News 16. 04. 2010

Bischof Mixa kann Ohrfeigen "natürlich nicht ausschließen"

Der wegen Prügelvorwürfen in der Kritik stehende Augsburger Bischof Walter Mixa hat erstmals eingeräumt, in seiner Zeit als Stadtpfarrer Kinder und Jugendliche geschlagen zu haben.

"Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor zwanzig oder dreißig Jahren natürlich nicht ausschließen kann", sagte Mixa laut einer am Freitag vorab veröffentlichten Meldung der "Bild am Sonntag". "Das war damals vollkommen normal und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch", fügte er hinzu. Der Bischof drückte zugleich sein Bedauern aus. "Falls es zu Ohrfeigen gekommen sein sollte, bedauere ich das heute aufrichtig", sagte er.

Sonderermittler bestätigt Tätlichkeiten Mixas

Zeitgleich haben Ermittlungen des Sonderbeauftragten Sebastian Knott Tätlichkeiten Mixas als damaliger Stadtpfarrer bestätigt. In einer eidesstattlichen Erklärung habe ein ehemaliges Heimkind erklärt, ihm sei im Jahr 1976 vom damaligen Stadtpfarrer "mit voller Wucht ins Gesicht" geschlagen worden. Das berichtete Knott am Freitag in Schrobenhausen. Der Betroffene sei als 16-Jähriger vom Heim weggelaufen und von der Polizei zurückgebracht worden. Ein anderes Heimkind berichtete, im Zeitraum von 1990 bis 1997 von Mixa eine Ohrfeige bekommen zu haben.  

Mixa: Habe keine " körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche" angewandt

Bischof Mixa hatte stets bestritten, Kinder geschlagen zu haben. Dabei bleibe er auch, was mehr als Ohrfeigen betreffe. "Zu den Vorwürfen wegen schwerer körperlicher Züchtigungen, die in der "Süddeutschen Zeitung" gegen mich erhoben worden sind, habe ich von Anfang an klar gesagt, dass ich zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt habe." Bei diesen Prügelvorwürfen sei es um schwere körperliche Züchtigungen gegangen. "Solche hat es durch mich nie gegeben", teilte Mixa wörtlich mit. "Falls es zu Ohrfeigen gekommen sein sollte, bedauere ich das heute aufrichtig. Meine Einladung zum Gespräch an die Frauen und Männer, die Vorwürfe gegen mich erhoben haben, bleibt bestehen."

Rücktrittsforderungen

Mehrer Politiker riefen Bischof Mixa am Freitag zum Rücktritt auf. Der bayerische Landtagsvizepräsident Franz Maget (SPD) appellierte an Mixa, sein Amt niederzulegen, um "weiteren Schaden von der katholischen Kirche abzuwenden." Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Ex-Landwirtschaftsministerin Renate Künast, warf Mixa vor, die Öffentlichkeit wiederholt belogen zu haben. Mixa hatte noch vor zwei Wochen erklärt: "Ein Priester muss gewaltlos sein. Ich habe mich immer daran gehalten".

Forderung nach "bedingungsloser Klarheit"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, forderte von Mixa am Freitag "bedingungslose Klarheit" hinsichtlich der erhobenen Gewaltvorwürfe. Mixa sei offenbar bisher nicht gut beraten gewesen, sagte Glück am Rande der Frühjahrsvollversammlung des ZdK in München. Wichtig sei jetzt, dass der Bischof die Sache nachvollziehbar und glaubwürdig aufkläre. Erst dann sei ein Urteil möglich. Rücktrittsforderungen bezeichnete er als "zum gegenwärtigen Zeitpunkt kontraproduktiv".

 

 

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