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News 15. 01. 2008 |
Kardinal Lehmann - ein für die Gesellschaft offener KatholikKardinal Karl Lehmann hat immer über die eigene Herde hinausgeblickt. Der "obersten Hirte" der 26 Millionen deutschen Katholiken gehört deshalb seit vielen Jahren auch politisch und in der gesamten Gesellschaft zu einer der wichtigsten Instanzen. Ob es um Integration von ausländischen Mitbürgern, soziale Benachteiligungen, Fragen der Gentechnik oder der Schwangerschaft geht - Lehmanns stets sehr differenziert gewählte Sätze zu brisanten Themen wurden aufmerksam verfolgt. Sein Wort hat seit gut zwei Jahrzehnten Gewicht, und er ist das allseits respektierte und hoch geschätzte Aushängeschild der Katholiken.Lehmann gilt als gemäßigter Bischof, der immer auch als Mittler auftrat und Wogen glättete. Das unterscheidet ihn zum Beispiel von konservativeren Amtsbrüdern wie dem Kölner Kardinal Joachim Meisner. Lehmann wird als Mann des Ausgleichs geschätzt. Er steht auch für das Miteinander der Kirchen und den Dialog zwischen den Religionen. Der Zentralrat der Juden würdigte ihn als "verlässlichen und vertrauenswürdigen Ansprechpartner". Mit seiner Bereitschaft zum Dialog und zu einer offenen Kirche hatte Lehmann auch keine Berührungsängste zu allen Teilen der Gesellschaft. Er trat in Talkrunden auf und ließ sich in Aachen zum Ritter des Karnevalsordens "Wider den tierischen Ernst" küren. Auch Fußballtipps waren von dem Kenner zu erhalten. Kritik an "Dominus Iesus"Theologisch verwurzelt ist Lehmann im Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965). Die damals propagierte Öffnung der Kirche ist Lehmann als ehemaligem Assistenten des Theologen Karl Rahner (1904-1984) ein wichtiges Anliegen, ebenso die Ökumene. So nannte er das von seinem Duzfreund Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI. verantwortete Dokument "Dominus Iesus" einen Betriebsunfall. Den evangelischen Kirchen war darin der Status als Kirche abgesprochen worden. Auf den Kardinalspurpur wartete Lehmann langeSeit gut 20 Jahren ist Lehmann Vorsitzender der Bischofskonferenz. Erstmals war er am 22. September 1987 in Fulda als Nachfolger von Joseph Kardinal Höffner (Köln) gewählt worden. Er wurde dann in den Jahren 1993 und 1999 sowie schließlich zuletzt 2005 wiedergewählt. Relativ lange musste Lehmann auf seine Ernennung zum Kardinal durch Papst Johannes Paul II. im Januar 2001 warten. Die Würde in Purpur hätte ihm als Vorsitzendem der Bischofskonferenz traditionell schon viel eher zugestanden. Doch es gab nicht immer ein harmonisches Miteinander oder einen Schulterschluss mit dem Vatikan. Auch mit dem heutigen Papst und damaligen Kardinal Joseph Ratzinger gab es Konflikte. Umstrittene SchwangerenberatungUnterschiedliche Ansichten zeigten sich etwa bei der umstrittenen Schwangerschaftsberatung. Bis zum päpstlichen Machtwort im Jahr 1999 versuchte Lehmann, die katholischen Beratungsstellen im staatlichen System der Schwangeren-Konfliktberatung zu halten, um mehr in Not geratene Frauen zu erreichen und die Zahl der Abtreibungen zu verringern. Priesterweihe im Jahr 1963Karl Lehmann wurde am 16. Mai 1936 Sohn eines Dorfschullehrers in Sigmaringen geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in Freiburg, ging dann auf Geheiß des Freiburger Erzbischofs nach Rom. 1962 promovierte Lehmann in Philosophie, ein Jahr später empfing er die Priesterweihe. 1967 erhielt er den Doktortitel der Theologie "summa cum laude". Seine akademische Laufbahn begann der spätere Kardinal an der Universität Mainz, später wechselte er nach Freiburg. 1983 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Mainzer Bischof.
- Lehmann tritt als Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz zurück - Bedauern über Lehmann-Rücktritt
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