News 09. 06. 2009

Wiener Linien verweigern Atheismuswerbung

Die Wiener Verkehrsbetriebe wollen keine Werbung für den Atheismus machen: Auf den Buslinien 13A und 14A werden keine Plakate mit der Aufschrift "Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott. Werte sind menschlich. Auf uns kommt es an" affichiert.

Eine entsprechende Kampagne hatten einige atheistische Organisationen beim Werbeflächenvermieter der Wiener Linien, der Gewista, in Auftrag gegeben, wogegen das Nahverkehrsunternehmen nun Einspruch erhob, wie "derstandard.at" berichtet. Die Wiener Linien berufen sich auf ihren Grundsatz, keine Werbung für politische Parteien oder religiöse Glaubensgemeinschaften auf ihren Fahrzeugen zuzulassen. "Auch bei Werbung für atheistische Gruppen oder Glaubenstendenzen greift dieser Unternehmensgrundsatz", betont ein Sprecher.

Atheisten: Österreich ist offenbar katholischer als gedacht

Wenig Verständnis für den Standpunkt der Wiener Linien hat man naturgemäß bei den Initiatoren der Kampagne, den Organisationen AG-ATHE ("AtheistInnen und AgnostikerInnen für ein säkulares Österreich") und AHA ("Allianz für Humanismus und Atheismus") sowie dem "Freidenkerbund Österreich". Zu sagen, dass es "höchstwahrscheinlich keinen Gott gibt", könne "man ja wohl kaum als religiöse Werbung bezeichnen". Österreich sei offenbar katholischer als gedacht. "Ein wenig mehr Weltoffenheit und Diskussionsbereitschaft hätten wir uns schon erwartet", so die Organisatoren der Kampagne in einer Aussendung.

Atheisten fühlen sich diskriminiert

Der Kampagnenstopp durch die Wiener Linien zeige jedenfalls, wie notwendig die Diskussion über den Einfluss von Religion in der Gesellschaft sei, sind die Vertreter der Atheisten-Kampagne überzeugt. Fraglich sei außerdem, ob hier nicht eine Diskriminierung vorliege: "Werbung von und für Religionsgemeinschaften wird an öffentlichen Plätzen problemlos geduldet. Menschen, die nicht an Gott glauben, wird es schwer gemacht, ihre Meinung an die Öffentlichkeit zu bringen, auch wenn sie dafür bezahlen".

Vorbild: England

Werbung in eigener Sache hatten atheistische Organisationen bereits auf öffentlichen Bussen in England und Spanien gemacht. In Deutschland ist zurzeit ein privater Bus mit der Aufschrift "Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott" unterwegs. Auch in Deutschland hatten sich zahlreiche städtische Verkehrsbetriebe geweigert, die atheistische Werbebotschaft zu transportieren.

 

 

Links:

- Atheist Campaign

- derstandard.at

 

Weitere News zum Thema:

- 29. 05. 2009: Deutschland: Atheisten starten Bus-Kampagne

- 16. 01. 2009: Spanien: "Glaubenskrieg" mit Bus-Plakaten

 

Webcast:

- Orientierung, 11. 01. 2009: Atheisten in der Offensive: „Gottlos ist geil“  

 

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang