News 09. 07. 2012

Caritas-Präsident Küberl: „An Hunger stirbt man leise“

„Hunger bedeutet, dass die Menschen ihr Saatgut aufessen, anstatt es anzubauen, dass Eltern auf Essen verzichten, damit wenigstens die Kinder etwas haben, und dass sie Gras und Äste kochen.“ Mit diesen Worten hat Caritas-Präsident Franz Küberl am Montag auf die dramatische Situation in Westafrika aufmerksam gemacht.

Allein in der Sahelzone in Westafika seien derzeit rund 18 Millionen Menschen vom Hunger betroffen, berichtete Küberl bei einer Pressekonferenz zum Auftakt der Sammlung „Für eine Zukunft ohne Hunger“ in Wien. In diesem Zusammenhang erneuerte der Caritas-Präsident seinen Appell an die Bundesregierung, „in der Entwicklungshilfe endlich in den Vorwärtsgang zu schalten“.

 „Tödlicher Mix“

Hinter der Hungerkrise stehe ein „tödlicher Mix“ aus Dürre, Lebensmittelteuerungen, chronischer Armut und politischen Konflikten. „Hunger macht Körper und Seele krank. Und an Hunger stirbt man leise, es ist ein leises Wegbrechen“, berichtete Küberl, der dieser Tage von einem Lokalaugenschein zurückgekehrt ist. In der Region Ouallam im Niger zum Beispiel sei mittlerweile jedes zweite Kind unterernährt und jedes siebente Kind „schwerst unterernährt“. Die Helfer im Zentrum könnten lediglich 48 Prozent jener Kinder versorgen, die dringend Hilfe bräuchten, so Küberl. Damit zu leben, sei auch für die Helfer nicht einfach: „Das zeigt die Begrenztheit der Hilfe auf. Es ist einiges da, aber leider nicht so viel, dass allen geholfen werden kann“, hob Küberl hervor.

Lebensmittelverteilungen „intime Vorgänge“

Lebensmittelverteilungen seien „etwas Besonderes“ für die Betroffenen, „obwohl sie immer auch intime Vorgänge sind“, so der Caritas-Präsident weiter. Denn es handle sich um Menschen, „die immer von der eigenen Arbeit leben wollten und nicht von anderen, es dann aber nicht zusammenbringen“. So habe er etwa Väter getroffen, die der Druck, ihre Familien nicht ernähren zu können, schwer belastet und krank gemacht habe.

18 Millionen Menschen akut betroffen

Trotz der dramatischen Hungerkrise sei aber „die Katastrophe jetzt noch nicht ausgebrochen“, betonte der Caritas-Präsident. „Das hat damit zu tun, das erstmals seit langem früher mit der Hilfe begonnen wurde“, so Küberl. „Aber es ist nicht vorbei - abgerechnet wird im Oktober.“ Dann nämlich würde eigentlich die nächste Ernte anstehen. Dafür allerdings müsste es weiterhin ausreichend regnen und Heuschreckenplagen ausbleiben. Bis Oktober seien die Menschen jedenfalls auf Nothilfe angewiesen: Sonst würden viele der rund 18 Millionen Betroffenen gar nicht so lange überleben.

Apell an Regierung

Der Caritas-Präsident appellierte an die österreichische Regierung, in der Entwicklungshilfe „endlich vom Rückwärtsgang in den Vorwärtsgang zu schalten“, denn in den vergangenen Jahren seien die Mittel von „bescheiden“ auf „bescheidendst“ reduziert worden. „Wir brauchen aber diese Wohlstands- und Friedensdividende, denn das ist Entwicklungshilfe in Wirklichkeit“, forderte er. „Wir sollten die weltweite Tragödie Hunger endlich beenden“, so Küberl. Wir sind weltweit soweit und auch so reich, dass wir es schaffen sollten, wenn wir es wollten. Dazu braucht es aber klare Initiativen.“ Neben der „deutlichen Verbesserung und Erhöhung der Entwicklungshilfe“ auf nationaler Ebene seien international u. a. ein rechtlich verbindliches Klimaschutzabkommen, eine Agrarpolitik, die die Lebensmittel- und Agrarsysteme anderer Länder nicht schädigt, sowie das Verbot von Finanzspekulationen auf Nahrungsmittel.

„160 Zeichen gegen Hunger“

Der Erlös der diesjährigen Caritas-Sammlung „Für eine Zukunft ohne Hunger“ kommt notleidenden Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika zugute. Daneben hat die Hilfsorganisation aber auch eine Aktion gestartet, mit der Österreicher darauf aufmerksam gemacht werden sollen, dass ihr persönlicher Lebensstil Auswirkungen auf die weltweite Ernährungssituation hat. Unter dem Motto „160 Zeichen gegen den Hunger“ werden einen Monat lang täglich eine SMS oder ein E-Mail an die Abonnenten mit einer konkreten Anregung versendet, die mithilft, im eigenen Umfeld Umwelt und globale Ressourcen zu schonen. Wer sich beteiligen will, kann den Newsletter kostenlos abonnieren. Die Aktion endet automatisch.

 

(KAP)

 

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Caritas-Spendenkonto:

P.S.K. 7.700.004, BLZ 60.000,
Kennwort: „Hungerhilfe“

 

Link: Online-Spenden und Anmeldung zur Aktion „160 Zeichen gegen den Hunger“ unter www.caritas.at

 
 
 
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