News 26. 06. 2012

Piusbrüder: Römisches Einigungsdokument „nicht annehmbar“

Die lefebvrianische „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ hat sich skeptisch über eine theologische Aussöhnung mit dem Vatikan geäußert. In einem als „vertraulich“ und „intern“ gekennzeichneten Rundschreiben, das seit Dienstag im Internet zirkuliert, schreibt der Generalsekretär der Bruderschaft, Christian Thouvenot, der Generalobere könne die zuletzt vom Vatikan vorgelegte Version des Einigungsdokuments nicht unterzeichnen. Das Anfang Juli tagende Generalkapitel der Piusbrüder soll nun demnach über das Dokument und den gesamten Vorgang beraten.

Thouvenot erklärt unter Berufung auf mehrere nicht genannte Quellen, die letzte vom Generaloberen Bernard Fellay korrigierte Version vom April habe Papst Benedikt XVI. zwar persönlich überzeugt. Der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, habe Fellay jedoch Mitte Juni eine wieder um einige Monate zurückgedrehte Textversion vorgelegt, die für die Bruderschaft „eindeutig inakzeptabel“ sei. Dies habe Fellay Levada auch unmittelbar mitgeteilt. Die Korrekturvorschläge der Bruderschaft seien mithin vom Vatikan abgelehnt worden.

Weihen verschoben

Ausgeschlossen von den Beratungen des Generalkapitels ist nach Angaben des Generalsekretärs der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Grund für den von Fellay verhängten Ausschluss seien dessen wiederholte Äußerungen zu den Einigungsbemühungen. Williamson habe „zur Rebellion aufgerufen“ und sei beständig ungehorsam gewesen. Mehrere für den 29. Juni vorgesehene Weihen von traditionalistischen Dominikanern und Kapuzinern wurden laut der Mitteilung verschoben.

Theologisches Tauziehen

Der Brief Thouvenots ist die neueste Entwicklung eines monatelangen Tauziehens und Schriftwechsels um eine mögliche theologische Einigung. Vorangegangen waren eineinhalbjährige theologische Gespräche von Vertretern des Vatikan und der Lefebvrianer. Deren Ergebnis war eine sogenannte lehrmäßige Präambel, die der Vatikan im September 2011 als Grundlage einer möglichen Aussöhnung formulierte und den Piusbrüdern zur Unterschrift vorlegte. Darin wird die Treue zum Lehramt der katholischen Kirche einschließlich der Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) festgehalten.

Illegale Weihen

Die beiden ersten Antworten der Lefebvrianer hatte der Vatikan als ungenügend bewertet. Ein drittes Schreiben Fellays Mitte April wurde von der Kardinalsversammlung der Glaubenskongregation Mitte Mai beraten und dem Papst zur Entscheidung vorgelegt. Zugleich koppelte die Kongregation die Beratungen mit Fellay von Verhandlungen mit den drei übrigen Lefebvrianer-Bischöfen ab, die ebenfalls 1988 illegal von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) geweiht wurden. Diese drei, unter ihnen Williamson, hatten eine Einigung mit Rom für die nähere Zukunft prinzipiell ausgeschlossen.

 

Für den Fall einer Einigung will der Vatikan der Priesterbruderschaft nach eigenen Angaben den Rang einer sogenannten Personalprälatur zuerkennen, eine direkt dem Papst unterstellte Organisationsstruktur, wie sie vergleichbar derzeit nur für das Opus Dei besteht.

Uneinigkeit um das Zweite Vatikanum

Für Irritationen hatten in Rom jüngste Äußerungen Fellays gesorgt, Rom verlange von den Piusbrüdern nicht mehr die Akzeptanz des gesamten Zweiten Vatikanums. Im Vatikan hieß es dazu, die Annahme des vollständigen Lehramtes der katholischen Kirche sei und bleibe Grundlage für eine Beendigung des Bruchs zwischen Rom und den Lefebvrianern.

Neuer Ansprechpartner im Vatikan

Unterdessen hat der Papst am Dienstag Joseph Augustine Di Noia zum Vizepräsidenten der Vatikankommission „Ecclesia Dei“ ernannt worden. Die Neuerrichtung dieses Amtes unterstreiche die besondere pastorale Sorge von Benedikt XVI. für die traditionalistischen Katholiken, die bereits in Gemeinschaft mit Rom stünden, heißt es dazu in einer Note der Glaubenskongregation. Mit der Berufung eines hochrangigen Kurienleiters und erfahrenen Theologen in dieses Amt bekräftige der Vatikan zugleich den Wunsch nach einer Aussöhnung mit den traditionalistischen Gemeinschaften, die noch nicht in Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri stünden. Der Dominikaner di Noia, bislang Sekretär der Sakramentenkongregation, wird künftig im Auftrag des Präsidenten von „Ecclesia Dei“ - des Präfekten der Glaubenskongregation - die Einigungsbemühungen mit den Piusbrüdern koordinieren.

Kommission für Traditionalisten

Die Kommission „Ecclesia Dei“ war 1988 für die Betreuung derjenigen traditionalistischen Gläubigen gegründet worden, die den Bruch von Erzbischof Lefebvre mit Rom nicht mit vollziehen wollten. 2009 war die bis dahin weitgehend eigenständige Kommission der Glaubenskongregation zugeordnet worden. Sie kümmert sich um Gemeinschaften wie die Petrus-Bruderschaft. Zugleich führte sie seit 2009 den Dialog mit der Priesterbruderschaft Pius X.

 

(KAP)

 

 

 

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