News 20. 07. 2012

Verfahren gegen Anti-Putin-Band Pussy Riot beginnt

Vor einem Gericht in Moskau beginnt am Freitag der Prozess gegen drei junge Frauen der russischen Punk-Band Pussy Riot wegen einer regierungskritischen Aktion in einer Kirche. Den seit drei Monaten inhaftierten Frauen drohen wegen „organisierten Rowdytums“ bis zu sieben Jahre Gefängnis.

Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa, und Jekaterina Samuzewitsch hatten in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale mit einem Lied gegen Russlands starken Mann Wladimir Putin und dessen Beziehungen zur mächtigen russisch-orthodoxen Kirche protestiert. Die drei Frauen im Alter von 22 bis 29 Jahren gelten für Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International als politische Gefangene. Eine politische Lenkung der Justiz fürchtet auch der Anwalt der Bandmitglieder.

„Ewige Grundfesten der Kirche erschüttert“

„Dieses Verfahren ist politisch. Es wird direkt von Putin oder seiner Umgebung gesteuert“, sagt der Verteidiger der Frauen, Nikolai Polosow, der Nachrichtenagentur dpa. Er ist überzeugt, dass die wegen Rowdytums angeklagten Frauen zur Haft in Straflagern verurteilt werden. Der Vorwurf der Anklage lautet „Hooliganismus aus Gründen des religiösen Hasses“. Diese kommt zu dem Schluss, dass Pussy Riot mit der Gotteslästerung an den „ewigen Grundfesten der russisch-orthodoxen Kirche“ gerüttelt habe.

Anklage sieht „Gläubige traumatisiert“

In der Anklageschrift heißt es: „Um die orthodoxen Christen noch tiefer in ihrem geistlichen Glauben zu verletzen (...), zogen sich die Teilnehmerinnen die Oberbekleidung aus und boten einen für einen solchen Ort unwürdigen Anblick“. Dass die drei Frauen noch wild herumsprangen und im Altarraum vor heiligen Ikonen tanzen, habe viele Gläubige traumatisiert, heißt es weiter. Als Zeugen und Nebenkläger werden dort auch Mitarbeiter einer Wachfirma genannt, welche die Kirche sicherten.

Beweismittel bleiben unhinterfragt

Ein Videomitschnitt der Kirchenaktion gilt als eines der wichtigsten Beweismittel. Das im Internet veröffentlichte Video sei aber nicht die Originalaufnahme, betont Polosow. Nachträglich wurden die Bilder etwa mit Musik unterlegt, die in der Kirche nicht abgespielt wurde. „Es handelt sich um eine künstlerische Montage. Aber die Ermittler kümmern sich nicht darum, von wem das Video produziert und von wem es ins Internet gestellt wurde.“

Kirche will harte Strafe

Der Jurist betont, dass die Aktion als politische Kritik an Putin gedacht gewesen sei. Zu dieser Kritik stehen die Angeklagten weiterhin. Das Angebot der Kirche, sich schuldig zu bekennen und um Vergebung zu bitten, lehnen sie ab. Putin selbst verkündete nach seinem Wahlsieg am 7. März, er bitte die Gläubigen um Entschuldigung, weil die Frauen dazu nicht in der Lage seien. „Ich hoffe, dass sich so etwas nicht wiederholt“, sagte er. Die Kirchenführung hatte bereits im März  eine harte Strafe gefordert.

 

(APA/AFP/dpa/religion.ORF.at)

 

 

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