News 04. 07. 2012

Präfekt Müller will Entwicklungen der Zeit ernst nehmen

Der neue Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, tritt nach eigenen Worten in Rom keine leichte, aber eine schöne Aufgabe an. Es sei eine Aufgabe von universalkirchlicher Dimension, die nichts mit Zentralismus zu tun habe, betonte er am Mittwoch in einem Interview mit „Kathpress“.

Seine Behörde sei vor allem für „die Förderung der Glaubenslehre“ zuständig, nicht nur für deren Schutz. Die Glaubenslehre müsse stets neu mit den geistigen Entwicklungen der Zeit, den soziologischen Veränderungen und dem Denken der Menschen in Zusammenhang gebracht werden, sagte Müller. Es reiche nicht aus, die Lehre einfach nur mechanisch zu wiederholen.

„Großartiges“ II. Vaticanum

Mit Blick auf das bevorstehende Konzilsjubiläum meinte der Erzbischof, das II. Vaticanum brauche „keine eigene Hermeneutik, die von außen an herangetragen“ werde. Vielmehr gelte es, die im Konzil selbst enthalte „Hermeneutik der Reform in der Kontinuität“ zu entdecken. Anders als frühere Konzilien sei das „großartige“ II. Vaticanum nicht nur auf bestimmte Irrtümer eingegangen, sondern habe eine positive Gesamtdarstellung des katholischen Glaubens geboten. Es habe die Kirche als Architektur mit „weiten Räumen“ gezeigt.

Glaube als lebendige Tradition

Was die Haltung der Piusbrüder zum Konzil betrifft, meinte der Präfekt: „Jeder, der sich katholisch nennt, sollte sich auch an die Prinzipien des katholischen Glaubens halten.“ Diese würden nicht von der Glaubenskongregation oder sonst jemandem vorformuliert, sondern seien in der der Kirche anvertrauten Offenbarung vorgegeben. Man könne daher nicht einfach auswählen, was einem in ein vorgegebenes Schema hineinpasse. „Man muss sich der lebendigen Tradition öffnen, die nicht irgendwann - etwa 1950 - abbricht, sondern weitergeht“, sagte Müller. Jede Epoche habe ihre eigene Herausforderung, „wir können nicht eine geschichtliche Epoche zum klassischen Muster erklären“, fügte er hinzu.

Berufung nicht überraschend

Er habe schon „etwas länger“ von der Absicht des Papstes gewusst, ihn an die Spitze der Glaubenskongregation zu berufen, räumte Müller ein. Bei der Entscheidung dürfte weniger die Nationalität als seine bisherige theologische Arbeit in Deutschland wie am Vatikan eine Rolle gespielt haben. Der neue Präfekt teilte zudem mit, dass er auch in Zukunft wissenschaftlich arbeiten und publizieren wolle.

 

(KAP)

 

 

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