News 06. 10. 2009

Kardinal Turkson: Afrika ist ein "Kontinent der Chancen"

Afrika sei ein Kontinent von Armut, Not und Kriegen, zugleich aber auch ein Kontinent der Chancen; das betonte der ghanaische Kardinal Peter Turkson am Montag bei der Aufnahme der Arbeiten der afrikanischen Bischofssynode. Als Generalrelator ist Turkson für die thematische Linie des Bischofstreffens zuständig.

Neben vielen Missständen und Problemen gebe es auch Fortschritte etwa für die Demokratie, unterstrich Turkson am Montag laut "Kathpress" in seinem Eröffnungsreferat. Er wandte sich gegen pauschale Vorurteile über den Kontinent. "Afrika wird von den Medien schon zu lange aller Dinge angeklagt, die die Menschheit verabscheut - es ist Zeit, eine Kursänderung vorzunehmen und liebevoll die Wahrheit über Afrika zu sagen", so Turkson. Es gebe despotische Regime und Korruption, aber zugleich werde die Demokratie in Afrika stärker, die politische Sensibilität nehme zu, betonte der Kardinal, der Erzbischof von Cape Coast ist. Es gebe in Afrika weniger Kriege als in Asien. Von den 48 Staaten des afrikanischen Festland seien derzeit nur vier im Krieg, zwei davon aufgrund äußerer Einmischung. Kriegsverbrecher wie Charles Taylor aus Liberia würden gerichtlich belangt. Der Kardinal aus Ghana wies auch auf den "radikalen Zusammenhang zwischen Regierungsführung und Wirtschaft" hin: "Eine schlechte Regierung führt zu einer schlechten Wirtschaft. Das erklärt das Paradox der Armut eines Kontinents, der einer der potenziell reichsten der Welt ist.

"Blühende Kirche" in Afrika

Die Christen wollten, so Kardinal Turkson, für Afrika "Salz und Licht" sein - "als Diener der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens". Afrikas Kirche solle eine "authentische Familie Gottes werden", forderte der Kardinal. Auf Grund der erfolgreichen Evangelisierung gebe es heute blühende Ortskirchen, allerdings nur südlich der Sahara, sagte der Kardinal. Wenn heute von einer "blühenden Kirche in Afrika" gesprochen werde, vergesse man leicht den Umstand, "dass die Kirche in weiten Teilen des Kontinents nördlich der Sahara heute so gut wie gar nicht mehr existiert". Der Einfluss von Sekten und fundamentalistischen islamischen Strömungen machten der Kirche auch in anderen Teilen des Kontinents zu schaffen. Zudem sei die Evangelisierung in vielen Fällen zu oberflächlich und müsse vertieft werden. Zudem äußerte sich Turkson mit Blick auf den Zölibat besorgt über die Treue mancher Priester und Ordensleute zu ihrer Berufung.

Reif für einen schwarzen Papst

Die katholische Kirche ist nach Ansicht von Kardinal Turkson reif dafür, in Zukunft einen afrikanischen Papst zu wählen: "Wir hatten einen UNO-Generalsekretär aus Ghana und es gibt jetzt einen farbigen US-Präsidenten. Die katholische Kirche, die universal ist und alle Kontinente vertritt, ist reif für einen farbigen Papst. Man kann diese Möglichkeit nicht ausschließen und es fehlt nicht an Afrikanern, die für diese Rolle reif sind.

Kondome in der Ehe können sinnvoll sein

Bei einer Pressekonferenz am Montag wurde Kardinal Turkson unter anderem zu seiner Haltung zum Kondom-Gebrauch zur Eindämmung von Aids befragt. Turkson betonte, dass der Kondom-Gebrauch in Afrika nicht das Allheilmittel gegen die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit sei. Turkson wollte nicht zur Gänze ausschließen, dass in einer aufrechten Ehe der Kondom-Gebrauch gerechtfertigt sein könnte, wenn einer der beiden Partner infiziert ist. Man müsse aber bedenken, dass in Afrika die Kondome oft von schlechter Qualität sind; auch das sei ein Grund, ihren Gebrauch abzulehnen, "weil sonst den Armen ein falsches Gefühl der Sicherheit vorgegaukelt wird". Die Kirche in Afrika setze in ihrem Kampf gegen die Ausbreitung von Aids vor allem auf Erziehung zur ehelichen Treue und zur sexuellen Enthaltsamkeit, wenn jemand infiziert ist.

 

 

Weitere News zum Thema

- 05. 10. 2009: Papst: Afrika ist eine "spirituelle Lunge" der Welt

- 02. 10. 2009: Papst eröffnet Afrika-Synode

- 23. 03. 2009: Papst fordert gerechtere Verteilung der weltweiten Ressourcen

- 22. 03. 2009: Papst rief in Angola zu Aussöhnung, Frieden und Gerechtigkeit auf 

- 21. 03.2009: Papst-Kritik an Abtreibungen als "Mittel der Pflege der Gesundheit der Mütter"

- 19. 03. 2009: Papst: Synode soll Impulse für kirchliche Arbeit in Afrika liefern

 

Hintergrund:

- Afrika: Ein Ursprungs- und Hoffnungsterrain für die Kirche

 

 

 

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang