News 27. 11. 2006

Anti-Papst-Demonstration in Istanbul

Rund 20.000 Menschen protestierten am Sonntag in Istanbul gegen den bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Türkei. Die Veranstalter der Demonstration, Funktionäre der islamistischen "Glückseligkeitspartei" (Saadet Partisi/SP), hatten allerdings mit deutlich mehr Demonstranten gerechnet und im Vorfeld von 75.000 Teilnehmern gesprochen.

Im bislang größten Protest gegen den Türkei-Besuch von Papst Benedikt XVI. sind am Sonntag mehr als 20.000 Muslime in Istanbul auf die Straße gegangen. "Unsere Geduld ist am Ende", riefen die überwiegend jugendlichen Demonstranten. Sie zogen trommelnd mit türkischen Nationalfahnen und Stirnbändern mit islamischen Slogans durch die Stadt.

Die Demonstration verlief ohne Zwischenfälle und ging am Abend zu Ende. Zu den Kundgebungsteilnehmern sprachen eine Reihe von SP-Führern, darunter ihr Präsident Recai Kutan. Dagegen fehlte der charismatische Islamistenführer und Ex-Premier Necmettin Erbakan. Beobachter meinen, dass die Saadet-Partei die Kundgebung vor allem für Werbung in eigener Sache nutzen wollte. Die Partei, die bei den letzten Wahlen nur 1,2 Prozent der Stimmen erhielt, ist nicht im Parlament in Ankara vertreten.

Angeblich war ein Anschlag auf den Papst geplant

Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi berichtete unterdessen unter Berufung auf die italienische Zeitung "La Repubblica", dass zum Schutz des Papstes während seines am Dienstag beginnenden Türkei-Besuchs auch Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad eingesetzt werden sollen. Sie seien zusammen mit Sicherheitsbeamten des Vatikan in der Türkei eingetroffen, um die türkischen Behörden zu unterstützen. Laut "La Repubblica" wurde vor einigen Wochen eine Gruppe von Personen in Istanbul verhaftet, die angeblich einen Anschlag auf Papst Benedikt XVI. vorbereitete. Über die Identität und Nationalität der Festgenommenen wurde nichts bekannt. Auch der für die Ökumene zuständige deutsche Kardinal Walter Kaspar, der den Papst auf seiner Türkei-Reise begleitet, sollte Ziel eines Anschlags werden.

 

 

 

 

Hintergrund:

- Infos zum Papst-Besuch in der Türkei

 

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