News 09. 07. 2007

Reaktionen auf "Summorum Pontificum"

Durchaus unterschiedlich fielen die Reaktionen auf das am Samstag veröffentlichte Papst-Dokument zur Rehabilitierung des alten römischen Messritus aus.

Die österreichischen Bischöfe lobten die von Papst Benedikt verfügte Aufwertung der alten lateinischen Messe als "Beitrag zur Überwindung von Spaltungen in der Kirche und zu einem tieferen Schöpfen aus den Quellen des Christus-Mysteriums". In einer gemeinsamen Erklärung betonten der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der Grazer Bischof Egon Kapellari und der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser laut "Kathpress", dass die alte und neue Messe zwei Ausprägungen desselben römischen Ritus seien. Das "Motu proprio" des Papstes sei auch eine "Einladung" zu einem "offeneren Umgang mit dem Latein als der Muttersprache der römischen Liturgie", heißt es in dem Schreiben.

Kardinal Ricard: "Keine einfach Sache"

Weniger positiv reagiert der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Kardinal Jean-Pierre Ricard, auf das neue Papst-Dokument. Die Verwaltung der Bitten von Gläubigen um Messen in lateinischer Sprache "keine einfach Sache", so Ricard. Schon jetzt seien die Priester "überlastet". Kardinal Ricard unterstrich, dass die Messform von 1970 weiterhin die "ordentliche" und die "übliche" sei. Die nun wieder breiter zugelassene Messform von 1962 sei die außerordentliche Feier. Es gehe also nicht um eine "Rückkehr" zur vorkonziliaren Liturgie. Frankreich gehört zu den Hochburgen der vom exkommunizierten Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten traditionalistischen "Bruderschaft vom Hl. Pius X." (SSPX).

Kardinal Hoyos: "Türen zur Rückkehr der lefebvrianischen Gläubigen geöffnet"

Der französische Kurienkardinal Paul Poupard, Vorsitzender der Päpstlichen Räte für interreligiösen Dialog und Kultur, sagte in einem Interview mit der Tageszeitung "La Repubblica" am Sonntag, Benedikt XVI. wolle mit seinem Motu Proprio eine "schmerzende Wunde" in der Kirche heilen. Positiv äußerte sich auch Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos, Vorsitzender der vatikanischen Kommission "Ecclesia Dei", die künftig bei der Umsetzung des neuen Papstdokumentes helfen soll. Benedikt XVI. habe "die Türen zur Rückkehr der lefebvrianischen Gläubigen geöffnet", sagte Castrillon Hoyos der italienischen Tageszeitung "Il Giornale". Mit seiner Entscheidung wolle der Papst das Erbe der alten Liturgie bewahren und den Bedürfnissen vieler Gläubiger entgegenkommen.

Bischof Brandolini: "Trauriger Tag"

Von einem "traurigen Tag" sprach dagegen Diözesanbischof Luca Brandolini, Mitglied der Liturgiekommission der Italienischen Bischofskonferenz. Mit den neuen Zugeständnissen an Anhänger des "alten Usus" werde eine der wichtigsten Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils zu Grabe getragen.

Kardinal O'Connor: "Nicht als Protest"

Der Erzbischof von Westminster, Kardinal Cormac Murphy O'Connor, sagte im Gespräch mit "Radio Vatikan", das Dokument "Summorum pontificum" ziele auf eine Versöhnung innerhalb der Kirche. Einige Gruppen hätten den berechtigten Wunsch nach der "alten Messe", sie hätten dieses Recht aber nie in Anspruch nehmen können. Er sei überzeugt, dass "Summorum pontificum" von den Bischöfen gut angenommen werde, meinte Murphy O'Connor. Gefahr habe auch bei der bisherigen Praxis mit Spezialgenehmigungen nur dann bestanden, wenn die "alte Messe" zum Protest gegen die gesamte Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils benutzt worden sei. Eine solche Haltung erzeuge einen "Bruch zwischen vor und nach dem Konzil", so der Kardinal.

Kardinal: Lehmann: "Ein positiver Schritt"

Die deutschen Bischöfe sehen die Aufwertung der traditionellen lateinischen Messe nicht als Rückschritt, sondern als Beitrag zur Versöhnung. Mit seiner Anordnung ("Motu Proprio") reagiere Papst Benedikt XVI. auf "entsprechende inständige Bitten und will so denen großherzig entgegen kommen, die sich von der älteren Form der Messliturgie angezogen fühlen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Karl Lehmann, am Samstag. "Ich bin überzeugt, dass das ein positiver Schritt ist, damit die, die diese Messe lieben, nicht einfach in ein sektenmäßiges Abseits gedrängt werden, als ob sie etwas tun, was unnormal erscheint", ergänzte Lehmann. Auch der Münchner Kardinal Friedrich Wetter sagte: "Das "Motu Proprio" ist kein Abschied vom II. Vatikanischen Konzil und seiner Liturgiereform."

Anti-Defamation League ist "enttäuscht"

Die jüdische Anti-Defamation League in den USA kritisierte die Entscheidung des Papstes als einen "Schlag für katholisch-jüdische Beziehungen". Sie kritisierte die lateinische Karfreitagsliturgie, in der die katholischen Gläubigen für den Übertritt der Juden zum christlichen Glauben beten. "Wir sind tief enttäuscht und verletzt". Im Vatikan heiß es laut "Kathpress" dazu, die Sorge in jüdischen Kreisen und bei im christlich-jüdischen Dialog engagierten Katholiken im Hinblick auf das neue Papstdokument sei unbegründet. Papst Benedikt XVI. habe in seinem Apostolischen Schreiben "Summorum pontificum" in Artikel 2 ausdrücklich festgelegt, dass jeder Priester des lateinischen Ritus an jedem Tag des Jahres bei Gottesdiensten ohne Volk das Messbuch von 1962 verwenden kann, nicht aber an den drei "Heiligen Tagen" (Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag/Ostersonntag). Das gelte natürlich ebenso für Messfeiern unter Beteiligung des Volkes. Damit falle die Möglichkeit weg, dass die umstrittenen Karfreitagsbitten des Messbuches von 1962 verwendet werden.

"Wir sind Kirche": Gefahr eines Rückschrittes

Nach Ansicht der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche" beinhaltet das neue Dokument die Gefahr eines Rückschritts. "Wenn unbekannte Texte in einer Sprache vorgetragen werden, die keiner versteht, geht die Messe an den Menschen vorbei", sagte die Sprecherin Sigrid Grabmeier. Der Versuch, Traditionalisten zu befrieden, könne "zu einer neuen Spaltung innerhalb vieler Gemeinden, Bistümer und schließlich der ganzen römisch-katholischen Kirche führen", heißt es in einer Mitteilung von "Wir sind Kirche".

Freude bei "Traditionalisten"

Die Anhänger des exkommunizierten französischen Erzbischofs Marcel Lefebvre (1905-1991) haben die Rehabilitierung der traditionellen lateinischen Messe durch Papst Benedikt XVI. begrüßt. Mit diesem Schritt habe Benedikt "die tridentinische Messe wieder in ihre Rechte eingesetzt", meinte der Leiter der Priesterbruderschaft St. Pius X. (SSPX), Bernard Fellay, am Sonntag. "Die Priesterbruderschaft St. Pius X. freut sich zu sehen, dass die Kirche so ihre liturgische Tradition wiederfindet", hieß es in einer in Menzingen (Schweiz) verbreiteten Erklärung. Allerdings gebe es noch immer Probleme mit dem Vatikan; dies betreffe vor allem die Exkommunikation der Bischöfe der Bruderschaft. Lefebvre war 1988 unter Papst Johannes Paul II. durch die unerlaubte Weihe von vier Bischöfen gemeinsam mit diesen automatisch exkommuniziert worden.

 

 

 

Kommentar:

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Hintergrund:

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