News 14. 05. 2012

„Spiegel“: Entscheidung über Piusbrüder noch im Mai möglich

In Rom steht die Entscheidung des Papstes über die Wiederaufnahme der Piusbrüder in die katholische Kirche weiterhin aus. Laut Informationen des deutschen Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ wollen die zuständigen Kardinäle der Glaubenskongregation bei ihrer Zusammenkunft Mitte dieser Woche über einen Vereinigungsvorschlag entscheiden, den sie dann Benedikt XVI. zukommen lassen. Der Papst, heißt es, könnte noch Ende Mai seine Entscheidung bekanntgeben.

Vatikansprecher Federico Lombardi habe zudem in seiner TV-Kolumne verraten, was unter den Prioritäten des Papstes in diesem Jahr an erster Stelle stehe: „Der Dialog mit der Priesterbruderschaft Pius X.“, so Radio Vatikan, solle „erfolgreich abgeschlossen und so ein schmerzender Bruch überwunden werden.“ Allerdings sei unter den vier Bischöfen der Bruderschaft angesichts der bevorstehenden Einigung ein heftiger Streit ausgebrochen. Vor allem der als Holocaust-Leugner bekanntgewordene britische Bischof Richard Williamson zeige sich kompromisslos gegenüber dem Vatikan und wolle die Rückkehr der Bruderschaft in die römisch-katholische Kirche verhindern.

Interne Spaltung bei Piusbrüdern?

Der Generalobere der Piusbrüder, Bernard Fellay, bestätigte die Berichte über Meinungsverschiedenheit innerhalb der Gemeinschaft am Wochenende gegenüber der US-Nachrichtenagentur CNS. Er hoffe auf eine Einigung mit dem Vatikan und schließe sogar eine Spaltung der Bruderschaft nicht aus. „Es gibt einige Meinungsverschiedenheiten in der Gemeinschaft“, sagte Fellay. „Ich kann nicht ausschließen, dass es zu einem Bruch kommen könnte.“

Kritik an Indiskretion

Vergangene Woche war im Internet ein Schreiben der drei anderen Bischöfe der Piusbruderschaft veröffentlicht worden. Darin sprechen sie von einer möglichen „Falle“ Roms und drängen Fellay, das angebliche Versöhnungsangebot Roms auszuschlagen. Dieser forderte seinerseits die andersdenkenden Bischöfe auf, das Angebot des Papstes nicht „aus Mangel an Realismus“ auszuschlagen, und warnte sie, nicht den Weg eines echten Schismas einzuschlagen. In einer offiziellen Erklärung auf der Website der Piusbruderschaft heißt es, der für die Indiskretion Verantwortliche habe „eine schwere Sünde auf sich geladen“. Dies werde „Unruhestifter ermutigen“. Die Mitglieder werden gebeten, darauf mit Schweigen und Gebet zu antworten.

Anstoß zur Lösung kam von Benedikt XVI.

Fellay verteidigte im Gespräch mit CNS seinen versöhnlichen Kurs gegenüber Rom, sagte aber zugleich: „Wir werden nicht Selbstmord begehen.“ Noch gebe es keine Vereinbarung, wird der Generalobere zitiert: „Die Sache ist noch nicht gelaufen.“ Es gebe noch Klärungsbedarf, ob die vom Vatikan „vorgeschlagenen Strukturen und Bedingungen gangbar sind“. Dies betreffe unter anderem liturgische Praktiken und Lehren der Gemeinschaft. Das Angebot des Papstes hält Fellay nach eigenen Worten für „aufrichtig“. Es sei Benedikt XVI., der den Anstoß für eine Lösung gegeben habe. Er selbst, Fellay, habe eher noch warten wollen, bis man die Dinge klarer sehe, zitiert ihn CNS: „Aber es scheint wirklich, als wolle der Heilige Vater, dass es jetzt geschieht.“

Holocaust-Leugnung 2008

Die Leugnung des Holocaust durch Williamson hatte die katholische Kirche vor mehr als drei Jahren in eine schwere Krise gestürzt. Damals hatte der Vatikan überraschend die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Bruderschaft bekanntgegeben – darunter auch Williamson. Man habe allerdings nicht gewusst, dass der Geistliche im November 2008 in einem Interview eines schwedischen TV-Senders den Massenmord an sechs Millionen Juden durch die Nazis und die Existenz von Gaskammern abgestritten hatte. Der Schritt löste weltweit Empörung aus. Die Rücknahme der Exkommunikation durch Rom bedeutete jedoch noch nicht die Rückkehr in den Schoß der Kirche, wie es damals hieß. Diese könnte jetzt allerdings erfolgen.

(dpa/KAP)

 

 

 

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