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News 09. 03. 2010 |
Sexueller Missbrauch in Vorarlberger Klosterschule MehrerauIm Internat des Privatgymnasiums des Bregenzer Zisterzienser-Klosters Mehrerau ist in den 1980er-Jahren offenbar ebenfalls ein Schüler sexuell missbraucht worden. "Wir hatten einen Fall", räumte Abt Anselm van der Linde im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" (Dienstag-Ausgabe) ein.Der Pater habe den Missbrauch gestanden und sei anschließend nach Tirol versetzt worden. Eine Anzeige habe es nicht gegeben, erklärte Van der Linde, der die Leitung des Klosters erst vor einem Jahr übernommen hat. Nach einer Therapie weiterhin als Priester tätigDer Vater des Jugendlichen habe damals auf eine Anzeige verzichten wollen, sofern der Pater sofort aus der Schule abgezogen wird, so Van der Linde. Die Mehrerau habe den heute 74-Jährigen daraufhin sofort nach Tirol versetzt und den Tiroler Bischof informiert, sagte Van der Linde. Der Pater habe eine Therapie absolviert und wirke heute noch als Priester in Tirol, so der Abt. Pater missbrauchte Buben2001 habe es einen weiteren Übergriff eines Mehrerauer Paters gegeben, allerdings nicht im Internat in Mehrerau, sondern in Innsbruck, wo das Konventsmitglied studiert hat. Der Mönch habe dort ohne Erlaubnis des Abtes Nachhilfe erteilt. Er habe dann "einen Burschen aus dem Drogenmilieu geholt und später missbraucht. Mein Vorgänger Abt Kassian hat ihn sofort suspendiert. Der Pater ist gerichtlich verurteilt worden, blieb aber uneinsichtig. Er lehnt bis heute eine Therapie ab. Ihn könnten wir niemals wieder einsetzen, deshalb läuft gegenwärtig das Laisierungsverfahren, d.h. dass er seine priesterlichen Rechte und Pflichten verliert", so Abt van der Linde. Auch gewaltsame ÜbergriffeZudem bestätigte Abt van der Linde gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" auch Gewalt gegen Schüler des klostereigenen Gymnasiums in den 1960er Jahren. Ein heute 60 Jahre alter ehemaliger Zögling hatte anonym in deutschen Medien schwere Vorwürfe erhoben. Zwei Jahre lang sei er in Mehrerau immer wieder geschlagen worden, Weihnachten habe er in einer Kammer allein - zum Bibellesen verurteilt - verbringen müssen. "Ich kenne diese Vorwürfe, und ich will sie nicht kleinreden. Dass es früher Erziehungsmaßnahmen gab, die heute völlig undenkbar wären, muss man nicht in Frage stellen. Man muss sich der Sache stellen", sagte Abt von der Linde in einem Interview der "VN" zu den Gewaltvorwürfen. Abt lässt einen Verhaltenscodex erarbeitenNach dem Umgang der katholischen Kirche mit der Sexualität befragt, sagte Van der Linde, dass die Kirche "nicht länger so verkrampft" mit diesem Thema umgehen dürfe. Die Kirche müsse die Sexualität offener und menschenwürdiger behandeln. Bezogen auf Privatgymnasium und Internat kündigte Van der Linde die Ausarbeitung eines Verhaltenscodex' gemeinsam mit den Schülern und den Eltern an. "Damit Schüler und Lehrer erkennen, wo Grenzen überschritten werden. Beide müssen sich schützen", sagte Van der Linde. Zudem werde man für Schüler, die sich jemandem anvertrauen wollen, eine unabhängige Stelle einrichten.
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