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News 20. 11. 2006 |
Patriarch Bartholomaios I. warnt vor Zwischenfällen bei PapstbesuchDer Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., das Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, hat vor "unangenehmen Zwischenfällen" beim bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Türkei gewarnt. Der Leiter der türkischen Regierungsbehörde für Religionsangelegenheiten, Ali Bardakoglu, erhofft sich von dem Papst-Besuch einen Beitrag dazu, "dass Menschen in verschiedenen Kulturkreisen Verständnis füreinander entwickeln".In einem am Sonntag veröffentlichten Interview der Zeitung "Sabah" sagte Bartholomaios I., der Besuch sei eine große Chance für die Türkei. Er werde dem Papst bei einem geplanten Treffen am 29. November sagen, dass die Türkei in die EU gehöre. Ein Beitritt der Türkei als muslimisches Land wäre für beide Seiten ein Gewinn, sagte er. "Die EU sollte kein christlicher Klub bleiben", zitierte die Zeitung Bartholomaios I. Sollte der Besuch Benedikts XVI. von Zwischenfällen überschattet werden, "wäre das schädlich für das Image der Türkei". "Während wir die EU-Mitgliedschaft anstreben, sollten wir solch ein Image vermeiden", sagte der Geistliche, der die türkische Staatsbürgerschaft hat. Demonstration gegen Papst-BesuchAuf einer Parteiversammlung in Istanbul demonstrierte am Sonntag eine kleine Gruppe Nationalisten gegen den bevorstehenden Besuch Benedikts XVI. "Wir wollen den Papst nicht in der Türkei" stand auf einem ihrer Transparente. Ein anderes zeigte Bartholomaios I.- in der Türkei selbst umstritten - und Benedikt XVI. als Köpfe einer doppelköpfigen Schlange. Die Papst-Reise in die Türkei ist vom 28. November bis 1. Dezember geplant. Kasper: Ökumene zentraler Zweck der Türkei-ReiseDer Präsident des vatikanischen Rates für die Einheit der Christen, der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, bedauert, dass bei der bevorstehenden Türkei-Reise des Papstes die ökumenische Spitzenbegegnung in den Hintergrund zu geraten scheint. Statt des Treffens zwischen Benedikt XVI. und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel stünden nun interreligiöse Probleme und Europa-Fragen im Vordergrund, sagte Kasper laut "Kathpress" vor Journalisten in Rom. Dennoch hoffe er, dass das Treffen des katholischen mit dem orthodoxen Kirchenoberhaupt "neuen Elan, neue Ermunterung und Hoffnungen" in die ökumenischen Beziehungen bringen werde. Auch die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung ist vorgesehen. Keine spektakulären GestenZwar seien sich Katholiken und Orthodoxie in vielen Punkten nahe, so Kasper. Es gebe aber weiter gravierende Probleme, etwa die Rolle des Papst-Primats. Spektakuläre ökumenische Gesten und theologische Überraschungen seien von dem Besuch nicht zu erwarten. Vielmehr gehe es um ein persönliches Treffen und eine weitere atmosphärische Verbesserung in den kirchlichen Beziehungen. Leiter der Religionsbehörde: Wir sind offen für KritikDer Leiter der türkischen Regierungsbehörde für Religionsangelegenheiten, Ali Bardakoglu, der in Ankara mit dem Papst zusammentreffen wird, erklärte unterdessen, er erhoffe sich vom Besuch Benedikts XVI. einen Beitrag dazu, "dass Menschen in verschiedenen Kulturkreisen Verständnis füreinander entwickeln". Die islamische Welt sei offen für Kritik, erklärte Bardakoglu in einem Interview des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel": "Wir sind bereit zu einer intellektuellen Diskussion über das Verhältnis von Glauben und Vernunft, von Religion und Gewalt." "Regensburger Rede" – keine "Kritik", sondern eine "Verurteilung"Zugleich bekräftigte Bardakoglu seine Kritik an der Regensburger Vorlesung des Papstes, die ein "stark von Vorurteilen behafteter Angriff auf die drei Grundpfeiler des Islam" gewesen sei. Wörtlich meinte Bardakoglu: "Wer sagt, die Quelle der Gewalt sei der Prophet, und die Fehlentwicklungen hätten ihre Ursache im Koran, äußert keine Kritik, sondern verurteilt und beleidigt den Islam." Er wolle bei seinem Treffen mit Benedikt XVI. aber nicht noch einmal auf diese Rede eingehen, wenn der Papst nicht selbst darauf zu sprechen komme.
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