News 18. 09. 2006

Kardinal Kasper fordert von Muslimen Toleranz ein

Kurienkardinal Walter Kasper warnt mit Blick auf den Streit um Äußerungen des Papstes zum Islam vor zu hohen Erwartungen an den interreligiösen Dialog. Der Islam verhalte sich nur dort tolerant, wo er in der Minderheit sei, kritisiert Kasper.  

In einem Interview mit dem Nachrichten-Magazin "Der Spiegel" sagte der Leiter des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen wörtlich: "Wo er (der Islam) die Mehrheit hat, kennt er keine Religionsfreiheit in unserem Sinn". Zugleich rief Kasper die Europäer auf, den Muslimen als "geistig und geistlich starker Partner" gegenüberzutreten.

Ist ein "europäischer Islam" möglich?

Die muslimische Kultur habe in weiten Teilen bisher keinen Zugang zu westlichen Werten wie den Menschenrechten oder der Gleichberechtigung der Frau gefunden, betonte der vatikanische "Ökumeneminister". Diese "Defizite" seien ein Grund für die Frustration vieler Muslime, die oft in Hass und Gewalt gegenüber dem Westen umschlage. Den Terroristen diene der Islam als "Maske, hinter der sich nicht Religion, sondern Verzweiflung und Nihilismus verbergen", sagte Kasper. Für ihn sei noch offen, ob ein "europäischer Islam" möglich ist, der den muslimischen Glauben mit Demokratie verbindet.

Europa darf seine Werte nicht relativieren

Europa sei eine weltoffene Gemeinschaft und kein "christlicher Club", so der Kardinal, der als einer der engsten Mitarbeiter von Papst Benedikt XVI. gilt. Wer aber nicht toleranzbereit sei, könne nicht selbst Toleranz fordern. "Ein Europa, das seine eigenen Werte relativiert, wirkt in den Augen der Muslime nicht anziehend", sagte Kasper. Nur ein seiner eigenen Werte bewusster Kontinent könne nicht nur ein wirtschaftlich starker, sondern auch ein moralisch und geistig geachteter Partner sein und Gastfreundschaft üben.

 

 

Link:

- Wortlaut der Vorlesung von Benedikt XVI. an der Universität Regensburg

 

Video-on-Demand:

- Die umstrittene Passage der Papst-Vorlesung an der Universität Regensburg

 

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