News 07. 08. 2006

Höchster schiitischer Geistlicher im Libanon gegen Entwaffnung der Hisbollah

Der höchste geistliche Würdenträger der libanesischen Schiiten, Scheich Mohammed Hussein Fadlallah, hat jede Forderung nach Entwaffnung der Hisbollah-Miliz als "Landesverrat" eingestuft.

"Jegliche Anspielung auf eine Entwaffnung des Widerstandes fällt in den Bereich des Hochverrats", zitierte die Beiruter französischsprachige Tageszeitung "L'Orient-le Jour" den schiitischen Geistlichen. "Der Widerstand ist der einzige Faktor der Abschreckung, auf den der Libanon angesichts der israelischen Aggressionen unter keinen Umständen verzichten darf", sagte der als moderat geltende Fadlallah, der unter anderem die palästinensische Hamas nach deren Wahlsieg zur Verständigungsbereitschaft gegenüber Israel eingeladen hatte. Der Geistliche ist Vorsitzender des Obersten Rates der libanesischen Schiiten.

Sunnitischer Geistlicher erließ Fatwa gegen Hisbollah

Ein ranghoher sunnitischer Geistlicher aus Saudi-Arabien erließ am Samstag eine Fatwa gegen die schiitische Hisbollah-Miliz. Die Hisbollah sei "die Partei des Teufels", heißt es in dem verbindlichen Religionsedikt, das Scheich Safar al-Hawali auf seiner Web-Site veröffentlichte. Niemand solle mehr für die Hisbollah-Kämpfer beten, erklärte Hawali. Der Scheich galt früher als Vertrauter des Al-Kaida-Führers Osama bin Laden. Anfang der 90er Jahre hatte Hawali zusammen mit anderen radikalen Religionsgelehrten die Anwesenheit amerikanischer Truppen in Saudi-Arabien kritisiert. Daraufhin kam er mehrere Jahre ins Gefängnis. 2004 rief der Scheich gemeinsam mit 26 weiteren saudi-arabischen Klerikern das irakische Volk zum Widerstand gegen die US-Besatzung auf.

Sunnitische Unterstützung für Hisbollah?

Bereits vor Jahren hatte ein anderer Scheich in Saudi-Arabien, Abdallah ben Jebrin, dazu aufgerufen, die Hisbollah nicht zu unterstützen. In einer von ihm veröffentlichten Fatwa wurde die Hisbollah eine "Rafidi"-Bewegung genannt. Rafidi ist eine abschätzige Bezeichnung für Schiiten. Eine derartige Bewegung dürfe von Sunniten nicht unterstützt werden, hieß es in der Fatwa.

Auch Sunniten demonstrierten für Hisbollah

In muslimischen Ländern haben in den vergangenen Tagen tausende Menschen für die schiitische Hisbollah demonstriert, darunter auch in überwiegend sunnitischen und eher westlich ausgerichteten Staaten wie Jordanien. Auch die Regierung Saudi-Arabiens, die die Entführung zweier israelischer Soldaten durch die Hisbollah - den Auslöser der Offensive - zunächst verurteilt hatte, fordert ein sofortiges Ende der israelischen Angriffe.

 

 

 

 

 

 

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