News 25. 07. 2008

Offener Brief an den Papst: Verhütungsmittel-Verbot aufheben

In einem offenen Brief appellieren Organisationen wie "Wir sind Kirche" und "Catholics for Choice" an Papst Benedikt XVI., vierzig Jahre nach der Veröffentlichung der Enzyklika "Humanae Vitae" das kirchliche Verbot von Verhütungsmitteln aufzuheben.

Das Verbot habe in den ärmsten Staaten der Welt katastrophale Folgen, gefährde das Leben von Frauen und berge für Millionen Menschen das Risiko, sich mit dem Aids-Virus HIV anzustecken, kritisierten mehr als 50 katholische Oppositionsgruppen am Freitag in einer halbseitigen Anzeige in der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera".

Enzyklika spaltet die Kirche

In dem ungewöhnlich deutlichen Aufruf hieß es weiter, die Enzyklika von Papst Paul VI. aus dem Jahre 1968 spalte die katholische Kirche noch heute. Die meisten Katholiken benutzten Verhütungsmittel und hätten dennoch nicht das Gefühl zu sündigen. Daher habe sich das Verbot als Fehler erwiesen und müsse abgeschafft werden. Die Kampagne der Kritiker gilt als ungewöhnlich, da bislang in italienischen Zeitungen zwar in Artikeln und Meinungsbeiträgen Kritik am Kirchenoberhaupt geübt wurde, nicht aber in Form von kostenaufwändigen großflächigen Anzeigen.

Vatikan: Bezahlte Propaganda

Mit scharfen Worten reagierte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi auf den offenen Brief an den Papst. Für Lombardi handelt es sich dabei um „bezahlte Propaganda für Verhütungsmittel“. Viele der Gruppen, die das Schreiben unterzeichnet hätten, seien "sehr unbedeutend", sagte Lombardi laut "Radio Vatikan". Die in dem Brief geäußerte Kritik berühre nicht einmal entfernt die Kernfragen, die „Humanae Vitae“ behandle, so Lombardi. Außerdem sei "der härteste Vorwurf, dass nämlich die katholische Position die Verbreitung von Aids begünstige und damit von Schmerz und Tod, eindeutig unbegründet". Die Verbreitung von Aids sei "völlig unabhängig von der religiösen Konfession der jeweiligen Bevölkerung und vom Einfluss der kirchlichen Hierarchien". Eine Politik, "die als Antwort auf Aids vor allem auf die Verbreitung von Kondomen setzte, ist weithin gescheitert", so Lombardi wörtlich. Die Antwort auf Aids brauche "viel tiefgehendere und klarere Maßnahmen, und da ist die Kirche in vielerlei Hinsicht aktiv.“

Das päpstliche "Nein" zu Verhütungsmitteln

In der am 25. Juli 1968 veröffentlichten Enzyklika "Humanae vitae" erneuerte Papst Paul VI. das katholische Verbot jeder Art von künstlicher Schwangerschaftsverhütung. Die Enzyklika sorgte für heftige Diskussionen.
Mehr über "Humanae Vitae".

 

 

Weitere News zum Thema:

- 25. 07. 2008: 40 Jahre "Humanae Vitae" 

- 18. 07. 2008: "Wir sind Kirche" für einen "angstfreien Blick auf Sexualität"

 

Hintergrund:

- Papst Paul VI.

- Das Zweite Vatikanische Konzil

 

Links:

- "Humanae Vitae"

- Die "Königsteiner Erklärung"

 

 

 

 

 

 
zum Seitenanfang Seitenanfang