News 01. 04. 2010

Missbrauch: Schönborn legte Schuldbekenntnis für Kirche ab

Mit einem Schuldbekenntnis im Namen der Kirche hat Kardinal Christoph Schönborn auf die in den vergangenen Wochen bekannt-gewordenen Fälle sexueller Gewalt in der römisch-katholischen Kirche noch einmal reagiert. Gestern Abend hatte er gemeinsam mit der Dompfarre St. Stephan und mit der kirchenkritischen Plattform "Wir sind Kirche" zu einem "Klage- und Bußgottesdienst" eingeladen. Knapp 3.000 Menschen sind dieser Einladung gefolgt.

Bereits eine Stunde vor dem Bußgottes-dienst drängten die Besucher in den Stephansdom. Ein Mann sagt, er sei gekommen, weil er der Meinung sei, dass die Kirche Schaden angerichtet habe und dass es zu einer Öffnung kommen müsse. Eine Frau meint, man müsse Buße tun für das Geschehene. Und eine andere sagt, sie sei erschüttert über die Missstände in der Kirche. Es sei immer gemunkelt worden, aber man wusste nichts Genaues. Jetzt sei aber das Fass übergelaufen.

Klagepsalmen

Schweigend sind Kardinal Christoph Schönborn, Vertreter der Plattform "Wir sind Kirche", sowie weitere Kirchenvertreter in den nahezu vollen Stephansdom eingezogen. Das Leid der Opfer sexueller Gewalt in der Kirche wurde durch Stellvertreter ausgedrückt, in Anlehnung an die alte Tradition der Klagepsalmen: "Ich bin wütend mein Gott. Meine Wut auf die kirchlichen Kinderschänder und Gewaltpädagogen ist unbeschreiblich".

Schuldeinbekenntnis

Einer der Höhepunkte des Wortgottesdienstes war ein Schuldbekenntnis mit der Kernbotschaft: "Wir, Gottes Volk, seine Kirche, tragen miteinander an dieser Schuld": Kardinal Christoph Schönborn hat es abwechselnd mit der Wiener Theologin Veronika Prüller-Jagenteufel gelesen.

Schmerz der Opfer

In seiner Predigt betonte Kardinal Christoph Schönborn wörtlich: "Die Vorfälle sexueller Gewalt sind eine schmerzliche Erfahrung für die Kirche, aber was ist dieser Schmerz im Vergleich zum Schmerz der Opfer. Und weiters merkte er kritisch an: die Personen, die die Nähe und den Namen Gottes nahe bringen sollte, werden zu Zerstörern der Gottesbeziehung. Das ist es, was den Missbrauch in der Kirche noch einmal schlimmer macht".

Erleichterung

Die Reaktionen gleich nach dem Gottesdienst fielen bei den befragten Besuchern weitgehend positiv aus: sie rechten von beeindruckt bis froh, in Rom etwa sage man gar nichts, ein guter Schritt aufzuarbeiten. Und auch Hans-Peter Hurka, einer der Mitinitiatoren von der kirchenkritischen Plattform "Wir sind Kirche" bezeichnete den Gottesdienst als einen ersten Schritt zur Aufarbeitung.

 

 

Dokumentation:

- Das "Schuldbekenntnis" im Wortlaut

 

ORF TVthek:

- Missbrauchsfälle - Täglich neue Enthüllungen

 

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