News 27. 01. 2009

Traditionalisten halten an Vorbehalten gegen Konzil fest

Auch nach der Aufhebung der Exkommunikation durch Papst Benedikt XVI. halten die traditionalistischen Bischöfe der Pius-Bruderschaft ihre Vorbehalte gegen das Zweite Vatikanische Konzil aufrecht.

"Schon vor uns hat Paul VI. von einem Eindringen des 'Rauchs des Satans' und von einer 'Selbstzerstörung' der Kirche gesprochen", erklärte der Generalobere, Bischof Bernard Fellay, laut "Kathpress" in einem "Brief an die Gläubigen". Die vom verstorbenen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Pius-Bruderschaft sei zu den "Gesprächen" bereit, die im Dekret der Bischofskongregation über die Aufhebung der Exkommunikation als "notwendig" bezeichnet werden. In dem neuen Klima habe man die "feste Hoffnung", dass es bald zur Anerkennung der Rechte der katholischen Tradition kommen werde.

"Mit unserem Blut den Antimodernisteneid unterzeichnen"

Fellay zitierte aus seinem Brief vom 15. Dezember 2008 an Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos: "Wir sind bereit, mit unserem Blut das Credo niederzuschreiben, den Antimodernisteneid zu unterzeichnen, das Glaubensbekenntnis von Pius IV., wir akzeptieren alle Konzilien bis zum Zweiten Vaticanum und machen sie uns zu eigen. Hinsichtlich des Zweiten Vaticanums möchten wir Vorbehalte zum Ausdruck bringen". Der sogenannte Antimodernisteneid wurde 1910 von Papst Pius X. eingeführt und wandte sich gegen jene Lehren, die als Modernismus bezeichnet werden und bereits 1864 im Syllabus Errorum von Papst Pius IX. verurteilt wurden. Der Eid wurde 1967 von Paul VI. abgeschafft.

Traditionalisten wollen eine "gründliche Wiederherstellung der Kirche"

  Fellay: "Wir können nur die Krise feststellen, die die Kirche heute erschüttert und die nichts vergleichbares kennt: Krise der Berufungen, Krise der religiösen Praxis, des Katechismusunterrichts und des Empfangs der Sakramente (...) Schon vor uns hat Paul VI. von einem Eindringen des 'Rauchs des Satans' und von einer 'Selbstzerstörung' der Kirche gesprochen. Johannes Paul II. hat nicht gezögert zu sagen, dass der Katholizismus in Europa sich in einem Zustand der 'stillschweigenden Apostasie' befinde. Kurz vor seiner Erhebung auf den päpstlichen Thron hat Benedikt XVI. selbst die Kirche mit einem Schiff verglichen, wo 'das Wasser auf allen Seiten eindringt'. Darum wollen wir in diesen Gesprächen mit den römischen Autoritäten die tiefen Ursachen der gegenwärtigen Lage erörtern und das angemessene Heilmittel dafür herbeischaffen, um so zu einer gründlichen Wiederherstellung der Kirche zu gelangen".

Deutsche Bischöfe fordern Bekenntnis der Lefebvrianer zum Konzil

Die deutschen Bischöfe haben die lefebvrianischen Bischöfe aufgefordert, sich "unmissverständlich und glaubwürdig" zum Zweiten Vatikanischen Konzil zu bekennen. Nach dem "übergroßen Entgegenkommen des Papstes" werde nun eine klare Aussage der vier lefebvrianischen Bischöfe besonders zum Konzilsdokument "Nostra aetate" erwartet, erklärte der Vorsitzende der Kommission der deutschen Bischöfe für die Beziehungen zum Judentum, Diözesanbischof Heinrich Mussinghoff (Aachen), am Montag in Bonn. Im Dokument "Nostra aetate" stellte die Kirche ihr Verhältnis zum Judentum auf eine neue Basis und erteilte jeglichem Antisemitismus eine Absage. Dieses Anliegen habe sich besonders Johannes Paul II. in seinem langen Pontifikat "beharrlich und segensreich" zu eigen gemacht.

"Offene Fragen"

Mussinghoff kritisierte namens der deutschen Bischöfe "auf das Schärfste" die Leugnung des Holocaust durch den britischen Lefebvrianer Richard Williamson. Darüber hinaus hätten die vier lefebvrianischen Bischöfe und andere Verantwortliche der "Pius-Bruderschaft" oft deutlich gemacht, dass sie die Konzilserklärung "Nostra aetate" über die Beziehung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, vor allem zum Judentum, nicht beachten wollen. Das Dekret über die Aufhebung der Exkommunikation spreche von "noch offenen Fragen", deren Lösung in Gesprächen zwischen dem Heiligen Stuhl und der "Pius"-Bruderschaft noch anstehe.

Schweizer Bischöfe: Lefebvrianer müssen  "Nostra aetate" anerkennen

Nach Ansicht der Schweizer Bischöfe müssen die lefebvrianischen Bischöfe das Judentum glaubwürdig anerkennen. Andernfalls dürfe ihre Exkommunikation nicht gänzlich aufgehoben werden. In einer schriftlichen Stellungnahme zu Rücknahme der Exkommunikation der traditionalistischen Bischöfe durch Papst Benedikt XVI. betonte der Präsident der Schweizerischen Bischofskonferenz, Bischof Kurt Koch, die lefebvrianischen Bischöfe müssten versichern, dass sie die Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Beziehungen der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen und im besonderen zum Judentum "Nostra aetate" anerkennen würden.

Bischöfe sind weiterhin suspendiert

Das Dekret sei Ausdruck des päpstlichen Willens, ein bestehendes Schisma mit einer Gemeinschaft aufzuheben, die weltweit mehrere hunderttausend Anhänger zähle, schreibt Koch weiter. Dessen ungeachtet seien die vier Bischöfe weiterhin suspendiert. Es sei ihnen also untersagt, ihr Bischofsamt auszuüben. Es müsse zudem festgehalten werden, dass nach katholischem Kirchenrecht die Aufhebung der Exkommunikation noch nicht die Versöhnung oder Rehabilitierung sei. Sie sei vielmehr der Beginn eines Weges der Versöhnung; dieser könne angesichts der Differenzen lang sein.

 

 

 

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