Erzbischof Cordes: Benedikt XVI. wird die Menschen überzeugen

Papst Benedikt XVI. wird nach Meinung von Kurienerzbischof Paul J. Cordes die Menschen überzeugen. Der Papst sei ein sehr gewinnender Mensch und werde als Papst eine prophetische Botschaft für die Gegenwart und Zukunft bringen.

In einem Gespräch mit "Kathpress" zog Erzbischof Cordes, Präsident des Päpstlichen Wohlfahrtsrates "Cor Unum", am Mittwoch eine Bilanz über die ersten 100 Tage der Amtszeit des neuen Papstes. Noch sei es sehr früh, um charakteristisch Neues an Papst Benedikt XVI. ausmachen zu wollen, erklärte Cordes. Einiges sei aber schon festzustellen. So verzichte der Papst "schon aus Altersgründen" auf manche Aktivitäten, die unter seinem Vorgänger üblich gewesen seien. Er habe zum Beispiel kaum Gäste bei seinen Eucharistiefeiern am Morgen oder bei den Mahlzeiten. Vermutlich werde er auch weniger reisen als Johannes Paul II.

Betonung der individuellen Gottesbeziehung

Während Johannes Paul II. ein starkes Amtsbewusstsein gehabt habe, lasse Benedikt XVI. sein "sensibles, theologisch geformtes Herz" sprechen, sagte Cordes. An seinem Auftreten beeindrucke am meisten seine Einfachheit. Er sei authentisch wie sein Vorgänger, aber in anderer Weise und bekunde unmittelbar seine persönliche Glaubenserfahrung. In seinen ersten Pontifikatsansprachen habe Benedikt XVI. stark die individuelle Gottesbeziehung betont, erklärte der Kurienerzbischof. Dies habe mit der Lebensgeschichte Ratzingers zu tun. Während der Pole Karol Wojtyla aus einem Land gekommen sei, in der Christlichkeit fast ein gesellschaftlicher Faktor war, sei der neue Papst in einer stärker vom Säkularismus geprägten Welt aufgewachsen. Es gehe ihm zunächst darum, die Menschen mit Christus und den Grundwahrheiten des Glaubens zu konfrontieren.

Ein politischer Papst?

Nach Cordes' Einschätzung wird Benedikt XVI. den Kontakt zu UNO, UNESCO, Europarat und anderen Zentren pflegen, die Wertvorstellungen beeinflussten. Er werde dort präsent sein und Einfluss zu nehmen versuchen, sagte der Kurienerzbischof. Seine jüngsten Äußerungen zum Terror machten bereits deutlich, dass dem Papst politische Abstinenz fernliege.