News 02. 07. 2012

Papst ernennt Bischof Müller zum Chef der Glaubenskongregation

Der 64-jährige Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ist von Papst Benedikt XVI. zum neuen Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation berufen worden. Das teilte der Vatikan am Montag mit.

Müller wird Nachfolger des US-amerikanischen Kardinals William Joseph Levada (76), dessen Rücktrittsgesuch aus Altersgründen vom Papst angenommen wurde. Levada leitete die Glaubenskongregation seit 2005. Müller erhält zudem den Rang eines Erzbischofs.

Gerüchte bestätigt

Über einen Wechsel Müllers nach Rom war seit mehreren Monaten spekuliert worden. Der Regensburger Bischof ist in Rom als Theologe und Ökumene-Experte hoch angesehen. Neben dem kanadischen Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, galt er stets als Favorit auf die Nachfolge Levadas, der vor zehn Tagen 76 Jahre alt geworden ist.

Hardliner unter den deutschen Bischöfen

Immer wieder geriet Bischof Müller aber in seinem Bistum mit Laienvertretern aneinander. Als er 2005 die Mitwirkungsrechte der Laien in den Kirchengemeinden drastisch einschränkte, brachte Müller dies auch innerhalb der deutschen Bischofskonferenz viel Widerspruch. Der Vatikan stellte sich allerdings hinter Müller. Der Regensburger Bischof gilt als Hardliner unter den deutschen Bischöfen. Grundlegende Reformen in der katholischen Kirche lehnt der 64-Jährige ab und hält sich streng an die offizielle Linie der Amtskirche. So ist er strikt gegen Frauen im Priesteramt und auch gegen eine Lockerung des Zölibats.

Umstrittene Aussagen

Müller gilt als Freund des offenen Wortes und geht einer Konfrontation nicht aus dem Weg. So sieht er anders als viele seiner Bischofskollegen etwa beim Thema sexueller Missbrauch durch Priester keine Verantwortung der Kirche. „Wir haben keinen umfassenden Missbrauchskomplex, sondern wir haben verteilt über Jahrzehnte Einzelfälle“, hatte Müller einmal gesagt. Nicht die Kirche, sondern die jeweiligen Täter seien verantwortlich. Gegen Kritiker nimmt er kein Blatt vor den Mund. Auf dem diesjährigen Katholikentag in Mannheim bezeichnete er Reformgruppen in der katholischen Kirche als „parasitäre Existenzform“, die selbst nichts zustande bringe.

Theologische Laufbahn

Müller wurde am 31. Dezember 1947 in Mainz geboren und 1978 zum Priester geweiht. 1985 habilitierte er zum Thema „Gemeinschaft und Verehrung der Heiligen. Geschichtlich-systematische Grundlegung der Hagiologie“. Jahrelang lehrte er an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Dogmatik und war dort bis heute Honorarprofessor. Seit 2002 ist er Bischof in Regensburg und seit 2007 Mitglied der Glaubenskongregation in Rom.

Breites Spektrum

Gastprofessuren führten Müller nach Italien, Spanien, Peru, Brasilien, in die USA und nach Indien. Der seinerzeitige Hochschullehrer richtete seine Dogmatik strikt an den Vorgaben des päpstlichen Lehramts aus und sieht etwa die Unmöglichkeit einer Weihe von Frauen zu Priesterinnen oder Diakoninnen als endgültig entschieden an. Seine „Katholische Dogmatik“ gilt als Standardwerk, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Das Spektrum seiner Kontakte reicht von Opus Dei-nahen Hochschulen bis zu führenden lateinamerikanischen Befreiungstheologen wie dem Peruaner Gustavo Gutierrez, mit dem Müller befreundet ist.

Gespräche mit Traditionalisten

Ferner wird der bisherige Regensburger Bischof Präsident der Kommission „Ecclesia Dei“, die für die Gespräche mit Traditionalisten – wie etwa den Piusbrüdern – zuständig ist, sowie Präsident der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission. Diese Ämter sind traditionsgemäß mit der Leitung der Glaubenskongregation verbunden.

Kirchliche Lehre schützen

Die Glaubenskongregation hat die Aufgabe, die Glaubens- und Sittenlehre in der katholischen Kirche zu fördern und zu schützen. Ihr Präfekt leitet auch die päpstliche Bibelkommission und die internationale theologische Kommission. Die „Kongregation für die Glaubenslehre“, so der offizielle Name der wichtigsten Vatikan-Behörde seit 1965, ist die Nachfolgerin der Heiligen Inquisition, die in früheren Jahrhunderten für die Reinheit des Glaubens mit Gewalt gegen Andersgläubige und Kirchenkritiker vorging.

„Oberster Glaubenshüter“

Papst Johannes Paul II. nannte es 1988 als Aufgabe der ältesten der neun Kongregationen der römischen Kurie, „die Glaubens- und Sittenlehre in der ganzen katholischen Kirche zu fördern und zu schützen“. Ihr fällt damit auch die Pflicht zu, lehramtliche Dokumente zu schreiben gegen religiöse Abweichungen innerhalb der Kirche vorzugehen sowie Sanktionen zu verhängen. Daher geraten die Kongregation und ihr Präfekt als „oberster Glaubenshüter“ immer wieder ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Die 23 Mitglieder der Kongregation sind Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe aus 17 Ländern.

 

(KAP/APA/dpa/sda)

 

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