News 24. 02. 2010

Erzbischof beschwerte sich bei Merkel über deutsche Ministerin

Nach den umstrittenen Äußerungen der deutschen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) über sexuelle Missbrauchsfälle hat sich die katholische Kirche bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschwert.  

Über das Telefonat zwischen der Kanzlerin und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dem Freiburger Erzbischof Robert Zolitsch, wurde Stillschweigen vereinbart, sagte DBK-Sprecher Matthias Kopp am Mittwoch in Freiburg auf Anfrage der der Deutschen Presse-Agentur dpa. Nach Angaben des Berliner Bundespresse-amtes fand das Gespräch am Dienstagnachmittag statt. Zum Inhalt gab es keine Informationen.

Ultimatum für Entschuldigung

Zollitsch wolle sich zunächst nicht mehr öffentlich zu den Vorwürfen gegen die Justizministerin äußern, sagte Kopp. Auch zur Frage, ob er an dem von ihn am Dienstag gesetzten 24-Stunden-Ultimatum für eine Entschuldigung der Ministerin festhalte, wolle er zunächst keine Angaben machen. Abgewartet werde vermutlich eine Reaktion Leutheusser-Schnarrenbergers, hieß es.

Keine Zusammenarbeit

Der höchste Repräsentant von 25 Millionen Katholiken in Deutschland hatte damit auf Äußerungen der Justiz-ministerin am Montagabend in den ARD-"Tagesthemen" reagiert. Leutheusser-Schnarrenberger hatte in dem Interview gesagt, die katholische Kirche erwecke bisher nicht den Eindruck, dass sie auch nur bei Verdachtsfällen mit den Strafverfolgungsbehörden konstruktiv zusammenarbeiten wollte.

Kein Disput mit der Kirche

Die deutsche Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat unterdessen dazu aufgerufen, die Opfer nicht aus dem Blick zu verlieren. Bei aller Auseinandersetzung dürfe doch nicht aus aus dem Blickfeld geraten, dass es um Opfer sexuellen Missbrauchs gehe, sagte die Ministerin am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. Sie kündigte an, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, auf seine Vorwürfe in einem Brief schriftlich zu antworten. Es gehe ihr nicht um einen Disput mit der katholischen Kirche.

 

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- Private Internetseite für Betroffene mit Petition

 

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