Bandion-Ortner verteidigt Position in Dialogzentrum
Die ehemalige Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP) hat ihre umstrittene Position als stellvertretende Generalsekretärin des internationalen „König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ verteidigt. Das Dialogzentrum sei kein saudisches Zentrum, sondern ein internationales, das zu Dialog führen solle, sagte sie in der „ZiB 24“ am Mittwoch.
Das von Saudi-Arabien initiierte Zentrum, dessen Gründung in Wien zwischen Österreich, Saudi-Arabien und Spanien vertraglich vereinbart wurde, soll am 26. November eröffnet werden. Im Direktorium der Einrichtung werden Vertreter mehrerer Religionen repräsentiert sein, einschließlich des Judentums. Umstritten ist das Zentrum vor allem, weil es von Saudi-Arabien finanziert wird.
Strenges Religionsrecht
Der arabische Staat steht immer wieder wegen seiner Haltung in Religionsfragen in der Kritik. In Saudi-Arabien darf lediglich die wahhabitische Auslegung des sunnitischen Islam frei ausgeübt werden; der „Abfall vom Islam“ wird mit der Todesstrafe bedroht. Auch auf andere Vergehen steht die Todesstrafe. Für Frauen ist das Tragen von langen Gewändern und schwarzen Kopftüchern Vorschrift. Im islamischen Königreich ist ihnen zudem das Autofahren streng untersagt.
Finanzierung durch saudische Stiftung
Sie werde das Amt interimsmäßig bis November ausführen, dann werde weiter entschieden, so Bandion-Ortner. Das Zentrum werde von einer saudischen Stiftung für die nächsten drei Jahre finanziert. Diese würde dann wohl auch ab November für das Gehalt der Ex-Ministerin aufkommen. „Das ist eine riesige Herausforderung für mich und wahnsinnig interessant“, so Bandion-Ortner auf die Frage, warum sie diesen Job mache.
„Zauberwort“ Dialog
Saudi-Arabien habe die Initiative gestartet und man müsse dem entgegenkommen. „Wenn jemand die Hand ausstreckt, müssen wir sie ergreifen“, sagte die ehemalige Justizministerin. „Ich bin auch gegen die Todesstrafe, ich bin auch für die Gleichberechtigung der Frauen, ich bin auch für die Einhaltung der Menschenrechte, aber ich bin auch für den Dialog.“ Denn der Dialog sei das „Zauberwort“ und die „Lösung“.
Kritik von Hilfsorganisation
Heftige Kritik am neuen „König Abdullah Dialogzentrum“ in Wien kam von der Österreich-Sektion der Hilfsorganisation Christian Solidarity International (CSI). In der ORF-Sendung „Report“ am Dienstagabend sprach der Generalsekretär der ökumenischen Organisation, Elmar Kuhn, von einer „Augenauswischerei“. Saudi-Arabien mache unter den Wahabiten derzeit eine Entwicklung durch, die zur völligen Negierung von Menschenrechten führe. Diese würden im eigenen Land mit Füßen getreten, und ausgerechnet mit dieser Strömung im Islam wolle man nun einen Dialog führen, kritisierte Kuhn.
(APA)
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