News 25. 09. 2009

"Causa Williamson": Ex-Kurienkardinal attackiert Bischof von Stockholm

Der frühere Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos hat dem katholischen Bischof von Stockholm, Anders Arborelius, Verleumdung vorgeworfen. Dessen Behauptung, Rom bereits Ende 2008 über die Haltung des Traditionalisten-Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson informiert zu haben, sei "eine Verleumdung", betonte Hoyos in einem Interview.

Er bedauere, so Hoyos im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagausgabe),  die "unseriöse Äußerung" des Stockholmer Bischofs sehr, "denn sie ist falsch (...) Wir speichern alle Dokumente, die wir bekommen, in digitaler Form. Bischof Arborelius sollte also sagen, wie, wem und wann er das mitgeteilt hat, und ob das schriftlich oder mündlich geschah."

Bischof Arborelius: Habe Vatikan bereits im November 2008 informiert

Arborelius hatte am Mittwoch erklärt, den Heiligen Stuhl schon im November 2008 über eine vorbereitete schwedische Fernsehsendung mit den Äußerungen des Piusbruders zum Holocaust informiert zu haben. Williamson hatte mit der Leugnung weltweit Empörung ausgelöst. Die Sendung wurde am 21. Jänner ausgestrahlt, genau an dem Tag, an dem Benedikt XVI. die Exkommunikation von vier Pius-Bischöfen, darunter Williamson, aussetzte. Der Vatikan hat wiederholt betont, dass der Papst von den Äußerungen des abtrünnigen Bischofs zuvor nichts gewusst habe.

Hoyos: "Keiner hatte die Pflicht, es zu wissen"

Hoyos wies im Interview auch die Darstellung zurück, die von ihm damals geleitete Ecclesia-Kommission hätte von Williamsons Holocaust-Leugnen wissen müssen. Hoyos sagte, er habe von Williamsons Äußerungen erst am 5. Februar 2009 erfahren, zwölf Tage nach der Aufhebung der Exkommunikation am 21. Jänner. Als die Entscheidung des Papstes öffentlich wurde, habe niemand im Vatikan von dem Interview gewusst, "und keiner hatte die Pflicht, es zu wissen", so Hoyos. Die Regensburger Staatsanwaltschaft hatte bereits am 23. Jänner Ermittlungen wegen Holocaust-Leugnung gegen Williamson eingeleitet. Das Interview mit dem traditionalistischen Bischof war im Priesterseminar der Bruderschaft St. Pius X. in Zaitzkofen bei Regensburg geführt worden.

Hoyos: Eine kirchenrechtliche Frage

Kardinal Hoyos betonte, die Verhandlungen mit den Piusbrüdern hätten sich um kirchenrechtliche, nicht inhaltliche Fragen gedreht. Ausdrücklich erinnerte Hoyos daran, dass Bischof Williamson wegen seiner kirchenrechtlich illegitimen Bischofsweihe exkommuniziert worden war, "nicht wegen seiner Theorien, Urteile oder Aussagen zum Holocaust". Das anders zu sehen sei, so Hoyos wörtlich, "ein deutscher Fehler". Seine Aufgabe sei es gewesen, eine Kirchenspaltung zu verhindern, betonte der Kardinal im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung". Hoyos leitete bis Juli 2009 die für den Dialog mit den abtrünnigen Traditionalisten zuständige Päpstliche Kommission "Ecclesia Dei". Inzwischen hat sie der Papst der Glaubenskongregation unterstellt und deren Präfekten William Joseph Kardinal Levada zum Präsidenten bestellt.

 

 

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