News 23. 09. 2009

Papst-Sprecher: "Vatikan hatte keine Informationen über Williamson"

Der Vatikan bestreitet Angaben der katholischen Diözese Stockholm, nach denen der Papst über die Holocaust-Leugnung des Piusbrüder-Bischofs Richard Williamson informiert war.

Man habe Ende November 2008 Informationen über das dann erst am 21. Jänner 2009 im schwedischen Fernsehen ausgestrahlte Williamson-Interview an den Nuntius in Schweden weitergeleitet, sagte die Sprecherin der Diözese Stockholm , Maria Hesselgren, am Dienstag. Der Nuntius, Erzbischof Emil Paul Tscherrig, habe diese Informationen nach eigener Aussage auch in kurzer Frist nach Rom übermittelt. Diese Worte wurden jedoch von dem Papst-Sprecher Pater Federico Lombardi am Mittwoch entschieden dementiert.

Lombardi dementiert

Der Papst sei vor der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe der von der katholischen Kirche abgespaltenen Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX, Piusbruderschaft) nie über die Holocaust-Leugnung Williamsons informiert gewesen, versicherte Lombardi. Niemand dürfe das Gegenteil behaupten. "Der Brief des Papstes an die Bischöfe am 10. März hat die Angelegenheit geklärt. Es gibt keinerlei Grund, den Fall wieder zu öffnen", meinte Lombardi.

Informationen vom Fernsehen

Hesselgren erläuterte, sie sei von Vertretern der evangelisch-lutherischen Kirche über die Holocaust-Aussagen Williamsons informiert worden. Die Vertreter der evangelischen Kirche hatten wiederum ihre Informationen von Mitarbeitern des Schwedischen Fernsehens erhalten. Die Information über die Holocaust-Leugnung Williamsons sei aus zweiter Hand erfolgt, so die Sprecherin der Diözese.

Was wußte der Vatikan?

Am Mittwochabend will die schwedische TV-Sendung "Uppdrag Granskning" sich erneut dem Thema Williamson widmen. In einem Ankündigungsvideo fragt der Sender: "Was wusste der Vatikan?" Gezeigt werden Interview-Ausschnitte mit dem Stockholmer katholischen Bischof Anders Arborelius, Kurienkardinal Walter Kasper sowie Nuntius Tscherrig.

Drei Tage vorher

Das Interview, in dem Williamson die Existenz von Gaskammern leugnete, wurde am 21. Jänner ausgestrahlt. Drei Tage später, am 24. Jänner, gab der Vatikan bekannt, dass die 1988 erfolgte Exkommunikation der vier FSSPX-Bischöfe zurückgenommen sei. Unter ihnen war auch der britische Holocaust-Leugner Williamson. Der Vatikan erklärte später, dass der Papst vor der Rücknahme der Exkommunikation nichts von den Aussagen Williamsons gewusst habe.

Exkommuniziert

Die Piusbruderschaft war 1970 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) gegründet worden. Der extrem traditionalistische Geistliche lehnte unter anderem die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils zu Religionsfreiheit und interreligiösen Beziehungen sowie die im Gefolge des Konzils eingeführte Liturgiereform ab. 1988 weihte Lefebvre ohne Erlaubnis des Vatikan vier Männer - darunter Williamson - zu Bischöfen, was damals die automatische Exkommunikation aller Beteiligten nach sich zog.

 

 

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