Neue Missbrauchsfälle in Bayern und Niederlanden bekanntgeworden
In Bayern und den Niederlanden sind neue Missbrauchsfälle an
katholischen Internaten bekanntgeworden. Am Studienseminar der
Kapuziner in Burghausen an der bayerisch-oberösterreichischen Grenze
kam es 1984 und 1985 zum Missbrauch von Jugendlichen.
Das teilte der Provinzial der bayerischen
Kapuziner, Pater Josef Mittermaier, am Donnerstag in München mit.
Unterdessen wurden auch Dutzende Fälle von sexuellem Missbrauch in
katholischen Einrichtungen in den Niederlanden bekannt.
Auslöser sei ein Zeitungsbericht über sexuelle
Gewalt in einem niederländischen Internat des Salesianer-Ordens
vergangene Woche gewesen, sagte Pieter Kohnen von der
niederländischen Bischofskonferenz am Donnerstag. Seit Freitag seien
rund 70 Fälle bekanntgeworden, die Jahrzehnte zurückliegen. Die
meisten der berichteten Fälle stammten aus den 50er und 60er Jahren.
Ab den 70er Jahren wurden die katholischen Internate in den
Niederlanden geschlossen, das letzte 1981. Die niederländische
Bischofskonferenz will bei ihrer regulären Sitzung am 9. März
darüber befinden, ob eine Untersuchung größeren Ausmaßes begonnen
werden soll. Rund ein Viertel der Niederländer ist katholisch.
"Handfester sexueller Missbrauch"
Bei den Vorwürfen im süddeutschen Bundesland
gehe es um "handfesten sexuellen Missbrauch", bestätigte Provinzial
Mittermaier. Es habe damals mindestens drei Opfer gegeben. Die
Vorfälle würden jetzt veröffentlicht, um möglichen weiteren
Missbrauchsopfern die Gelegenheit zu geben, sich zu melden "und die
schrecklichen Erlebnisse aufzuarbeiten". Sie seien damals zunächst
nur intern mit den Betroffenen, den Eltern und der Provinzleitung
aufgearbeitet worden. Die Vorwürfe hätten sich erhärtet, der
beschuldigte Pater sei in ein Krankenhaus in München versetzt
worden, später nach Würzburg. Inzwischen sei er von allen Aufgaben
suspendiert, aber noch Mitglied des Ordens. Zudem dürfe er nicht
mehr in der Kinder und Jugendarbeit eingesetzt werden.
Keine Anzeige
Eine Anzeige sei damals nicht erfolgt, sagte
Mittermaier. Heute wäre dies Standard, versicherte der Provinzial.
Juristisch aufgearbeitet wurden die Vorwürfe dann erst im Jahr 1991
nach einer anonymen Anzeige gegen den ehemaligen Leiter des
Studienseminars. Damals seien die Vorwürfe aber bereits verjährt
gewesen, da es sich bei den Opfern nicht um Kinder gehandelt habe.
"Schreckliche Wahrheit"
Mittermaier erklärte, der Orden wolle sich mit
der aktuellen Veröffentlichung der "schrecklichen Wahrheit" stellen.
"Der Schritt an die Öffentlichkeit geschieht aus Respekt und tiefer
Achtung vor den Opfern. Wir bitten diese Menschen von ganzem Herzen
und in Aufrichtigkeit um Verzeihung für all das, was ihnen Böses
angetan wurde." Sowohl der Orden als auch das erzbischöfliche
Ordinariat haben klosterfremde Ansprechpartner für mögliche Opfer
benannt.
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