September bis Dezember. Für Bischofsvikar Willi Vieböck hat die hohe Austrittszahl "vermutlich" auch mit den Turbulenzen in St. Pölten zu tun, sagte er in einer Pressekonferenz am Montag in Linz. Wenn sich Pfarren bei Ausgetretenen nach den Gründen für ihren Schritt erkundigen, hören sie jedenfalls oft, das habe nichts mit der Pfarre zu tun: "Ihr seid ja in Ordnung." Aber zur Zufriedenheit mit dem Leben in der Pfarre komme andererseits eine große Unzufriedenheit mit anderen kirchlichen Entwicklungen oder Vorfällen sowie die Zahlungsverpflichtung beim Kirchenbeitrag, so Vieböck.

Rekordwert auch in der Steiermark…

Auch in der steirischen Diözese Graz-Seckau war im Jahr 2004 die Zahl der Kirchenaustritte mit 8.347 bedeutend höher als im Jahr davor (2003: 6.034). Dies ist laut einem Sprecher der Diözese eine Steigerung von 38,33 Prozent und "der höchste Stand seit dem Zweiten Weltkrieg". Die Monate mit den höchsten Austritten seien die Sommermonate im Gefolge der St. Pöltner-Priesterseminaraffäre gewesen, "da gibt es überhaupt nichts zu beschönigen", so der Sprecher zur APA. Die Zahl der Kircheneintritte von über 700 (ohne Dezember 2004) hätten sich mit 2003 (748) ungefähr die Waage gehalten. Der Katholikenanteil an der Gesamtbevölkerung in der Steiermark liegt nun bei 78,65 Prozent.

… und in Salzburg

Auch die Erzdiözese Salzburg musste 2004 einen neuen Rekord an Kirchenaustritten hinnehmen. Waren es 2003 "nur" 3.074 Katholiken, die der Kirche den Rücken gekehrt hatten, so stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 4.267. "Das ist die höchste Anzahl in der Geschichte der Erzdiözese überhaupt", wie Pressesprecher Karl Roithinger auf Anfrage der APA feststellte. Besonders in der zweiten Hälfte des Jahres 2004 hätten sich die Austritte gehäuft. Das habe sicher mit den Vorgängen rund um St. Pölten zu tun, meinte Roithinger. Die Steigerung in Salzburg beträgt etwas mehr als 39 Prozent. Den gleichen Zuwachs meldete vor wenigen Tagen auch die Diözese Feldkirch, wo die Zahl der Austritte von 1.563 auf 2.180 gestiegen ist. 

39%iger Anstieg in Kärnten...

Einen enorm hohen Anstieg bei den Kirchenaustritten verzeichnete im vergangenen Jahr auch Kärnten. 2004 verließen laut Angaben der Diözese Gurk 2.925 Katholiken ihre Kirche, das sind um 821 Personen mehr als 2003 und bedeutet eine Steigerung um 39 Prozent. Im Jahr 2003 war demgegenüber ein Rückgang an Kirchenaustritten zu verzeichnen gewesen. Die Zahl der Wiedereintritte bzw. Übertritte in die Katholische Kirche ist in Kärnten 2004 gegenüber dem Vorjahr gestiegen und beläuft sich auf 261 (235 im Jahr 2003).  Mit 1. Jänner 2005 gehören in Kärnten 432.500 Frauen und Männer der Katholischen Kirche an. Damit liegt in der Diözese Gurk der Katholikenanteil an der Wohnbevölkerung mit 77,5 Prozent über dem gesamtösterreichischen Wert von knapp über 70 Prozent.  

... 18%iger in Tirol

3.015 Tiroler haben der katholischen Kirche im Vorjahr den Rücken gekehrt. Das sind bezogen auf die Gesamtzahl der Katholiken (406.995 Personen) 0,74 Prozent, gab die Diözese Innsbruck am Montag bekannt. Im Jahr 2003 waren noch 2.554 Kirchenaustritte verzeichnet worden. Der Anstieg beträgt 18,3 Prozent. Die Kirchenaustritte sieht Seelsorgeamtsleiterin Elisabeth Rathgeb im allgemeinen Trend zum Abschied aus Großinstitutionen. Dazu seien im vergangenen Jahr verstärkend noch die Ereignisse in der Diözese St. Pölten gekommen. So hätten die Austritte in den Monaten Juli bis Oktober 2004 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres deutlich zugenommen. Am stärksten sei die Zunahme im Monat Oktober mit 325 Austritten gegenüber 193 im Jahr 2003 ausgefallen. Demgegenüber traten im vergangenen Jahr laut Rathgeb rund 150 Personen wieder in die Kirche ein.

 

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