News 01. 06. 2012

Hungerkrise: Caritas-Präsident Küberl fordert „globalen Kraftakt“

Einen „globalen Kraftakt“ im Kampf gegen das weltumspannende Problem des Hungers fordert Caritas-Präsident Franz Küberl. Hunger sei eine „chronische Megakatastrophe, die sich jeden Tag aufs Neue abspielt“, unterstrich Küberl am Freitag bei einer Pressekonferenz am Rande der internationalen Caritas-Tagung „Zukunft ohne Hunger“ in Wien. Weltweit leiden laut Caritas-Angaben rund 925 Millionen Menschen unter Hunger und Unterernährung.

Verschärft werde das Problem durch den Klimawandel, durch bewaffnete Konflikte, Landraub, steigende Lebensmittelpreise und Spekulationen. Die Staatengemeinschaft sei aufgerufen, das nicht länger „tatenlos hinzunehmen“, so Küberl. Notwendig sei eine Doppelstrategie aus akuter Hungerhilfe und langfristiger Hungerprävention. Der noch bis Samstag andauernde internationale Kongress „Zukunft ohne Hunger“ in Wien bringt Experten aus mehr als 20 Ländern zusammen, darunter Vertreter von UNO und NGOs, renommierte Wissenschaftler und Forscher und internationale Caritas-Mitarbeiter. Laut Caritas-Angaben nehmen 700 Interessierte an dem Kongress teil.

„Hunger nach Teilhabe, Solidarität und Gerechtigkeit“

Der Präsident der Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, sagte bei der Pressekonferenz, dass die Ursache des Hungers nicht in einem Mangel an Ressourcen liege, sondern eine Folge falscher Nahrungsmittelverteilung sei. Anlässlich der bevorstehenden Konferenz „Rio+20“ rief Rodriguez die teilnehmenden Staaten dazu auf, über einen ganzheitlichen Ansatz bei der Entwicklungszusammenarbeit und Hungerhilfe nachzudenken, um so nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Im Mittelpunkt müssten Gerechtigkeit, Fairness, Verantwortung und das Wohl der Menschen stehen. Eine „Zukunft ohne Hunger“ sei möglich - „wenn unser Hunger ein Hunger nach Teilhabe, Solidarität und Gerechtigkeit ist“.

Georgieva: „Dort helfen, wo es am nötigsten ist“

Dass die Hungerbekämpfung auch für die Europäische Union an vorderster Stelle stehe, betonte die EU-Kommissarin für Internationale Zusammenarbeit, Kristalina Georgieva. Allein im Vorjahr habe die Kommission eine halbe Milliarde Euro in die Nahrungsmittelhilfe investiert. „Wir werden weiterhin alles unternehmen, um dort zu helfen, wo es am nötigsten ist“, so Georgieva. Gerade die jüngsten Hungerkatastrophen in Afrika hätten sie persönlich so betroffen gemacht, dass sie nun „mehr denn je entschlossen“ sei, eine „dauerhafte Lösung für die Bewältigung der Nahrungsmittelknappheit zu suchen“.

Munasinghe: Zusammenhang mit Klimawandel

Auf den Zusammenhang von Hunger, Armut und Klimawandel verwies der ehemalige Vizepräsident des Weltklimarates und Friedensnobelpreisträger Mohan Munasinghe. „Wir sehen ganz klar: Armut und Hunger sind noch immer die größten Probleme für nachhaltige Entwicklung. Dies gilt ganz besonders für Regionen, in denen die Hungerproblematik durch die Auswirkungen des Klimawandels zusätzlich verschärft wird“, so Munasinghe.

Situation in Sahelzone „dramatisch“

Einen neuerlichen Appell zu einer raschen Hilfe gegen die Hungerkatastrophe in der Sahelzone richtete der Generalsekretär der Caritas Senegal, Abbe Ambroise Tine, an die Teilnehmer der Tagung. Die Situation sei „dramatisch“, es drohe eine „humanitäre Katastrophe schrecklichen Ausmaßes“. 18,4 Millionen Menschen seien in der Sahelzone gegenwärtig vom Hunger betroffen, seit neun Monaten habe es in der Region nicht mehr geregnet, die Lebensmittelpreise seien massiv gestiegen.

„Staat-Kirche-Koalition“ gegen EZA-Kürzungen

In einem Grußwort zur Eröffnung des Kongresses hatte Kardinal Christoph Schönborn die österreichische Bundesregierung gemahnt, das Budget für die Entwicklungszusammenarbeit nicht weiter zu kürzen. Unterstützung fand er in diesem Anliegen bei Bundespräsident Heinz Fischer. Die EZA-Kürzungen seien „außerordentlich schmerzlich und unerfreulich“, daher biete sich „eine Koalition zwischen Bundespräsident und Kardinal“ an, um „gemeinsam etwas zu bewegen“, so Fischer. „Das wäre ja nicht die schlechteste Form der Zusammenarbeit von Kirche und Staat.“

 

 (APA/KAP)

 

 

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