News 13. 11. 2006

Patriarch Bartholomaios freut sich auf Besuch des Papstes

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel hat seine Freude über den bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Türkei zum Ausdruck gebracht.

"Das ist für uns ein Anlass der Freude", betonte das Oberhaupt der Weltorthodoxie am Montag in einem Gespräch mit österreichischen Journalisten an seinem Sitz im Phanar in Istanbul. "Der Besuch des Papstes wird ein Signal setzen", so der Patriarch unter Hinweis auf die große islamische Mehrheit in der Türkei, dem ersten muslimischen Land, das Benedikt XVI. seit dem Beginn seines Pontifikats besucht.

Erinnerung an Johannes Paul II.

Ausdrücklich dankte Bartholomaios dem Vorgänger des gegenwärtigen Papstes, weil dieser dem Phanar bedeutende Reliquien zurückerstattet habe. Der Dank des Ökumenischen Patriarchen an Johannes Paul II. galt auch dessen "langjähriger Tätigkeit um die Einheit der Kirche und den Frieden in der Welt".

Ökumenischer Dialog

Bartholomaios erwartet sich von der Visite Benedikts auch neue Impulse für die Ökumene. Diese Visite erfolge kurz nach der Wiederaufnahme des jahrelang unterbrochenen theologischen Dialogs zwischen der Orthodoxen und der Katholischen Kirche. "Der Dialog wurde auf unsere Initiative wieder aufgenommen" und werde nächstes Jahr wahrscheinlich in Rom fortgesetzt.

Religionsfreiheit ansprechen

Nach den Worten von Bartholomaios werde die Situation der Minderheiten und der Religionsfreiheit ein Thema seiner Gespräche mit dem Oberhaupt der Katholischen Kirche sein. "Diese Themen werden angeschnitten, zumal der Vatikan immer ein Unterstützer der Menschenrechte und der Religionsfreiheit war."

"Regensburger Rede" soll kein Thema sein

Der Patriarch sagte weiter, bei seinem jüngsten Besuch beim Präfekten von Istanbul im Zuge der Vorbereitung des Papst-Besuchs sei er von türkischen Journalisten auch auf die umstrittene Passage der Regensburg-Rede Benedikts angesprochen worden. Hierauf habe er betont, "der Papst hat sein Bedauern über Missverständnisse schon geäußert". Diese Erklärung sei allgemein akzeptiert worden, außer von einigen radikalen Gruppen. Bartholomaios machte klar: "Über dieses Thema sollte beim Papst-Besuch nicht mehr gesprochen werden." Batholomaios bedauerte die zum Teil sehr heftige Kritik am Papst in der türkischen Presse. "Wir schätzen sehr hoch, dass der Papst trotz etlicher unfreundlicher Bemerkungen in der türkischen Presse seine Reisepläne nicht geändert hat. Die Sprache einiger Blätter war inakzeptabel."

Schwierige Situation der Christen

Batholomaios sprach in dem Pressegespräch auch die Schwierigkeiten zwischen dem türkischen Staat und der griechisch-orthodoxen Minderheit an. Das Priesterseminar auf der Prinzeninsel Chalki (Halki, Heybeli) sei seit nunmehr 35 Jahren geschlossen. "Das Patriarchat ist die einzige orthodoxe Kirche, die keine Ausbildungsstätte hat." Batholomaios ist "derzeit nicht optimistisch, was die Öffnung der Akademie betrifft.

"Bürger zweiter Klasse"

Ein weiteres Problem sei die Wahl eines neuen Patriarchen, der nach Vorschrift Ankaras türkischer Staatsbürger sein muss. Die griechisch-orthodoxe Gemeinschaft in der Türkei sei stark geschrumpft und überaltert. Beim dritten Problem geht es um das Vermögen der orthodoxen Gemeinde. Zwar sei kürzlich ein neues Stiftungsgesetz im türkischen Parlament vorgelegt worden. Dieser Vorschlag löse die Schwierigkeiten jedoch nur teilweise, da bereits enteignete Besitztümer nicht darunter fielen. Bartholomaios beklagte, dass die Türkei ihre Argumentation immer mit der Lage der türkischen Minderheit in Griechenland verknüpfe. "Doch das ist ungerecht. Wir sind türkische Staatsbürger." Der Patriarch resümmierte: "Wir fühlen uns als Bürger zweiter Klasse behandelt."

Hoffen auf EU-Beitritt

Seine Befürwortung der EU-Beitrittsbemühungen der Türkei begründete der Ökumenische Patriarch mit zwei Argumenten. Von Anfang an habe er diese Initiative unterstützt "aus Wohlwollen gegenüber der Türkei, diesem Land, in dem wir leben", und "weil wir uns eine positive Wirkung für alle Minderheiten in der Türkei erhofften". Diese EU-Perspektive könne sich aber nur erfüllen, wenn die Türkei alle entsprechenden Voraussetzungen erfülle, schloss der Patriarch.

 

 

 

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