News 10. 03. 2010

Missbrauch in der Steiermark: Betroffener Priester legte sein Amt nieder

Jener mittlerweile im Burgenland tätige Priester, der in den späten 1970er und 80er Jahren in der Steiermark bis zu zwanzig Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts sexuell missbraucht oder belästigt haben soll, hat sein Amt niedergelegt. Das teilte der burgenländische Diözesanbischof Paul Iby in einer Aussendung mit.

Obwohl es laut Aussage des Priesters seither keine neuen Vorfälle mehr gegeben habe, habe dieser heute, Mittwochvormittag, freiwillig den Amtsverzicht angeboten. Er nehme das Angebot "mit sofortiger Wirkung an", so Bischof Iby.

Iby erschüttert

Bischof Iby zeigte sich über die bekanntgewordenen Missbrauchsfälle "erschüttert". Der Betroffene sei vor 25 Jahren in den Dienst der Diözese Eisenstadt eingetreten. Er war sei mittlerweile zehn Jahren in zwei südburgenländischen Pfarren als Priester tätig. Zum Zeitpunkt seines Eintritts in den Dienst der Diözese sei der diözesanen Leitung "nichts über die Vorfälle bekanntgewesen", erklärte Iby.

Therapie angeordnet

Erst vor zehn Jahren habe er von Vorwürfen gegenüber dem betroffenen Priester erfahren und damals eine Therapie angeordnet, die dieser auch absolviert habe. Zum damaligen Zeitpunkt sei von vier Fällen die Rede gewesen, so der Bischof. Er habe bereits die diözesane "Kommission für besondere Fälle" - die Ombudsstelle für sexuellen Missbrauch - eingeschaltet: "Eine genaue Untersuchung des Falles ist mir sehr wichtig, selbst wenn die Vorfälle aus staatsrechtlicher Sicht bereits verjährt sind."

Gemeinsamer Wille aller Bischöfe

Der Diözesanbischof betonte den "gemeinsamen Willen aller Bischöfe", sämtlichen Fällen von sexuellem Missbrauch durch kirchliche Mitarbeiter in der Vergangenheit in aller Offenheit zu begegnen: "Wir bitten alle Opfer um Verzeihung und ermutigen sie, sich zu melden." Iby verwies auch auf die jüngste Erklärung der österreichischen Bischöfe, in der allen Respekt gezollt werde, "die bereit sind, über ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch im kirchlichen Umfeld zu sprechen. Es ist nur zu erahnen, wie viel Überwindung und Mut es braucht, die Erinnerung an erlittenen Missbrauch in Worte zu fassen."

Kapellari bittet alle Opfer, sich zu melden

"Tief betroffen" über jenen am Dienstag bekannt gewordenen Missbrauchsfall eines Kapuzinerpaters hat sich der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari gezeigt. In einer Presseaussendung der Diözese Graz-Seckau vom Dienstagabend verweist Bischof Kapellari laut Kathpress auf den unbedingten Willen der Bischöfe, alle  Fälle von sexuellem Missbrauch durch kirchliche Mitarbeiter  aufzuarbeiten: "Wir bitten alle Opfer ausdrücklich um Verzeihung und  bitten sie, sich zu melden."

Falter-Bericht

Wie es in dem Bericht der Wochenzeitung "Der Falter" hieß, seien in  den späten 1970er und 1980er Jahren bis zu zwanzig Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts von dem Kapuzinerpater sexuell missbraucht oder belästigt worden. Der Pater war vor 25 bis 30 Jahren als Pfarrer in der Oststeiermark tätig gewesen. Laut dem Bericht hat der Priester, der mittlerweile seit über 20 Jahren im  Burgenland tätig ist, die mittlerweile verjährten Vorfälle bestätigt.

Überwindung und Mut

Kapellari verwies in der Aussendung auf die jüngste  Erklärung der österreichischen Bischöfe, in der allen Respekt  gezollt wird, "die bereit sind, über ihre Erfahrungen mit sexuellem  Missbrauch im kirchlichen Umfeld zu sprechen. Es ist nur zu erahnen,  wie viel Überwindung und Mut es braucht, die Erinnerung an  erlittenen Missbrauch in Worte zu fassen."

 

 

Link:

- Diözesane Ombudsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs in der röm.-kath. Kirche

 

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