News 29. 03. 2012

Papst beendet Kuba-Besuch: Treffen mit Castro, Kritik an Embargo

Papst Benedikt XVI. hat am Ende seines Kuba-Besuchs am Mittwoch das US-Embargo gegen den sozialistischen Karibikstaat kritisiert. Gleichzeitig forderte Benedikt bei seinem Abschied auf dem Flughafen von Havanna die kubanische Regierung indirekt auf, alle Kubaner an der Erneuerung ihrer Gesellschaft zu beteiligen. Wegen strömenden Regens wurde die Zeremonie in den Flughafen verlegt. Kurz zuvor war Benedikt mit Revolutionsführer Fidel Castro zusammengetroffen.

„Niemand sollte durch die Einschränkung seiner Grundfreiheiten daran gehindert werden, an dieser spannenden Aufgabe (der Erneuerung der Gesellschaft) teilzunehmen, und keiner fühle sich ausgeschlossen durch Nachlässigkeit oder Mangel an Ressourcen - eine Situation, die sich verschärft, wenn von außen auferlegte restriktive wirtschaftliche Maßnahmen schwer auf der Bevölkerung lasten“, erklärte er, ohne die USA namentlich zu benennen.

Sanktionen seit 1960er Jahren

Washington hatte die Sanktionen gegen Kuba zu Beginn der 1960er Jahre verhängt, als dort kommunistische Revolutionäre unter Führung Fidel Castros die Macht übernommen hatten. Benedikt sagte weiter, die Kubaner sollten doch engagiert und ohne materiellen Mangel edle Werte sowie grundlegende Freiheiten anstreben können. Diese könnten die Basis sein für eine erneuerte und versöhnte Gesellschaft mit einer breiten Zukunftsvision.

„Klima gelassener Brüderlichkeit“

Er werde weiter für ein Kuba beten, „das die Heimat aller und für alle Kubaner ist, in dem Gerechtigkeit und Freiheit in einem Klima gelassener Brüderlichkeit gemeinsam existieren.“ Es brauche Respekt und die Förderung der Freiheit, „um eine Gesellschaft zu gestalten, in der alle unabdingbar Handelnde im Sinne der Zukunft ihres Lebens, ihrer Familie und ihres Landes sind.“ Bereits Papst Johannes Paul II. hatte bei seinem Kuba-Besuch 1998 das US-Embargo gegen Kuba kritisiert.

„Herzliches“ Gespräch mit Fidel Castro

Zum Abschluss seiner von Montag bis Mittwoch dauernden Reise hatte Benedikt den ehemaligen kubanischen Staatschef Fidel Castro empfangen. Bei dem halbstündigen Treffen in der päpstlichen Nuntiatur in Havanna führten die beiden Männer nach Angaben des Vatikan-Sprechers Federico Lombardi ein „lebendiges“ Gespräch. Es habe einen „intensiven und herzlichen“ Meinungsaustausch gegeben. Laut Lombardi sprach der 85-jährige Castro unter anderem religiöse Fragen an sowie die Schwierigkeiten der Religion, Antworten auf die Herausforderungen der Moderne zu finden.

Karfreitag als Feiertag?

Fidel Castro hatte 1998 auch den früheren Papst Johannes Paul II. während dessen Besuchs in Kuba getroffen. Seitdem hatte es in dem Land keinen Papst-Besuch gegeben. Vor 14 Jahren hatte Johannes Paul II. angeregt, Weihnachten zum Feiertag in Kuba zu erklären. Dieser Forderung kam das Land nach. Benedikt XVI. schlug seinerseits bei seinem Treffen mit Raul Castro am Dienstag vor, dass auch der Karfreitag als Feiertag anerkannt werde.

300.000 bei Messe in Havanna – ohne Oppositionelle

Bei seiner zweiten großen Messe in Kuba bereiteten am Mittwoch in Havanna 300.000 Menschen dem Papst einen begeisterten Empfang. Auch Staatschef Raul Castro und hohe Regierungsvertreter waren im Publikum auf dem Platz der Revolution. Oppositionelle waren zu der Messe nicht zugelassen.

Papst fordert weitere Fortschritte

Benedikt forderte in seiner Predigt von den Behörden weitere Fortschritte in Bezug auf die Religionsfreiheit. „Mit Freude ist anzuerkennen, dass in Kuba derzeit Schritte vollzogen werden, damit die Kirche ihre unumgängliche Mission erfüllt, ihren Glauben öffentlich und offen auszudrücken“, sagte der Papst. Der Kardinal von Havanna, Jaime Ortega, rief zu „Frieden und Versöhnung“ im Land auf.

(APA/DPA/AFP)

 

 

 

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