Erzbischof Eder: "Gefahr im
Verzug"
Der Salzburger Erzbischof Georg Eder verteidigt die umstrittene
Suspendierung von Pfarrer Peter Hausberger. Den vollständigen Wortlaut
des ORF-Interviews mit Erzbischof Eder zur aktuellen Situation lesen Sie
in RELIGION ON.
Erzbischof Dr. Georg Eder im ORF-Exklusivinterview mit Elisabeth Mayer
Erzbischof Eder: "Es geht hier zuerst ganz und gar nicht um
das Kirchenrecht oder um Strafe, sondern es geht um den Glauben und um die
Kirche und zwar um das Herz des Glaubens, das ist die Eucharistie. Was tun
wir denn, wenn sich mehrere Priester solidarisieren und das mehrere tun an
einem Sonntag? Ich muss die Gläubigen schützen. Ich hab schon einmal
gesagt: ‚Wenn ein Hirte - bei Ezechiel steht das – die Herde in die
Irre führt, dann ist es besser, die Herde sucht sich selbst den Weg.‘"
ORF: "Herr Erzbischof, namhafte Kirchenrechtler sagen, dass in
diesem Verfahren der Suspendierung auch einige Formalfehler sind. Wenn
jetzt Rom entscheiden soll, könnte das – unter Umständen – auch für
Sie nicht positiv ausgehen?"
Erzbischof Eder: "Für mich hab` ich gar keine Angst mehr. Um
mich geht es nicht, nein, es geht um die Kirche - nein, ich hab für mich
keine Angst. Wenn es Formalfehler gibt, die kann es immer wieder geben,
denn dieses kirchliche Prozessrecht ist sehr schwierig und bietet dem
Täter mehr Hilfe sozusagen als dem Bischof. Aber gut, das sei
dahingestellt. Hier geht es mehr um das: Es ist Gefahr im Verzug, wenn das
mehr und mehr tun – ungültige Messen feiern und statt dem Leib und Blut
Christi nur Brot und Wein zu reichen wegen der Gastfreundschaft – dann
ist die Kirche – dann zerfällt diese Kirche, sie zerfällt."
ORF: "Glauben Sie nicht, dass auch das Handeln des Bischofs
unter Umständen Schaden auslösen kann, weil es als hartherzig erlebt
wird und als völlig überzogene Maßnahme verstanden wird?"
Erzbischof Eder: "Der Schaden wird von den Priestern, – es
ist ja schon der zweite Fall innerhalb kurzer Zeit – der Schaden wird
von den Priestern verursacht, nicht vom Bischof. Es ist unwahrhaftig und
sehr unfair, wenn man jetzt den Bischof zum Täter macht. Das können sie
nicht tun."
ORF: "Herr Erzbischof, gerade Sie rufen Pfarrgemeinden immer
wieder auf, ihre Priester zu unterstützen, sie zu tragen und jetzt
passiert in St. Paul etwas ganz Gewaltiges, eine ganze Pfarre steht hinter
ihrem Pfarrer, imponiert Ihnen das?"
Erzbischof Eder: "Nein, das imponiert mir nicht, sondern das
macht mich sehr traurig, dass eine ganze Pfarrgemeinde nicht mehr weiß,
was eine heilige Messe ist. Was predigen wir denn eigentlich in den
letzten drei Jahrzehnten? Die Liturgie ist erneuert worden, alles ist neu
gemacht worden und jetzt wissen wir nicht mehr, was die heilige Messe ist.
Was ist denn da passiert? Das macht mich traurig und ist zum
Nachdenken."
ORF: "Wie stellen Sie sich jetzt den weiteren Gang der Dinge
vor, bis wann rechnen Sie mit einer Entscheidung aus Rom?"
Erzbischof Eder: "Das weiß ich nicht, da müssen Sie in Rom
anfragen. Rom hat nur im heurigen Heiligen Jahr sehr viel zu tun, das ist
klar.Aber sie nehmen die Dinge sehr, sehr ernst, wie ich bei anderen
Anliegen auch gesehen habe. Es geht jetzt den Rechtsweg. Hausberger wollte
den Weg gehen, er wollte sein Recht haben, dieses bekommt er jetzt."
ORF: "Herr Erzbischof, in Ihrer heutigen Erklärung
(30.10.2000; Anm. d. Red.) am Vormittag haben Sie gesagt, es wird
versucht, den Erzbischof unter Druck zu setzen. Fühlen Sie sich
verfolgt?"
Erzbischof Eder: "Da muss ich wieder ein bisschen lächeln.
Nein, ich fühle mich nicht verfolgt, ich traue mich durch die ganze Stadt
zu laufen, und das ist sehr schön. Aber ein Druck – jeder von uns
weiß, dass man unter Druck keine wichtigen Entscheidungen treffen kann.
Hier geht es um eine ganz, ganz wichtige Entscheidung. Da können die
Medien nicht Druck ausüben, auch die eigenen Mitbrüder nicht und schon
gar nicht die Straße. Sie können nur beten. Aber unter Druck, das weiß
jeder, der an verantwortungsvoller Stelle steht, unter Druck darf man
keine Entscheidungen treffen, die sehr schwerwiegend sind."
ORF: "Besonders stört Sie offenbar dieser
Kirchenbeitragsboykott, obwohl diese Solidaritätsgruppe gesagt hat: ‚Wir
wollen ein Ventil schaffen, um Kirchenaustritte im Affekt zu verhindern‘."
Erzbischof Eder: "Sicher, aber diese Leute müssen sich halt
immer überlegen, wohin das zielt. Wenn man den Kirchenbeitrag verweigert,
dann wird das Budget gekürzt und dann wird es auch in unserer Diözese
wahrscheinlich sein, dass man Angestellte entlassen muss, so wie es in
anderen Diözesen schon notwendig ist. Sie schneiden sich ins eigene
Fleisch, wenn sie das tun."
Wunsch nach Rückkehr zum Dialog
Die Stellungnahme des Priestervereins der Erzdiözese Salzburg zur
Causa Hausberger vom 28. Oktober 2000 im Wortlaut:
WUNSCH NACH RÜCKKEHR ZUM DIALOG
Der "Priesterverein in der ED Salzburg" ist
schockiert über die jüngste Entwicklung im Fall der Suspendierung von
Pfarrer Peter Hausberger. Wir können es nicht verstehen, dass der Herr
Erzbischof das Gespräch mit unserem Mitbruder, der ihm weitgehend
entgegengekommen ist, verweigert. Es ist für uns zutiefst bedauerlich,
dass der Dialog - ein Wesensprinzip der Kirche, wie es österreichische
Bischöfe gesagt haben - und damit Zeichen der Hoffnung so einseitig vom
Bischof verhindert werden.
Darüber hinaus fragen wir uns über den Wert jener
Erklärung, die das eb. Konsistorium gemeinsam mit dem Herrn Erzbischof
nach seiner Sitzung abgegeben hat: "Der Herr Erzbischof und das
Konsistorium sind daher zuversichtlich, dass die schwierige Frage bald
gelöst werden kann. Dazu wird es in der kommenden Woche ein Gespräch
beim Herrn Erzbischof geben". Was an Aussagen der Diözesanleitung
kann man da noch ernst nehmen? Offensichtlich nützen die Beratungen des
eb. Konsistoriums nichts! "Niemand will, dass die Sache nach Rom
geht" sagte uns ein Konsistorialrat die Angelegenheit
beschwichtigend.
Wir verstehen die immer noch größer werdende
Enttäuschung vieler, hoffen aber auch, dass die Bemühungen um Ökumene
und Geschwisterlichkeit weiter wachsen, wie wir es mit großem Respekt in
der Pfarrgemeinde St.Paul sehen dürfen.
Mit dieser Art mit Konflikten umzugehen hat der Herr
Erzbischof der Einheit in der Kirche von Salzburg keinen guten Dienst
getan. Wir bitten deswegen unseren Herrn Erzbischof in dieser äußerst
bedenklichen Situation in seiner Verantwortung für die Einheit über das
Verfahren in Rom hinaus alles zu unternehmen und mit Pfarrer Hausberger
doch noch die Chance einer versöhnlichen Perspektive zu ergreifen.
Namens des Vorstandes des "Priestervereins in der
ED Salzburg":
Außerhofer Gidi, Max Michael, Padinger Franz, Wagner Heinrich
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Hirtenwort
von Erzbischof Eder