News 29. 06. 2012

Kardinal Koch: Volle Einheit bleibt Ziel der Ökumene

Für Kurienkardinal Kurt Koch bleibt die Wiederherstellung der vollen Einheit der Kirche das Ziel der Ökumene. Eine bloße Anerkennung einzelner Kirchentypen mache die Einheit zu einer „bloßen Addition“ - dies könne jedoch nicht mit dem „einen Leib Christi“ gemeint sein, den die Kirche darstellen solle, sagte Koch in einem Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung „Sonntag“.

„Das ist nicht nur schwer mit der römischen Vorstellung zu vereinbaren, sondern auch mit der biblischen“, betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Dennoch dürfe Einheit nicht mit „Vereinheitlichung“ verwechselt werden. So sei Ökumene stets ein Dialog, der beide Seiten bereichere: „Wenn bei einem Dialog sich nur eine Seite ändert, war es kein Dialog. Man lernt in der Begegnung mit anderen die eigene Kirche neu kennen“, so Koch. Insofern sei Ökumene eine „Bereicherung“ und eröffne in der Kirche eine neue Vielfalt.

Ökumene vor neuen Herausforderungen

Koch wandte sich im Interview gegen jene Stimmen, die eine Ermüdung in der Ökumene feststellen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) seien die Erwartungen an die Ökumene in der Tat sehr hoch gewesen - „vielleicht zu hoch“ -, aber man schreite dennoch weiter voran, auch wenn die Lage komplexer geworden sei: so führe die katholische Kirche derzeit parallel 16 ökumenische Dialoge. Insbesondere die weiterhin im Wachstum begriffenen protestantischen Freikirchen stellten für die Ökumene eine besondere Herausforderung dar. Koch: „Das verändert die bisherige Ökumene in großem Ausmaß. Wir müssen im Dialog mit diesen neuen Kirchen sorgfältig umgehen, damit wir mit den bestehenden Partnern keine Probleme bekommen.“

Keine „Ökumene der zwei Geschwindigkeiten“

Bedauerlich sei, dass man sich zwar auf der Ebene der Glaubensfragen näher komme, es aber „bei ethischen Fragen immer mehr Kontroversen“ gebe. Wünschenswert wäre es dagegen, „wenn die christlichen Kirchen zu den großen Fragen der Zeit (...) mit einer Stimme sprechen können“. Als eines der drängendsten praktischen Probleme in der Ökumene bezeichnete der Kardinal das Problem der konfessionsverschiedenen Ehen. Dies sei auch für ihn persönlich „ein wesentlicher Anstoß“ gewesen, „mich mit Ökumene zu beschäftigen“. Dennoch warne er davor, eine Ökumene der zwei Geschwindigkeiten zu forcieren, bei der die „Basis“ in praktischen Fragen voranschreite, während auf Ebene der Kirchenleitungen Zurückhaltung geübt werde. „Wenn man im Dienst der Ökumene die eigene Kirche spaltet, hat man nichts erreicht und stärkt auch nicht gerade die eigene Glaubwürdigkeit.“

Konversionen von Anglikanern keine Papst-Initiative

Ausdrücklich wies Koch außerdem den Eindruck zurück, die zuletzt gestiegene Zahl an Konversionen von anglikanischen Christen zum Katholizismus könnte auf eine gezielte Initiative des Papstes zurückgehen. Die Ansuchen kämen allein von anglikanischer Seite, eine Konversion sei immer eine „Frage des Gewissensentscheids eines Menschen“ und nicht Folge einer gesteuerten Initiative.

 

(KAP)

 

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