News 10. 03. 2010

 

 

Missbrauch: Mehrerauer Abt entschuldigt sich bei den Opfern

Der Abt des Zisterzienserklosters Mehrerau, Anselm van der Linde, hat sich am Dienstagabend bei den Missbrauchs-Opfern entschuldigt. Er habe erst heute erfahren, dass jener Pater, der in den 1980er-Jahren wegen Missbrauchs suspendiert und von der Schule entfernt worden war, für weitere Missbrauchsfälle verantwortlich war.

Nach einem Bericht des ORF Vorarlberg gab es im Jahr 2004 eine Anzeige gegen einen Pater, der sich an zehn Jugendlichen vergangen haben soll. Das Verfahren wurde jedoch wegen Verjährung eingestellt.

"Tief betroffen"

Ihm sei die Tragweite des Falls nicht bekannt gewesen, so der Abt, der erst seit 2009 im Amt ist. "Ich möchte mich jedoch bei allen Opfern im Namen des Klosters Mehrerau entschuldigen und um Vergebung bitten", so der Geistliche in einer Aussendung. Die Opfer hätten trotz der strafrechtlichen Verjährung ein Recht auf eine Entschuldigung. Er sei über die Entwicklung "tief betroffen". "Ich musste aber damit rechnen, dass meine Offensive zum Thema Missbrauch weitere Fälle ans Licht bringt. Und ich bin dankbar dafür, dass wir dieses dunkle Kapitel aufarbeiten können", hielt der Abt fest. Er hatte in der Dienstag-Ausgabe der "Vorarlberger Nachrichten" einen Missbrauchsfall in den 1980er-Jahren eingeräumt.

Neues Klima des Vertrauens

Er stehe jederzeit für ein offenes Gespräch mit Opfern zur Verfügung, betonte der Geistliche. Er sei bereit, die Bürde dieser Vergangenheit zu tragen. Die Kirche müsse sich dem Thema Sexualität stellen und "alles unternehmen, um junge Menschen zu schützen". Gegen das Unrecht der Vergangenheit könne er nichts mehr unternehmen. "Es steht nur in meiner Macht, ein neues Klima des Vertrauens zu schaffen", erklärte er.

Bischof hat nichts gewußt

Der Feldkircher Diözesanbischof Elmar Fischer versprach einen sorgsamen Umgang mit dem Thema. Er selbst habe "nie Kenntnis gehabt von diesen Vorgangsweisen", erklärte er gegenüber dem ORF Vorarlberg. Er verwies in dem Zusammenhang darauf, dass das Kloster Mehrerau als Territorialabtei eigenständig und eigenverantwortlich ist. "Ich habe mich auch nie in dieser Weise gekümmert, was da gelaufen ist oder was vorgekommen sein soll", so der Bischof. Die Vorgaben der Bischofskonferenz sollen bis zum Sommer umgesetzt sein.

 

 

 

Weitere News zum Thema:

- 10. 03. 2010: Missbrauch: Schönborn will nach Ursachen fragen

- 10. 03. 2010: Andre Heller: "Waren mit unserer Verstörung allein"

- 09. 03. 2010: Sexueller Missbrauch in Vorarlberger Klosterschule Mehrerau

- 08. 03. 2010: Salzburger Erzabt tritt wegen Missbrauch zurück

- 05. 03. 2010: Bischöfe erarbeiten bundesweite Regeln für Umgang mit Missbrauch

- 03. 03. 2010: Kothgasser: "Erste und ungeteilte Sorge gilt Missbrauchsopfern"

- 01. 03. 2010: Bischöfe beraten bei Frühjahrsvollversammlung über Umgang mit Missbrauchsfällen

- 24. 02. 2010: Missbrauchsfall beschäftigt Diözese Graz-Seckau

- 19. 02. 2010: "Wir sind Kirche": Bischöfe müssen die "strukturellen Begünstigungen" von Missbrauch beseitigen

- 18. 02. 2010: Missbrauch in der Kirche - Kardinal Schönborn spricht von "Schande"

- 18. 02. 2010: Missbrauch: Laut Zulehner hat die Kirche gelernt

- 17. 02. 2010: Missbrauch in der Kirche - 17 Fälle in Österreich

 

 

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang