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News 18. 03. 2008

Dalai Lama kündigt Rücktritt im Fall exzessiver Gewalt an

Der Dalai Lama hat seinen Rücktritt als weltliches Oberhaupt der Tibeter für den Fall angekündigt, dass die gewaltsamen Proteste gegen die chinesische Fremdherrschaft außer Kontrolle geraten sollten.

Das seit seiner Flucht im März 1959 in Indien im Exil lebende Oberhaupt der Tibeter hat seine Landsleute zu Zurückhaltung aufgerufen. Falls die Gewalt außer Kontrolle gerate, hätte er nur die Wahl, als Chef der Exil-Regierung zurückzutreten, sagte der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, am Dienstag in Dharamsala.

Widergeburt nicht in besetztem Tibet

Im Jahr 2002 hatte der Dalai Lama angekündigt, dass er nach seinem Tod nicht im besetzten Tibet oder einem anderen Gebiet unter chinesischer Herrschaft wiedergeboren wird. Wenn Tibet zu seinen Lebzeiten nicht befreit werde, finde seine Wiedergeburt in einem anderen Land statt, das frei sei. Er wolle die Wiederholung der Vorkommnisse im Fall des Pantschen Lama vermeiden. Peking hatte 1989 den als Reinkarnation des verstorbenen 10. Pantschen Lama anerkannten Knaben Gedhun Choekyi Nyima in Gewahrsam genommen und einen Gegen-Pantschen-Lama bestimmt.

China: Dalai Lama für Unruhen verantwortlich

Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hatte am Montag die "Clique" des Dalai Lama für die vor über einer Woche ausgebrochenen Unruhen verantwortlich gemacht, die inzwischen auch auf andere Provinzen - Sichuan, Qinghai, Gansu - übergegriffen haben. Die Unruhen hätten schwere Verluste an Menschenleben und Eigentum verursacht, sagte Wen am Dienstag in Peking.

Interne Kritik am Dalai Lama

Kritik an dem aus seiner Sicht zu kompromissbereiten Vorgehen übte am Montag der Anführer des Tibetischen Jugendkongresses, Tsewang Rigzin. Rigzin kritisierte den Dalai Lama insbesondere wegen dessen Verzichts auf einen Aufruf zum Olympiaboykott. "China verdient es nicht, die Olympischen Spiele auszurichten", sagte Rigzin. Der Dalai Lama hatte am Sonntag lediglich erklärt, China sollte daran erinnert werden, ein "guter Ausrichter" der Olympischen Spiele zu sein. Einen Boykott lehnte er jedoch ausdrücklich ab. Gleichzeitig forderte Rigzin die Tibeter dazu auf, ihre Proteste fortzusetzen. Der Dalai Lama hatte hingegen an seinem Prinzip der absoluten Gewaltfreiheit festgehalten. Dies zeige, wie weit sich der 72-Jährige von seinem Volk entfernt habe, erklärte Rigzin. Die Frustration über den wenig erfolgreichen Kompromisskurs des Dalai Lama steige unter den Tibetern.

 

 

TV-Hinweis:

- kreuz und quer, 18.03.2008: Der Kampf um Tibet - Ende der Politik des Lächelns?

 

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Hintergrund:

- Der Dalai Lama - Symbol des tibetischen Freiheitsstrebens

 

iptv.ORF.at:

- Rücktrittsdrohung des Dalai Lama

 

 

 
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