„Initiative gegen Kirchenprivilegien“ fordert Beschneidungsverbot
Einer Gruppe von fünf Beschneidungs-Kritikern hat am Dienstag in einer Pressekonferenz aus verschiedenen Perspektiven gegen das religiöse Ritual Stellung bezogen und gefordert, auch in Österreich über ein Verbot zu diskutieren.
Klage wurde vorerst keine angekündigt, sei aber auch nicht ausgeschlossen. Niko Alm als Sprecher der Initiative gegen Kirchenprivilegien verwies auf „Grundrechte, von denen wir alle betroffen sind“. Religionsfreiheit sei zwar selbstverständlich, sei aber „auch ein Abwehrrecht“. Nach Alms Ansicht handelt es sich bei der Beschneidung um Körperverletzung, zu der das Kind keine Zustimmung geben könne.
Anwältin sieht Menschengerichtshof gefordert
Rechtsanwältin Eva Plaz sieht als entscheidende Frage, wer den Eingriff bewilligen kann. Bis zum 14. Lebensjahr nämlich die Eltern, und diese dürften in nichts einwilligen, was das Kindeswohl beeinträchtigen könnte. „Die körperliche und seelische Unversehrtheit des Kindes ist meiner Einschätzung nach über die Religionsfreiheit und das Erziehungsrecht der Eltern zu stellen“, folgerte Plaz, die glaubt, dass das Thema vor dem Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg landen werde.
Urologe sieht Vor- und Nachteile
Urologe Pavel Konecny erörterte Vor- und Nachteile einer Beschneidung aus medizinischer Sicht - Nachteile etwa ein größeres Schmerzempfinden oder der Wegfall einer wichtigen erogenen Zone einerseits, Zahlen, die in Subsahara-Afrika von geringeren HIV-Ansteckungsraten bei beschnittenen Buben sprächen andererseits. Trotzdem gebe es keine medizinische Organisation, die eine Empfehlung für eine Beschneidung abgebe, so Konecny.
„Nicht im Sinne Gottes“
Auch kritische Vertreter der primär betroffenen Religionsgemeinschaften gingen an die Öffentlichkeit. Amen Ronald Oberhollenzer, seit Jahren jüdischer Anti-Beschneidungs-Aktivist, sieht den Eingriff nicht im Sinne Gottes. Der Ex-Muslim Cahit Kaya erinnerte sich zurück an die für ihn traumatische Erfahrung der Beschneidung. Anders sehen die Situation jedoch die offiziellen Vertreter der Religionsgemeinschaften. Jüdische und muslimische Vertreter aus Deutschland und Österreich haben sich in den vergangenen Wochen vehement gegen das, von ihnen als Einschränkung der Religionsfreiheit verstandene, Kölner Gerichtsurteil ausgesprochen.
(APA/religion.ORF.at)
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