News 25. 02. 2009 |
Holocaust-Leugner Williamson in London eingetroffenDer umstrittene Geistliche und Holocaust-Leugner Richard Williamson darf nach Angaben der britischen Regierung ungehindert in seine Heimat einreisen. Der 68jährige Bischof der erzkonservativen Pius-Bruderschaft flog in der vergangenen Nacht in Richtung London und ist dort am Vormittag eingetroffen.Williamson hatte seine bisherige Wahlheimat Argentinien am Dienstag verlassen. Er war damit einer ultimativen Ausreise-Aufforderung der argentinischen Regierung zuvorgekommen, die ihn wegen "Unregelmäßigkeiten" in seinem Visumsantrag und der Leugnung des Holocausts bereits zum Verlassen des Landes gedrängt hatte. In Großbritannien ist die Leugnung der Shoa nicht strafbar. Williamson ist britischer StaatsbürgerWilliamson darf nach Angaben der britischen Regierung deshalb ungehindert in seine Heimat einreisen. "Er ist ein britischer Bürger und hat sich hier nicht strafbar gemacht", sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstagabend in London. Auch wenn Williamson streitbare Ansichten habe, habe er nach britischem Recht keine Straftat begangen. "Wir können ihn deshalb nicht aufhalten, zurückzukommen." Der Präsident des britischen Holocaust Educational Trust, Lord Janner, sagte: "Es wäre sehr viel besser, wenn er nicht hier wäre. Aber da er britischer Bürger ist, kann das nicht verhindert werden." Aufenthaltsort noch offenBei seiner Abreise aus Argentinien gab der seit Wochen untergetauchte 68-Jährige am Flughafen Buenos Aires am Dienstag keine Erklärungen ab. Dafür drohte er einem Journalisten mit geballter Faust. Die Zentrale der Pius-Bruderschaft im Schweizer Menzingen teilte auf dpa-Nachfrage mit, dass man nicht sagen könne, wo Williamson am Ende hinreisen werde. Die Leitung der Priesterbruder-schaft habe ihm dies offen-gelassen. HintergrundDie Rücknahme der Exkommunikation Williamsons und drei weiterer Pius-Bischöfe durch Papst Benedikt XVI. Ende Januar hatte Empörung ausgelöst. Fast zeitgleich war ein TV-Interview mit Williamson veröffentlicht worden. Darin behauptete der Bischof, dass in Nazi-Lagern nicht sechs Millionen Juden ermordet worden seien, sondern maximal 200000 bis 300000, allerdings niemand in Gaskammern. Einer Aufforderung des Papstes, seine Aussagen zu widerrufen, widersetzte sich Williamson. Er müsse erst die "Tatsachen" neu untersuchen, sagte er in einem Interview. Dabei ist der Holocaust historisch völlig unstrittig. Die Pius-Bruderschaft hat sich zwar von Williamsons Äußerungen zur Judenvernichtung während der Nazizeit distanziert. Allerdings werden auch der Bruderschaft antisemitische und antijudaistische Tendenzen vorgehalten.
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