News 20. 03. 2010

Papst in Hirtenbrief: Über Missbrauchsfälle in Irland "erschüttert"

Der Papst hat in seinem am Samstag veröffentlichten Pastoralbrief seine "Erschütterung" über die von Geistlichen zu verantwortenden Missbrauchsfälle in Irland zum Ausdruck gebracht.

"Es sind viele Faktoren, die das Problem verursacht haben: eine ungenügende moralische und spirituelle Bildung in den Seminaren und in den Novizenstrukturen, eine Tendenz der Gesellschaft, den Klerus und andere Autoritätspersonen zu begünstigen, eine übertriebene Sorge um den guten Ruf der Kirche und zur Vermeidung von Skandalen, was zur verfehlten Anwendung der geltenden kanonischen Strafen geführt hat", heißt es in einer vom Vatikan veröffentlichten Zusammenfassung des Hirtenbriefes. Andere Länder, in denen zuletzt ebenfalls zahlreiche Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen bekannt geworden waren, erwähnte der Papst in dem Schreiben demnach nicht explizit.

"Schrecklicher Verrat"

"Nur, indem man mit Aufmerksamkeit die vielen Elemente berücksichtigt, die die Krise in Irland verursacht haben, kann man mit Genauigkeit Ursachen und effiziente Lösungen finden", heißt es in dem Text weiter. Der Papst erkennt den "schrecklichen Verrat" an, den die Opfer der Missbrauchsfälle erlitten haben, und drückt sein Bedauern über das Leid aus, das sie erdulden mussten. Er sehe ein, dass in vielen Fällen niemand bereit gewesen sei, auf die Stimme der Opfer zu hören, die den Mut fanden, über ihre Erlebnisse zu sprechen.

Geistliche sollen sich "vor Gott und Gerichten" verantworten

"In seinen Worten an Geistliche und Priester, die der Missbrauchsfälle schuldig sind, ruft der Papst sie auf, sich vor Gott und den Gerichten für die schändlichen und kriminellen Taten, die sie begangen haben, zu verantworten. Sie haben ein heiliges Vertrauen verraten und Schande über ihre Mitbrüder gebracht. Ein großer Schaden ist verübt worden, nicht nur an den Opfern, sondern auch an der öffentlichen Wahrnehmung des Priestertums und dem religiösen Leben in Irland gegenüber. Während der Papst von ihnen verlangt, dass sie sich der Justiz beugen, erinnert er sie daran, dass sie auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen müssen, die er freiwillig auch den größten Sündern angeboten hat, wenn sie ihre Taten bereuen und mit Demut um Verzeihung bitten", heißt es in der Zusammenfassung des Vatikans weiter.

Hoffnung nicht aufgeben

Auf die Opfer bezogen, steht in dem Text: "Obwohl der Papst einsieht, wie schwierig es für die Opfer sein muss, zu verzeihen oder sich mit der Kirche zu versöhnen, ruft er sie auf, die Hoffnung nicht aufzugeben. Jesus Christus - er selber Opfer ungerechten Leidens - begreift die Tiefe ihrer Qual und deren anhaltende Auswirkungen auf ihr Leben und auf ihre Beziehungen. Trotzdem sind gerade seine Wunden, die von seinem erlösten Leid geheilt wurden, zum Mittel geworden, mit dem die Macht des Bösen vernichtet und wir zu neuem Leben und zu neuer Hoffnung erwachen können." Der Papst rufe die Opfer auf, "in der Kirche die Chance zu suchen, Jesus Christus zu treffen und die Genesung und die Versöhnung zu finden, in der sie die unendliche Liebe wieder entdecken können, die Christus für jeden von ihnen hat".

Aufruf an Eltern

Die Eltern fordert Benedikt XVI. demnach auf, "neuen Generationen die moralischen Prinzipien beizubringen, die für eine zivilisierte Gesellschaft ausschlaggebend sind. Der Papst ruft Kinder und Jugendliche auf, in der Kirche eine Möglichkeit für ein belebendes Treffen mit Christus zu finden und sich nicht von den Mängeln einiger Geistlicher und Priester bremsen zu lassen. Er schaut auf den Beitrag der Jugendlichen für die Erneuerung der Kirche. Er fordert auch Priester und Geistliche auf, nicht den Mut zu verlieren, sondern im Gegenteil ihr Engagement für ihre Mission zu erneuern", so der Text.

 

 

Link:

- Hirtenbrief des Papstes an die Katholiken in Irland

 

ORF TVthek:

- Missbrauchsfälle - Täglich neue Enthüllungen

 

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