News 27. 10. 2009

Schönborn will sich der Anliegen der Pfarrgemeinden annehmen

Kardinal Christoph Schönborn will sich verstärkt der Anliegen der Pfarrgemeinden annehmen und plädiert dafür, deren Bedeutung weltweit stärker in den Blick zu  nehmen. Er werde verstärkt mit Bischöfen der Weltkirche das Gespräch über die Sorgen und Wünsche der Delegierten suchen, kündigte der Erzbischof am Samstag zum Abschluss der ersten Wiener Diözesanversammlung im Stephansdom an.

"Ich kann nicht Reformen versprechen, die viele sich wünschen, die aber nicht in meiner Hand liegen", so Schönborn. Es sei aber ein berechtigter Wunsch, "dass es  über diese Anliegen einen verstärkten Austausch gibt", betonte der Wiener Erzbischof laut "Kathpress".

Rufe nach Reformen

Bei der Diözesanversammlung waren im Blick auf die Zukunft der Pfarren die Zugangsbedingungen zum Priestertum, die Frage der "viri probati" (der Priesterweihe für bewährte verheiratete Männer) oder der neuen Leitungsmodelle für Pfarrgemeinden mehrfach thematisiert worden.

Pfarren brauchen ein "Welcome-Service"

In seiner ersten Bilanz der Delegiertenversammlung sagte Schönborn, er nehme es für sich als Auftrag mit, noch bewusster auf das zu schauen, was in der Kirche "Schmerz oder Leidensdruck" verursache,  aber auch auf das, was an Neuem wachse. Als besonderes Anliegen nannte der Wiener Erzbischof, dass die Gotteshäuser "offengehalten werden" und die Pfarren gastfreundlich sind. Menschen, die neu in eine Pfarre kommen oder sich für die  Kirche interessieren, dürften nicht das Gefühl haben, "allein zu  bleiben". Jede Pfarre sollte daher eine Art "Welcome-Service" haben. Die Versammlung habe ihm auch gezeigt, dass es notwendig ist,  "bewusster von Angesicht zu Angesicht über den Glauben zu sprechen",  auch mit den Menschen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Und er wolle Jugendliche "noch mehr und direkter darauf  ansprechen, ob sie nicht einen geistlichen Beruf ergreifen wollen", kündigte Schönborn an.

Keine Pfarrschließungen

Erneut stellte der Kardinal klar, dass es in der Erzdiözese Wien keine Auflösung von Pfarren und keine Schließung von Kirchen geben werde. Es werde aber überlegt, Gotteshäuser anderssprachigen katholischen Gemeinden oder auch orthodoxen Gemeinden zu überlassen oder sie mit ihnen zu teilen. "Es geht nicht um schließen, sondern um teilen", hob der Kardinal hervor. Generell plädierte Schönborn dafür, die anderssprachigen Katholiken im Bereich der Erzdiözese stärker in den Blick zu nehmen. Unter ihnen fänden sich viele Jugendliche, die bereits in Österreich geboren und aufgewachsen sind und auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. "Sie sind unsere Mitkatholiken", dennoch seien sie noch zu wenig im Bewusstsein der Kirche von Wien verankert.

"Atmosphäre des Aufeinanderhörens"

Schönmborn dankte den Delegierten für die "Atmosphäre der Geschwisterlichkeit und des Aufeinanderhörens", die die Versammlung geprägt habe. Auf diese Weise sei in Offenheit ein gemeinsamer Weg in die Zukunft möglich. Ausdrücklich dankte Schönborn auch den Kirchenbeitragszahlern, die vieles, was die Kirche tut, durch ihre Beitragsleistung ermöglichen.

Gottesdienst zum Abschluss der Versammlung

Den Abschluss der ersten der insgesamt drei vorgesehenen Diözesanversammlungen bildete ein festlicher Sendungsgottesdienst im Stephansdom. P. Johannes Lechner betonte in seiner Predigt, nicht Konflikte zwischen "Konservativen" und "Liberalen" seien das Problem in der Kirche. Zum einen seien "liberal" und "konservativ" keine biblischen Kategorien. "Liberale" wollten, "dass etwas weitergeht", und "Konservative" wollten das Wertvolle aus der Tradition bewahren. Probleme verursachten jene, die "aggressiv" auftreten, und jene, die sich nur "lau" und halbherzig für ihren Glauben einsetzen.

"Prozessbeobachter": "Fantasieschmiede für die Kirche"

Die Diözesanversammlung war von drei "Prozessbeobachtern" begleitet worden. Der Schweizer Pastoraltheologe Leo Karrer würdigte in seiner Bilanz die Versammlung als "Fantasieschmiede für die Kirche". Nach der "Begeisterung", die eine solche Versammlung vermittle, gehe es nun um Bewährung "im Tal der Realität".

Barbara Heyse-Schaefer, Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit, würdigte das "offene Klima" des Delegiertentreffens und die starke Einbeziehung von Frauen und Frauenthemen. Für die kommenden zwei Versammlungen bleibe der Auftrag, gemeinsame Lösungen zu finden und sie gemeinsam umzusetzen.

Der Münsteraner Priester Martin Sinnhuber erinnerte an die starken geistlichen Momente der dreitägigen Veranstaltung in und um den Stephansdom, besonders an den "Abend der Hoffnung und der Barmherzigkeit" am Freitagabend.

Diözesanversammlung für Organisatoren ein Erfolgserlebnis

Eine "Aufbruchstimmung" in der Diözese orten die Organisatoren der Diözesanversammlung. Die Versammlung sei "sehr positiv" und - wie geplant - in sehr offener Form verlaufen, betonte Projektleiterin Andrea Geiger am Dienstag in einem "Kathpress"-Gespräch. Ein Beleg für den erfolgreichen Auftakt zu der großen Missionsinitiative seien "Tonnen von E-Mails, in denen sich die Leute bedanken", so Andrea Geiger. Die Delegierten aus den Pfarrgemeinden und Einrichtungen der Erzdiözese seien durch die dreitägige Versammlung in ihrer Arbeit für die Kirche bestärkt worden, meinte auch der Leiter der "Akademie für Evangelisation", Otto Neubauer. Die Versammlung sei von einem "respektvollen Aufeinanderhören" gekennzeichnet gewesen: "Es war eine der Herausforderungen der Diözesanversammlung, dass verschiedene Vorstellungen von Kirche in ein Miteinander kommen. Das heißt nicht, dass man gleich sein muss, sondern es geht darum, wie die Vielfalt in der Kirche gemeinsam gelebt werden kann".

 

 

 

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