News 12. 04. 2010

Missbrauchsfälle – Vatikan verteidigt Papst Benedikt gegen neue Vorwürfe

Der Vatikan hat Papst Benedikt XVI. erneut gegen Beschuldigungen verteidigt, er sei in den 80er Jahren nicht energisch genug gegen einen pädophilen Geistlichen in den USA vorgegangen. Die "New York Times" hatte berichtet, der damalige Kardinal Joseph Ratzinger habe sich 1985 als Präfekt der Glaubenskongregation gegen die rasche Entlassung des Priesters Stephen Kiesle ausgesprochen.

Nach den Berichten der "New York Times" hatte Kiesle selbst zusammen mit dem damaligen Bischof von Oakland, John Cummins, 1981 erstmals den damaligen Papst Johannes Paul II. um Entlassung gebeten. Wie aus einem vom US-Opferanwalt Jeff Anderson veröffentlichten Briefwechsel hervorgeht, hatte Kardinal Ratzinger daraufhin um weitere Informationen gebeten, die ihm die Diözese Oakland im Februar 1982 auch zugesandt hatte. Am 15. November 1985 schrieb Joseph Ratzinger, der heutige Papst, in einem lateinischen Schreiben, der Fall Kiesle sei "gravierend", jedoch müsse in Rechnung gestellt werden, welche Auswirkungen eine Entlassung auf das "Wohl der universellen Kirche" hätte. Zwei Jahre später wurde Kiesle schließlich aus dem Kirchendienst entlassen.

Vatikan: Kardinal Ratzinger wollte ein gründliche Untersuchung

Die Briefe seien Beweis für die "Vertuschung" durch Ratzinger, sagte Anwalt Anderson, der zwei von Kiesles Opfer in einer Zivilklage gegen das Bistum Oakland vertreten hatte. Vatikan-Sprecher Ciro Benedettini sagte dazu am Samstag, Kardinal Ratzinger habe den Fall Stephen Kiesle nicht gedeckt. Vielmehr habe der heutige Papst, wie auch aus einem Brief klar ersichtlich sei, "einzig darum gebeten, die Sache gründlicher zu untersuchen zum Wohl aller Beteiligten", kommentierte er die neuen Vorwürfe weiter.

Missbrauchsfälle in zahlreichen Ländern

Die katholische Kirche wird derzeit von einer Welle von Enthüllungen über Missbrauchsfälle in Ländern auf der ganzen Welt erschüttert. Der Vatikan steht in der Kritik, Fälle sexuellen Missbrauchs vertuscht zu haben. Dabei wird auch die Vergangenheit des seit knapp fünf Jahren amtierenden Papst Benedikt XVI. hinterfragt: US-Medien hatten berichtet, der damalige Kardinal Ratzinger habe in den 90er Jahren nichts gegen einen Priester in den USA unternommen, der Jahrzehnte zuvor gehörlose Buben missbraucht haben soll. Unter Druck geriet der Papst auch im Zusammenhang mit der Versetzung eines pädophilen Priesters während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising.

Vatikan hielt an Beförderung eines pädophilen Priesters fest

Am vergangenen Wochenende wurde bekannt, dass der Vatikan in den 1990er Jahren an der Beförderung eines pädophilen kanadischen Priesters festgehalten hatte. Dabei geht es um den Fall des Priesters Bernard Prince, der 1991 vom Vatikan zum Generalsekretär des Päpstlichen Werks für die Glaubensverbreitung ernannt wurde. Wie nun ein 53-jähriges Opfer des Priesters erklärt, wurde die Diözese Pembroke in Ontario ein Jahr vor der Ernennung von den Missbrauchsvorwürfen informiert. 1993 habe der inzwischen verstorbene Bischof von Pembroke in einem Brief an den päpstlichen Nuntius in Kanada persönlich vor dem Priester gewarnt. Die hohe Position für Prince könnte seine Opfer zusätzlich aufbringen, schrieb Windle. Der Vatikan hielt dennoch an Prince fest, der nach einer Anzeige im Jahr 2005 zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt wurde und im Vorjahr vom Vatikan des Priesteramts enthoben wurde.

 

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