Abtei Ettal: Bitte an Papst um Visitation
In einer am Mittwoch veröffentlichten "persönlichen Erklärung"
von Abt Barnabas Bögle und Prior P. Maurus Kraß - beide sind
vergangene Woche von ihren Ämtern zurückgetreten - wird Papst
Benedikt XVI. gebeten, eine Apostolische Visitation der Abtei Ettal
durchführen zu lassen. Sie solle den Ordensmitgliedern zu einem
Neuanfang verhelfen.
"Mit tiefer Beschämung wissen wir, dass Ettaler
Mönche zu Tätern und Mitwissern wurden und in unverantwortlicher
Weise zu den Vorgängen geschwiegen haben", so Bögle und Kraß. Kinder
und junge Menschen seien "in unserem Haus missbraucht und
misshandelt worden". Die Schuld, die dadurch auf den Ordensleuten
laste, verlange nach einer grundsätzlichen geistlichen
Neuorientierung der Gemeinschaft. Beide Benediktiner bedankten sich
für "Zeichen der Verbundenheit", die sie von vielen Menschen
erhalten hätten. "Sie bestärken uns darin, konsequent die Vorgänge
aufzuklären."
Gemeinsam aufarbeiten
Zur Kritik aus dem Kreis Ettaler Absolventen
und Schülereltern an ihrem Rücktritt erklärten sie, gegenwärtig
müsse "unsere ganze Aufmerksamkeit den Missbrauchsopfern" gelten.
Einige Alt-Ettaler hätten schon das Gespräch mit den Mönchen
gesucht. Es sei zu hoffen, "dass wir auch in weiteren Fällen
gemeinsam aufarbeiten können, was den Opfern angetan wurde".
Klärung von Missständen
Apostolische Visitationen sollen zur Klärung
von Missständen in katholischen Einrichtungen beitragen. Die
Initiative dazu kann von den Betroffenen, anderen kirchlichen
Autoritäten wie Diözesanbischöfen oder auch vom Vatikan selbst
ausgehen. Zuletzt wurden unter anderen wegen unterschiedlicher
Vorkommnisse die Kongregation der "Legionäre Christi" und die
Frauenorden in den USA visitiert. Bei letzteren waren aber nicht
Missbrauchsfälle der Grund für die Visitation, sondern der
erhebliche Rückgang der Zahl von Ordensfrauen sowie eine angeblich
"laxe" Handhabung der Ordensregeln.
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