News 07. 02. 2012

Missbrauchsfälle: Papst mahnt "Erneuerung" der Kirche ein

Zum Auftakt der Konferenz der katholischen Kirche zum Thema Kindesmissbrauch in Rom hat Papst Benedikt XVI. eine "tiefgehende Erneuerung" der Kirche gefordert. Die "Heilung" der Opfer müsse für die christliche Gemeinschaft von größter Bedeutung sein und Hand in Hand mit einer Erneuerung der Kirche "auf allen Ebenen" gehen, hieß es in einem Grußwort des Papstes an die Teilnehmer der am Montag begonnenen Konferenz.

Benedikt XVI. mahnte in der vom Vatikan veröffentlichten Botschaft zudem eine "rigorose Kultur des effektiven Schutzes und der Hilfe für Opfer" an. Bei der viertägigen Konferenz diskutieren rund 200 Würdenträger und Kirchenexperten aus aller Welt hinter verschlossenen Türen über Maßnahmen zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in der katholischen Kirche.

Tiefe Krise durch Skandale

An dem seit etwa zwei Jahren geplanten Kongress an der von Jesuiten geführten Päpstlichen Universität Gregoriana nimmt aus Österreich der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng teil. Missbrauchsskandale in mehreren Ländern hatten die katholische Kirche in den vergangenen Jahren in eine tiefe Krise gestürzt.

Kritik seitens der Opferverbände

Bei der Konferenz sind unter anderem die Bischöfe aus rund 100 Staaten und die Führer von 33 Religionsorden dabei aber nur ein Missbrauchsopfer, die Irin Marie Collins. Opferverbände übten am Montag heftige Kritik an der Konferenz. Sue Cox von der Opfervereinigung Survivors Voice sprach von einer "PR-Aktion". "Das ist wirklich nur Theater. Das ist sinnlos." Roberto Mirabile von der italienischen Opfergruppe La Caramella Buona sagte, es müsse eine "konstruktive Debatte geben".

Opfer fordert Konsequenzen

Collins selbst sprach von einem "Schritt in die richtige Richtung", forderte die Kirchenleitung aber gleichzeitig auf, Verantwortung für die Skandale der vergangenen Jahre zu übernehmen. „Eine Entschuldigung für den Missbrauch der Priester ist nicht genug“, sagte die heute 64-Jährige am Dienstag. „Es muss Eingeständnis und Rechenschaft geben für die Verletzungen und Zerstörungen, die dem Leben der Opfer und ihren Familien zugefügt wurden durch die oft gezielte Vertuschung und falsche Handhabung der Fälle durch die Vorgesetzten“, sagte Collins weiter.

Kardinal Levada fordert stärkeres Vorgehen

Auch der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, forderte im Rahmen der Konferenz ein stärkeres Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch. Der "Ernst dieser Verbrechen" dürfe nicht aus den Augen verloren werden, sagte Levada am Montagabend in Rom, wie Kathpress meldete. Sexuell übergriffige Geistliche machten zwar nur eine kleine Minderheit unter Klerikern aus, hätten aber den Opfern und der Kirche großen Schaden zugefügt.

Richtlinien im Umgang mit Missbrauch

Kardinal Levada rief die Bischofskonferenzen weltweit zu mehr Eigeninitiative beim Erstellen von Richtlinien im Umgang mit sexuellem Missbrauch auf. Viele Konferenzen hätten schon eigene Normen erlassen, beispielsweise die USA, Deutschland, Frankreich, Südafrika und Australien. Oft seien sie aber erst in Reaktion auf die Aufdeckung skandalöser Fälle durch die Medien entstanden, so Levada. Die Kirche müsse bei der Aufklärung mit zivilen Behörden zusammenarbeiten, unterstrich der Kardinal, bei dessen Kongregation auch die kirchenrechtliche Strafverfolgung angesiedelt ist.

 

(APA, KAP)

 

 

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