Papst Johannes Paul II in Österreich 19. - 21 Juni 1998 |
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Zusammenfassung Sonntag 21. Juni
Treffen mit den österreichischen Bischöfen Jeder Wertung der Krise, in der sich Österreichs katholische Kirche zur Zeit befindet,
hat sich Papst Johannes Paul II. Sonntag nachmittag bei einer Aussprache mit den
Bischöfen enthalten. Er versicherte bloß seine "Anteilnahme". Festgottesdienst am Heldenplatz Der Besucherzustrom zur Papstmesse am Wiener Heldenplatz hielt sich Sonntag vormittag in Grenzen. Zu Beginn des Gottesdienstes um 9.30 Uhr waren laut Angaben der Polizei rund 30.000 Menschen eingetroffen. Die Veranstalter hatten mit bis zu 100.000 Besuchern gerechnet. Schon bei der Fahrt von der Apostolischen Nuntiatur in Wien-Wieden zum Heldenplatz hatte sich das mäßige Interesse gezeigt. Nur wenige Menschen säumten den Weg des Papamobils. Im Verlauf des Vormittags wollte man 50.000 Menschen auf dem Heldenplatz gezählt haben. Vereinzelte Proteste Die Proteste bei der Messe des Heiligen Vaters am Sonntag vormittag am Wiener Heldenplatz hielten sich in Grenzen. Vereinzelte Transparente, auf denen Sprüche wie "Wir fordern ein Ende der Frauendiskriminierung in der römisch katholischen Kirche" zu lesen waren, und Flugblätter waren die einzigen Zeichen der kritischen Stimmen unter den Gläubigen. Die Organisation "Wir sind Kirche" setzte auf Aktionismus. Als Ärzte verkleidet spazierten Mitglieder der Laienbewegung mit einer Miniaturkirche, die an einer Infusion hing, durch die Menge - und mußten sich einige Beschimpfungen gefallen lassen. So meinte etwa ein Anhänger des Heiligen Vaters: "Ihr arbeitet für den Teufel". Deutlicher Protest war auf einigen Flugblättern zu lesen. Unter dem Titel "Die Lustknaben des Kardinals" und "Die Konkubinen der Päpste" warf man den Würdenträgern vor allem Doppelmoral und Verschwendungssucht vor. Drei Seligsprechungen am Beginn der Papstmesse am Wiener Heldenplatz hat Johannes Paul II. Sonntag vormittag drei österreichische Ordensleute selig gesprochen. Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn bat den Papst, die Franziskanerin von der christlichen Liebe, Schwester Maria Restituta Kafka, den Prämonstratenser-Chorherrn Jakob Kern und den Gründer der Kalasantinerkongregation Pater Anton Maria Schwartz in das Verzeichnis der Seligen aufzunehmen. Nachdem kurze Lebensgeschichten der drei Ordensleute verlesen wurden, führte der Papst die Seligsprechung durch. Die Helden der Kirche In seiner Predigt betonte der Papst, "auf dem Heldenplatz, hier und heute, haben nicht die Helden der Welt das Wort, sondern die Helden der Kirche, drei neue Selige". Der Pontifex nahm in seiner Rede auf das unrühmlichste Kapitel der Geschichte dieses Platzes Bezug: "Vor sechzig Jahren hat vom Balkon dieses Platzes aus ein Mensch (Adolf Hitler, Anm.) für sich das Heil proklamiert. Die neuen Seligen haben eine andere Botschaft. Sie sagen uns: Nicht in einem Menschen liegt das Heil, sondern: Heil Christus, dem König und Erlöser." Die Kirche von heute brauche "kein Teilzeitkatholiken", so der Papst wörtlich, sondern "Vollblutchristen", wie dies die drei neuen Seligen gewesen seien. "An ihnen können wir Maß nehmen", betonte Johannes Paul II. Beim Prämonstratenser Jakob Kern hob er die priesterliche Treue hervor, bei Pater Anton Schwartz dessen Begleitung der Arbeiter und bei Schwester Restituta deren "Schwimmen gegen den Strom der Zeit". Sr. Restituta habe für das Bekenntnis zum Kreuz ihren Kopf hingehalten, sagte der Papst. Sie endete am Schafott, weil sie sich über das NS-Verbot hinweggesetzt und Kreuze in den Krankenzimmern angebracht hatte. "Man kann uns Christen vieles nehmen", so der Heilige Vater: "Aber das Kreuz als Zeichen des Heils lassen wir uns nicht nehmen. Lassen wir nicht zu, daß man es aus der Öffentlichkeit entfernt! Hören wir auf die Stimme des Gewissens, die uns sagt: 'Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen'." Den Jugendlichen eine "Lebenshilfe" Die drei neuen Seligen empfahl der Papst den Jugendlichen als "Lebenshilfe": Jakob Kern habe in seiner Krankheit das Vertrauen der Jugend gewonnen, Pater Schwartz habe die Herzen der Lehrlinge erreicht und Sr. Restituta habe den Mut aufgebracht, für ihre eigene Meinung einzustehen. "Sie waren keine 'fotokopierten Christen', sondern jeder für sich ein Original, unauswechselbar und einzigartig", so der Heilige Vater. Die neuen Seligen hätten wie die Jugend angefangen: "als junge Menschen, voller Ideale und auf der Suche nach einem Sinn, für den es sich zu leben lohnt". Die neuen Seligen mache auch so anziehend, weil ihre Lebensgeschichten zeigten, "wie sie als Persönlichkeiten nach und nach gereift sind". Auch das Leben der Jugendlichen sei "noch keine reife Frucht". Der Papst forderte sie auf, das Leben zu pflegen, "damit es zur Blüte und Reife kommen kann". Appell an den Schutz des Sonntags Bei seiner Laudatio auf den seliggesprochenen Wiener Arbeiterapostel Pater Anton Schwartz kam der Papst auf aktuelle politische Themen zu sprechen. Er forderte zum Schutz des Sonntags auf und mahnte - wie schon in seiner Europa-Rede am Samstag - das Recht auf Arbeit ein. Johannes Paul II. betonte, daß P. Schwartz nicht davor zurückgescheut sei, auch mutige Schritte zu wagen, wie mit seiner Forderung nach Arbeitsplätzen für Jugendliche und nach einem arbeitsfreien Sonntag. "Er hinterläßt uns eine Botschaft", so der Papst: "Unternehmt alles, was Euch möglich ist, um den Sonntag zu schützen! Zeigt, daß dieser Tag zu Recht arbeitsfrei bleiben muß, weil er als Tag des Herrn gefeiert wird!", sagte das Oberhaupt der Katholiken zu der in der österreichischen Innen- und Wirtschaftspolitik immer wieder aufflammenden Diskussion um die Sonntags-Arbeit. Recht auf Arbeit Weiters rief der Papst dazu auf, jenen Jugendlichen zu helfen, "denen das Recht auf Arbeit vorenthalten wird! Wer dafür sorgt, daß die Jugend von heute Brot hat, der trägt dazu bei, daß die Erwachsenen von morgen ihren Kindern Sinn vermitteln können. Ich weiß", so Joahnnes Paul II. weiter, "daß es dafür keine einfache Lösungen gibt. Deshalb wiederhole ich ein Wort, unter das der selige Pater Schwartz seine vielfältigen Bemühungen gestellt hat: 'Wir müssen mehr beten'."
Zusammenfassung Samstag 20. Juni Der Papst in der Wiener Hofburg In einer gepanzerten Limousine macht sich der Papst auf den Weg zur Hofburg. Knapp aucht Minuten dauert die Fahrt, dann folgt ein Blitzlichtgewitter im Maria Theresiensaal. Nach einem kurzen Blick von Johannes Paul II. auf die Gastgeschenke, der Papst bringt Österreich ein Madonnenmosaik und Österreich schenkt dem Papst einen Stich von Papst Pius VI., halten Bundespräsident Klestil und der Papst ein Vieraugengespräch ab. Dann tritt das offizielle Österreich zum Händeschütteln an. Danach ruft das Protokoll in den vollbesetzten Zeremoniensaal, wo das diplomatische Corps und Abgesandte internationaler Organisationen bereits warten. Bundespräsident Klestil betont in seiner Ansprache das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Kirche und Staat. Der Papst antwortet mit seiner Europarede. Sie ist ein Aufruf für Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Materielle Opfer werden für die wohlhabenden Länder unvermeidlich sein, um das Wohlstandsgefälle innerhalb Europas abzubauen. Der Papst wünscht sich ein Europa vom Atlantik bis zum Ural und Österreich als Brücke im Herzen. Schließlich kritisiert der Papst die Fristenregelung in Österreich. Und warnt vor den Gefahren der Sterbehilfe. Rund 25 Minuten dauert die Rede. Danach braust der Papst zurück zur Nuntiatur, wo er von 3.000 Polen erwartet wird. Gemeinsam mit seinen Landsleuten spricht der Heilige Vater das Angelus-Gebet.
Der Papst in der Diözese St. Pölten An Nachmittag macht sich der Papst per Auto auf den Weg nach St. Pölten. In der
Landeshauptstadt St. Pölten machte sich am Samstag bereits zu Mittag erwartungsvolle
Stimmung breit. Gruppen aus Tschechien, Bayern und Polen (sie bildeten gut die Hälfte der
anwesenden Gläubigen) stimmten im Landhauspark religiöse Lieder an. Unter die Gläubigen
mischten sich schwarzgekleidete Mitarbeiter des "Forum XXIII" und des "Wegs
der Hoffnung" mit schwarzen Luftballons, die Flugzettel zur "Causa Groer"
und "Causa Krenn" verteilten. Die schwarzen Protestluftballons durften aus
Sicherheitsgründen, wie es hieß, nicht wie geplant losgelassen werden.
Zusammenfassung Freitag 19. Juni Durch einen wolkenverhangenen Himmel steuerte Papst Johannes Paul II am Vormittag auf seinen dritten Österreichbesuch zu. Es ist die 83. Auslandsreise des eiligen Vaters. Der Abflug von Rom hatte sich um 20 Minuten verzögert. Nach etwa zweistündiger Flugzeit setzte die Papstmaschine der Alitalia um 11 Uhr 24 Minuten auf der Salzburger Landebahn auf. Mehr als 50 Journalisten begleiteten den Papst im Flugzeug. Ein Interview gab der Papst während des Fluges allerdings nicht. Zwölf Minuten nach der Landung steigt der sichtlich müde Papst langsam aus dem Flugzeug. Hinter ihm Kardinal Angelo Sodano, der vatikanische Staatssekretär. Insgesamt 35 Personen umfaßt die päpstliche Delegation Mit einundzwanzig Salutschüssen wird das Staatsoberhaupt des Vatikans mit den protokollarischen Ehren empfangen. Bundespräsident Thomas Klestil heißt den Papst willkommen. Zwei Kinder, Maria und Johannes, überreichen dem Papst Blumen und Salzburger Erde. Zurück zum SeitenanfanIm Empfangskommitee der Repulik sind weiters Vizekanzler Schüssel und die Minister Gehrer, Fasslabend und Schlögl sowie Staatssekrtärin Ferrero-Waldner und Laneshauptmann Schausberger. Der Apostolische Nunitius, alle Bischöfe Österreichs und der Abt von Mehrerau sind seitens der katholischen Kirche zur Begrüßung des heiligen Vaters, dem Oberhaupt von weltweit mehr als eins Komma eins Milliarden Katholiken angetreten. Während sich der Papst auf einen Stock gestützt zum Rednerpult begibt, jubeln Jugendliche dem Pontifex zu: Johannes Paul II, wir stehen auf deiner Seite In seiner Begrüßungsansprache verweist Bundespräsident Klestil auf die historischen Verdienste des Papstes. Zurück zum SeitenanfanIn seiner Antwort erinnert der Papst an die christliche Tradition Europas, und das am gemeinsamen Haus mit Sorgfalt weitergebaut werden müsse. Die Rede des Papstes im Wortlaut lesen Sie hier! Dann verweist der Papst auf das Motto seiner Dreitägigen Visite "Komm Schöpfer Geist" Nach dem Abspielen der vatikanischen und der österreichischen Hymnen schreiter der Papst die Ehrenkompanie ab und trägt sich in die goldenen Bücher von Land und Stadt Salzburg ein. Anschließend formiert sich der Konvoi. Das Papst fährt mit seinem Privatsekretär Czdiwis und Erzbischof Eder im gepanzerten Papamobil Richtung Salzburger Innenstadt. Das vollklimatisierte Fahrzeuger war mittels Tieflader von Rom nach Österreich gebracht worden. Um etwa 12.30 Uhr trifft der Papst dann bei der ersten Station ein, der Erzabtei St. Peter. In der Kirche verrichtet er ein Gebet vor dem Rupertus-Altar. Der Besuch ist der Höhepunkt der heurigen 1200 Jahr-Feiern der Erhebung Salzburgs zum Erzbistum. Bei seinem Aufenthalt in der Erzabtei segnet der Papst den Grundstein für ein neues Karmeliterinnen-Kloster in Innsbruck. Dann schließen sich die Tore hinter der päpstlichen Delegation und den Gastgebern. Der Papst zieht sich zum Mittagessen und zur Mittagsruhe zurück. In der Erzabtei St. Peter hielt der Papst Andacht und erholte sich von den Strapazen. Am Nachmittag dann der Höhepunkt der Visite in Salzburg: Die feierliche Messe im renovierten Dom. Zur Begrüßung der Gäste nimmt sich der heilige Vater ausgiebig Zeit. Die Ansprache des Papstes im Salzburger Dom Der Mission hat der reisefreudigste Papst in der Geschichte zu neuen Impulsen verholfen. Allerdings: Zwischen kircheninterner und kirchenexterner Wirkung des greisen Pontifex liegen Welten. In sozialen Fragen ist der Papst durchaus progressiv. Die zunehmende Säkularisierung versucht er dagegen durch seine strikt wertkonservative Haltung zu bekämpfen. Die Lösung der Kirchenkrise in Österreich und die Neuevangelisierung Europas sind hochgesteckte Ziele. Der Papst wies in seiner Rede einmal mehr darauf hin, daß Kleriker und Laien unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Deshalb sei eine Gleichheit in den Ämtern nicht möglich. Trotz dieser hartnäckigen Position gelingt es Johannes Paul II bei der versammelten Jugend im Dom zu punkten. Um 20.20 trifft der Papst in Wien Schwechat ein. Zurück zum Seitenanfan |