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News 27. 07.
2005 |
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100 Tage Papst Benedikt XVI.Am 19. April wurde Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst gewählt. Am 28. Juli ist Benedikt XVI. 100 Tage im Amt. Für einiges Medienecho sorgte unter anderem die Kritik des Papstes an "wilden Ehen" und "Pseudo-Ehen zwischen Menschen des gleichen Geschlechts", die er als "Ausdruck einer anarchischen Freiheit" bezeichnete. Eine Analyse von Peer Meinert, dpa.Wenn Papst Benedikt den Menschen auf dem Petersplatz zuwinkt, sind seine Bewegungen mitunter noch etwas ungelenk. Ruckartig reißt er die Arme in die Höhe, dreht die Handflächen wie zur Abwehr nach außen. Als ob Joseph Ratzinger sich noch nicht daran gewöhnt habe, dass die Menschen ihm jetzt zujubeln - statt ihn mit Kritik zu konfrontieren. Kein Wunder, schließlich war der konservative Bayer bis vor seiner Wahl zum Papst am 19. April einer der am meisten angefeindeten Kardinäle. Seitdem lebt "der Neue" in einer anderen Welt: Sonntag für Sonntag pilgern Zehntausende unter sein Fenster im Vatikan. Wenn er das Gebet beendet, applaudieren ihm die Gläubigen; spricht er ein paar Worte auf Deutsch, schwenken sie schwarz-rot-goldene Fahnen. 100 Tage ist Ratzinger nun im Amt: Ist die Distanz zwischen dem kühlen Deutschen und dem Glaubensvolk geschwunden? "Wir sind Papst"Er sei nur "ein einfacher und demütiger Arbeiter im Weinberg des Herren". Bescheiden, zurückhaltend und sympathisch präsentierte sich der Frischgewählte an diesem denkwürdigen 19. April der Welt. Es war früher Abend, ein Dienstag, es dämmerte bereits. Deutschland hielt den Atem an. Die Wahl eines Mannes aus dem "Land Luthers" war eine Sensation: Fast 500 Jahre lang hatte es keinen deutschen Papst gegeben. "Wir sind Papst" titelte die "Bild"-Zeitung, eine Woge der Euphorie erfasste das Land. "Es war eine Bombenstimmung"Noch am Abend lud "der Neue" die über 100 Kardinäle im Vatikan zum Essen ein. Es gab zum Abschluss Eis und Sekt, langsam fiel die Anspannung von den Herren in Purpur ab: "Wir waren wie fröhliche Kinder, die mit ihrem Vater zusammensaßen", plauderte später der Kölner Erzbischof Joachim Meisner. "Es war eine Bombenstimmung." Das war ein neuer Stil im Vatikan: Ausgelassene Freude, befreiendes Lachen - so etwas hatte es lange nicht mehr gegeben. "Es ist wie ein Geschenk"Ein Papst, der wieder lachen kann, der klar und deutlich zu sprechen vermag, der auf eigenen Füßen gehen kann - das war für viele das eigentlich Befreiende der Wahl. Die Gläubigen in der Welt hatten gelitten unter der langen Krankheit von Johannes Paul II.. "Es ist wie ein Geschenk", meinte ein Römer zur Wahl. Geradezu begeistert nahmen die Gläubigen den Neuen auf - vor allem auch den "Menschen Ratzinger". Und so machten die größten Schlagzeilen bisher nicht etwa die theologischen Äußerungen Ratzingers, nicht seine Predigten, nicht seine Aufrufe - sondern sein altes Auto. Für fast 190.000 Euro wurde das betagte Vehikel im Internet versteigert - die Nachricht ging um die Welt. Auch dass sein Geburtshaus in Marktl am Inn jetzt verkauft werden soll, beschäftigt die Öffentlichkeit und die Medien mehr als viele anstehende religiöse Fragen. Das mag Ratzinger als abwegig empfinden - ändern kann er es nicht. "Er muss es erdulden", meint ein Vatikaninsider. Gegen "Homo-Ehe", "offene Beziehungen"…Ansonsten ist es ein wenig still geworden um den neuen Papst, überraschend still fast. Dabei hat "papa Ratzinger", wie ihn die Römer zärtlich nennen, rasch und ohne Zögern so gut wie all die stramm-konservativen Positionen wieder vertreten, für die er früher so angeprangert worden war. Er verdammte die Schwulen-Ehe - und im selben Atemzug auch die "offenen Beziehungen" und die "Ehen auf Probe" gleich mit. Für Ratzinger, den einstigen "Verfassungsschützer der Kirche", darf Sex nirgendwo anders stattfinden als in der kirchlich abgesegneten Ehe. Das ist nicht neu. "Aber muss er es gleich wieder so laut und deutlich sagen?" wundert sich ein deutscher Theologe in Rom. … und VerhütungEbenso kompromisslos ging Benedikt beim Thema Verhütung vor. Bei einem Besuch afrikanischer Bischöfe sprach er in einem Satz von Prostitution, Menschenhandel und einer "Haltung der Verhütung". Wer in der Euphorie der Papstwahl auf einen "weichen" Ratzinger gehofft hatte, sieht sich getäuscht. "Auch als Papst bleibt er sich treu", meint ein Vatikankenner. "Hätte man etwas anderes erwarten können?" "Wir warten auf den großen Coup"In Rom zirkuliert die Nachricht, seine erste Enzyklika sei bereits im Entstehen, sogar in seinen Sommerferien arbeite der fleißige Deutsche daran. Wovon sie handelt, dringt nicht über die hohen Vatikanmauern. Eine weitere echte Nagelprobe für den Neuen sei sein Auftritt beim Weltjugendtag in Köln Mitte August. Sein Vorgänger, der "Menschenfischer" und Medienpapst aus Polen, verstand es, Millionen Menschen in den Bann zu ziehen. "Wir befinden uns in einer Phase der Hochspannung"", meint ein römischer Theologe. "Wir warten auf den großen Coup."
Hintergrund:- Markante Aussagen von Papst Benedikt XVI. im Wortlaut
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