News 19. 11. 2009

Belgrad: Serbischer Patriarch Pavle beigesetzt

Das am Sonntag im Alter von 95 Jahren verstorbene serbisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt, Patriarch Pavle (Gojko Stojcevic), ist am Donnerstag in Belgrad beigesetzt worden. An der Begräbniszeremonie nahmen mehrere Hunderttausend Menschen teil. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. zelebrierte die Totenliturgie.

Am Begräbnis des Patriarchen, dem die serbische Staats- und Regierungsspitze unter Präsident Boris Tadic und Premier Mirko Cvetkovic beiwohnte, nahmen mehrere Hunderttausend Menschen teil. Sie kamen nicht nur aus allen Landesteilen, sondern auch aus Montenegro und der bosnisch-serbischen Republik.

Bartholomaios I. zelebrierte Messe

Die Begräbniszeremonie begann um 7.30 Uhr mit einer Seelenmesse, die von Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., dem Oberhaupt der Weltorthodoxie, sowie serbischen und anderen orthodoxen Bischöfen zelebriert wurde. Am anschließenden Trauerzug, in dem der nach slawischem Brauch offene Sarg mit den sterblichen Überresten des Patriarchen zu der etwa zwei Kilometer entfernten Heiligen-Sava-Kirche, dem größten serbischen Gotteshaus, geführt wurde, nahmen in einer stillen Kolonne nach Schätzung der Polizei mehr als 200.000 Menschen, mehrheitlich Männer, teil.

Hohe Vertreter aus Kirche und Politik

Auf ausdrücklichen Wunsch des verstorbenen Patriarchen wurden weder Blumen noch Kränze gespendet. An der Spitze des Trauerzuges schritten hinter einem einfachen hölzernen Kreuz kirchliche Würdenträger, hinter dem Sarg auch hohe ausländische Repräsentanten. Die russisch-orthodoxe Kirche entsandte eine Delegation unter der Leitung des Metropoliten Filaret, des Exarchen des Moskauer Patriarchats in Weißrussland. Der Vatikan war durch Kardinal Angelo Sodano vertreten, die österreichische Bischofskonferenz sowie die Stiftung Pro Oriente durch den Ökumene-Fachmann und Liturgiewissenschafter Philipp Harnoncourt. Auch die islamische Gemeinschaft in Serbien war vertreten. Das Totengebet sprach der Ökumenische Patriarch auf dem Plateau vor der Heiligen-Sava-Kirche, vor der sich bereits in den frühen Morgenstunden zahlreiche Menschen versammelt hatten. Dem zentralen Teil der Begräbnis-zeremonie wohnten auch die Präsidenten Montenegros und Mazedoniens, Filip Vujanovic und Gjorge Ivanov, der bosnische Premier Nikola Spiric sowie der bosnisch-serbische Ministerpräsident Milorad Dodik, bei. Kroatien war durch den letzten ex-jugoslawischen Außenminister Budimir Loncar, den aktuellen Berater von Staatschef Stjepan Mesic, vertreten. Anwesend waren auch Vertreter Sloweniens.

„mild, ruhig, aber auch Kämpfer“

Er glaube, die Ansicht der Bürger Serbiens zu teilen, wenn er Patriarch Pavle seine Dankbarkeit bekunde, sagte Präsident Tadic in einer kurzen Ansprache, in der er an die Worte des verstorbenen Kirchenoberhauptes erinnerte, dass es gelte, auf das "Übel anderer nie mit dem Übel in einem selbst" zu erwidern. Vom Patriarchen, der 1990 kurz vor dem Zerfall Jugoslawiens sein Amt angetreten hatte, verabschiedeten sich in ihren Reden auch der als Patriarchatsverweser fungierende montenegrinische Metropolit Amfilohije und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel. Der ranghöchste Würdenträger der orthodoxen Christenheit würdigte das verstorbene serbische Kirchenoberhaupt als einen "milden, ruhigen und bescheidenen Mann, aber auch Kämpfer", der "zur Aufopferung bereit war, wenn immer es notwendig war" und der die serbische Kirche "in den für Serbien tragischen Tagen anführte".

Beerdigung im Kloster Rakovica

Patriarch Pavle wurde in den frühen Nachmittagsstunden in Anwesenheit höchster kirchlicher Würdenträger sowie von Präsident Tadic, Premier Cvetkovic und des serbischen Thronprätendenten Alexander Karadjordjevic, Sohn des letzten jugoslawischen Königs Peter II., im Hof des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Klosters Rakovica neben der Grabstätte des im Jahr 1930 verstorbenen Patriarchen Dimitrije beerdigt. Ein neuer Patriarch soll entsprechend den kanonischen Regeln bis zum 15. Februar gewählt werden. Ein genauer Termin für die Patriarchenwahl durch das Landeskonzil wurde zunächst noch nicht festgelegt.

 

 

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