Vatileaks: Ermittlungen vor Abschluss – Kammerdiener bleibt in Haft
Der Ende Mai festgenommene Kammerdiener des Papstes Paolo Gabriele soll noch „für einige Tage“ in Untersuchungshaft bleiben. Die von Benedikt XVI. eingesetzte Kommission der Kardinäle, die die Hintergründe der „Vatileaks“-Affäre im Vatikan untersucht, wolle ihre Befragungen und Nachforschungen in dieser Woche abschließen, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Donnerstag in Rom.
Der 46-Jährige Gabriele bleibe der einzige Verdächtige im Enthüllungsskandal, der sogenannten "Vatileaks"-Affäre. Allerdings seien weitere Personen vernommen worden, deren Position noch geklärt werden müsse. Die mit den Untersuchungen betraute Kommission werde dem Papst in der nächsten Woche einen ersten Bericht geben, sagte Lombardi.
Vertrauliche Dokumente weitergegeben
Der Kammerdiener soll eine Reihe vertraulicher Dokumente entwendet haben, die dann durch die Medien publik wurden. In den vergangenen Monaten waren mehrere teils brisante Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit gelangt, so zu einem angeblichen Mordkomplott gegen Benedikt oder über das umstrittene Finanzgebaren der Vatikanbank IOR.
Volles Geständnis von Gabriele
Die Turiner Zeitung „La Stampa“ berichtete am Donnerstag, der Rahmen der Ermittlungen sei abgesteckt, Gabriele habe zufriedenstellend ausgesagt und voll gestanden. Laut „La Stampa“ sind in die Affäre noch zwei nichtkirchliche Beschäftigte des Staatssekretariats und ein mit Gabriele befreundeter Journalist verwickelt.
Begnadigung durch Papst möglich
Nach Abschluss der Ermittlungen muss ein Richter darüber entscheiden, ob der ehemalige Kammerdiener bis zum Prozessbeginn auf freien Fuß kommt oder in Haft bleibt. Nach Gerüchten über eine Depression Gabrieles sagte der Vatikansprecher, der ehemalige Kammerdiener sei nach Auskunft seines Anwalts „ruhig und sucht Trost im Gebet“. Gabriele drohen im Fall einer Verurteilung bis zu sechs Jahre Haft, er könnte aber auch vom Papst begnadigt werden.
(APA/dpa)
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sagte dessen Sprecher Federico Lombardi am Montag. Medienberichte, die
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Vatikansprecher zurück.